Hier weiß man gar nicht womit man anfangen soll, am Besten mit dem Anfang - um es in einer der sehr pathetischen aber inhaltsleeren Phrasen des Films zu sagen. Der Film beginnt irgendwie in der Mitte der Geschichte, einen echten Anfang gibt es nicht. Ebensowenig wie ein klassis
ches Ende. Direkt fällt die schlechte deutsche Synchronisation auf: hier wird versucht Bob Marleys eigene Art zu sprechen auf deutsch zu imitieren, was aber nicht wirklich gelingt. So wirkt der Akzent ungewollt komisch und selbst die einfachsten jamaikanischen Begriffe, wie Rastafari klingen irgendwie falsch intoniert.
Doch kommen wir zur Geschichte, man erfährt so gut wie gar nichts zu Bob Marleys Werdegang, seine Jugend, seinen Struggle, wie er aufgewachsen ist, wer die Wailers sind, warum er Rasta geworden ist, wie und wo er seine wichtigste Frau Rita kennengelernt hat uvm. Das bleibt in dem Film alles völlig im Dunkeln. So kommen auch wichtige Wegbegleiter wie Peter Tosh und Bunny Wailer in dem Film einfach gar nicht vor und werden nur mal in einem kurzen Satz erwähnt. Ab und zu wird man dann als Zuschauer mit ziemlich zusammenhangslosen Rückblenden abgespeist, die einem wohl das vage Gefühl von einer tieferen Hintergrundgeschichte geben sollen, aber halt nur ein Gefühl - was für einen biografischen Ansatz mehr als dürftig ist. Doch auch die spätere Zeitspanne von Bob Marleys Leben, in der dieser Film hauptsächlich spielt wird absolut oberflächlich behandelt.
Es geht irgendwie um den damaligen politischen Konflikt in Jamaika, der aber nicht weiter erklärt wird. Gleich am Anfang passiert das berühmte Attentat zu dem es auch keine besonders ausführlichen Hintergründe gibt.
Die Nebendarsteller haben keine eigenen Geschichten und spielen auch bis auf die Ausnahme von Rita fast gar keine Rolle für den Plot. So bleiben alle anderen Charaktere sehr blass, neben einem dauerfröhlichen Bob Marley der einen schlechten Kalenderspruch nach dem nächsten raus haut. Die Dialoge bewegen sich nämlich allesamt auf niedrigstem Soap Opera Niveau und haben teilweise durch den fehlenden Tiefgang echtes "Meme" Potential.
Die Highlights des Films sind die zahlreichen Musik- und Gesangseinlagen, die man sich aber in einer normalen Doku mit echten Konzertmitschnitten und dem echten Bob Marley viel besser anschauen kann. Warum man dafür einen Film braucht, der diese versucht originalgetreu Nachzustellen und sonst fast nix aus dem wirklichen Leben von Bob Marley verrät erschließt sich mir nicht. Zumal es eine sehr detaillierte und mehre hundert Seiten lange Biographie über sein bewegtes Leben gibt. Was ein weiterer wichtiger Punkt ist, denn der Film verklärt einige wichtige Begebenheiten, interpretiert die Geschehnisse stellenweise einfach neu, erklärt nix und lässt den größten Teil der eigentlichen Geschichte einfach aus.
Meiner Meinung nach hat der Film das Potential einer großartigen Story verschenkt. Die Inszenierung kann man nur wohlwollend als mittelmäßig beschreiben. Der Spannungsbogen bleibt bei den flachen Dialogen auf der Strecke und der Informationsgehalt ist in etwa so umfangreich wie der Klappentext von einem CD Booklet.
Und auch wer jetzt hier viele Eindrücke aus Jamaika erwartet hat wird enttäuscht, denn zu 85% spielt der Film in London und Paris.
Also alles in allem für mich eine misslungene Hollywoodproduktion, die sich nicht entscheiden kann ob sie Biografie, Roadmovie, Mocumentary oder Musical sein will. Ein Film den die Welt in dieser Form nicht braucht. Schade für das tolle musikalische Erbe von Bob Marley.