Keinen schlechten Fang macht die Crew eines kleinen Fischerbootes, das im Mittelmeer unterwegs ist: Sie ziehen einen vermeintlich leblosen Körper an Bord. Doch der entpuppt sich als quicklebendig, weiß allerdings ebenso wenig wer er eigentlich ist, macht sich jedoch von einem Hinweis geleitet auf den Weg in die Schweiz, wo er in einem Bankschließfach neben einem Haufen Geld und einer Waffe auch ein gutes Dutzend an Ausweisen für die verschiedensten Länder findet; das Problem dabei: Auf jedem hat er einen anderen Namen. Da der erste gefundene Pass ihn jedoch als Jason Bourne ausweist, soll das sein (Matt Damon) vorläufiger Name sein. Im CIA-Hauptquartier in Amerika geht’s in der Zwischenzeit heiß her.
Man vermisst einen der Top-Auftragskiller und ist enttäuscht über das fehlgeschlagene Attentat auf einen afrikanischen Ex-Diktator, der jetzt in den Medien fleißig gegen das CIA wettert. Natürlich bleibt nicht unbemerkt, das der gerade erst für tot erklärte Auftragskiller doch noch am Leben ist und schnell werden einige seiner skrupellosen Kollegen auf ihn angesetzt. Jason stößt auf seiner Flucht auf die verzweifelte deutsche Marie St. Jacques (Franka Potente), die in argen Geldproblemen steckt. Bourne bietet ihr 20.000 Dollar, wenn sie ihn nach Paris fährt, wo er die nächsten Hinweise auf seine wahre Identität vermutet. Gesagt, getan ...
Wenn deutsche Schauspieler behaupten, sie hätten es in Amerika „geschafft“, dann handelt es sich meistens um gar keine Schauspieler (jüngste Beispiele: Verona Feldbusch und Til Schweiger) und in der Regel haben sie auch nichts geschafft (jüngste Beispiele: Verona Feldbusch und Til Schweiger). "Lola Rennt"-Star Franka Potente gibt sich derweil bescheiden, obwohl sie mit "Die Bourne Identität" bereits zum zweiten Mal in einer großen internationalen Produktion mitspielt und sich in der Riege ihrer Filmpartner zu Johnny Depp nun auch noch Matt Damon gesellt. Frau Feldbusch (die ja zusammen mit Til Schweiger in "Driven" eigentlich nicht mitspielte) wird sie wohl darum beneiden.
Das es nun wenigstens ein deutscher Nachwuchsstar offenbar doch „geschafft“ hat, streichelt zwar das Ego des deutschen Films und derjenigen Kritiker, die Franka Potente bereits nach "Lola Rennt" zurecht Großes prophezeiten, sagt jedoch nichts über die Qualität "Der Bourne Identität" aus. Doch auch um diese braucht man sich keine Sorgen zu machen, denn der Film macht James Bond alle Ehre. Überhaupt scheint die anstehende Veröffentlichung des neuesten „007“-Abenteuers das Genre des Agentenfilms wiederzubeleben. Im Vergleich zum wuchtigen Actionfeuerwerk "xXx – Triple X" kommt die Verfilmung des Romans von Robert Ludlum aber eher gesittet daher.
Dabei erweist sich Matt Damon als passabler Mittelweg zwischen Vin Diesel und Pierce Brosnan, ist er doch wenig zimperlich aber gleichzeitig der perfekte Gentleman, wenn’s drauf ankommt. Der Film überrascht dabei Zuschauer und Hauptfigur gleichermaßen mit seiner Agilität. Zum ersten Mal sehen wir das Potential von Jason Bourne, wenn er zwei zu neugierige schweizerische Polizisten schlafen legt. Ein wundervoller Moment, wenn er dabei selbst überrascht ist, wie zielsicher er die beiden zu Boden schickt und verwundert dreinschaut, als er am Ende dieses kurzen Intermezzos gar die Waffe eines der Polizisten in Händen hält.
Regisseur Doug Liman versteht es zum Glück, derartige Actionszenen bewusst und dosiert einzusetzen, so dass sie wirklich etwas Besonderes sind. Außerdem achtete er bei der Inszenierung auf einen – dem Setting angepassten – eher europäischen Stil und kommt bis auf diverse schnelle Schnitte mit Musikclip-Ästhetik ohne weitere Stilmittel wie etwa der inzwischen inflationär genutzten Slow Motion aus. Das lässt die wunderbar choreographierten Kämpfe und auch die Verfolgungsjagd in einem Mini quer durch Paris – übrigens die einzige im ganzen Film – wesentlich lebendiger und eingängiger erscheinen.
Aus einem anderen Grund eingängig ist die Geschichte des Films, die sich am treffendsten als klassische Agentenstory ohne viel Tiefgang beschreiben lässt. Bereits am Anfang fügt der Film alle Puzzleteile zusammen und heftet den Zuschauer im weiteren Verlauf an die Versen von Jason Bourne. Was den Film dann neben der so phantastischen weil bodenständigen Inszenierung am Leben hält, ist das wunderbare Zusammenspiel zwischen Matt Damon und Franka Potente. "Die Bourne Identität" gehört übrigens zu den Filmen, die man sich am Besten im englischen Original ansieht, denn mit viel Liebe zum Detail wurden die verschiedenen europäischen Sprachen (darunter eben auch Deutsch und „Schwyzerdeutsch“) in den Film integriert; etwas, das sich in der synchronisierten Fassung nicht retten lässt.