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    Der perfekte Chef
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    FILMGENUSS
    FILMGENUSS

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    2,5
    Veröffentlicht am 17. Januar 2023
    DAS WOHL DER UNTERGEBENEN
    von Michael Grünwald / filmgenuss.com

    Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut. So heißt es doch, oder? Klar ist aber, dass in Wahrheit der eine Umstand den anderen bedingt. Ergänzend wäre also zu sagen: Geht’s uns gut, geht’s der Wirtschaft gut. Denn wer nicht um seine Existenz bangen muss, wer glücklich durchs Leben geht oder wenn daheim der Haussegen nicht schief hängt, der hat auch Freude daran, für das Große und Ganze genug Motivation an den Tag zu legen. Wenn das Management diese Dynamik überreißt, ist das schon die halbe Miete. Julio Blanco, Erbe des traditionellen Familienunternehmens Blanco, welches schon seit Generationen Präzisionswaagen aller Art produziert, ist so einer dieser vorausschauenden und nachhaltig agierenden Wunderknaben, der geschickt Ziele des Unternehmens mit den Bedürfnissen seiner Mitarbeiter kombinieren kann, sieht er diese doch längst als seine Familie an und schenkt den Problemen seiner Untergebenen stets ein offenes Ohr.

    Was kann bei so einem angenehmen Arbeitsklima denn noch schiefgehen? Und worüber bitte sollte man bei so einer geschmeidigen Ausgangssituation noch eine Satire auf allzu joviale Betriebswirtschaft aus dem Hut zaubern? Gibt es das denn? Lässt sich ein Betrieb aufgrund menschelnder Parameter an den Rand des Abgrunds führen? Natürlich gibt es das. Wenn die Chefetage keinerlei Distanz mehr wahrt und trotz einer gewissen Betriebshierarchie so tut, als wäre sie auf Augenhöhe mit allen, die ihre Existenz diesem Betrieb verdanken, schrillen die Alarmglocken. Doch anfangs scheint es, als wäre Julio Blanco ganz und gar aufrichtig damit, wenn es heißt, sich den privaten Problemen seines Teams zu widmen. Überdies steht eine neue Auszeichnung fürs Unternehmen ins Haus, und dafür wird sich in den nächsten Tagen eine ausgewählte Jury selbst ein Bild machen wollen. Also: Unter 100% Engagement ist bis auf weiteres ein Ding der Unbill, und da wir längst wissen, dass, wenn es uns gut geht, es der Wirtschaft ebenfalls gut geht, muss Julio Blanco die eine oder andere private Misere selbst ausbügeln. Dass er dabei manchen näher tritt, als beiden Parteien lieb gewesen wäre, könnte sich nicht zwingend positiv auf die Zukunft der Fabrik auswirken.

    Die gemächliche Groteske auf heuchlerische Führungseliten hielt letztes Jahr mit 20 Goya-Nominierungen den Rekord bei den spanischen Oscars. Gewonnen hat der Streifen dann fünf der begehrten Preise, unter anderem auch für Javier Bardem, der sein komödiantisches Potenzial nutzt, um den Geist zwischen sozialem Spürsinn und unternehmerischer Härte zerrissener Machtmenschen mit reichlich Understatement darzustellen. Der Film selbst weiß allerdings nicht so zu überzeugen. Da sind die satirischen Klingen in der französischen Industrie-Farce Der Querkopf mit Louis de Funès um einiges schärfer gewetzt als in Der perfekte Chef. Vielleicht liegt es daran, dass Regisseur Fernando León De Aranoa zu bedächtig durch seinen Film schlendert und mal hier, mal dort den Untergebenen mal erfolgreich, mal weniger erfolgreich aus der Patsche hilft. Wenn Bardem als apotheotischer Überboss bald gar nicht mehr weiß, wo ihm der Kopf steht und ihm seine eigene Jovialität bis hin zu erotischen Stelldicheins den Überblick nimmt, geschieht das immer noch mit Handbremse. So richtig de Nerven verliert Bardem nie, so richtig aus dem Ruder läuft letzten Endes auch nichts, und in keinem Moment steht das Überleben der Firma auf der Kippe. Aranoa hätte das ganze Konvolut aus schmeichelnden Intrigen und herrischer Ordnung mehr an den Rand des Abgrunds schieben können, um die angedeuteten moralischen Diskrepanzen viel kontrastreicher ausfallen zu lassen.

    Da Der perfekte Chef eigentlich niemanden so recht opfern will und wenn dann doch auf dem Schlachtfeld des guten wirtschaftlichen Ansehens der Bauer an die Front geschickt wird, so schlägt selbst das keine allzu großen Wellen. Der Arbeitsalltag unter besonderen Umständen fällt zwar nicht unbedingt zu versöhnlich, aber garantiert zu phlegmatisch aus. Die Arbeit geht weiter, wie sie es immer tut. Denn die Katze beißt sich schließlich in den Schwanz, wenn nicht.
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    Kinobengel
    Kinobengel

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    3,5
    Veröffentlicht am 30. Juli 2022
    Fernando León De Aranoa zeigt nach eigenem Drehbuch spezielle Probleme der Unternehmensleitung auf.

    Herr Blanco (Javier Bardem) hat’s schwer, dabei will er nur das Beste. Vor allem möchte er für den vom Vater geerbten Fabrikationsbetrieb eine bestimmte Auszeichnung erhalten. Eine Woche vor dem Eintreffen der Bewertungskommission sind bei dem Waagenhersteller einige Unregelmäßigkeiten aus dem Weg zu schaffen.

    Während der Originaltitel „nur“ von einem guten Chef spricht, arbeitet der deutsche Vertrieb mit dem Absolutadjektiv. Ironie mit Nachbrenner. Das wäre nicht nötig gewesen, denn die Ursachen für die nett ausgedachten betrieblichen Problemchen mit ihren Folgen werden so herrlich herausgeschält und deuten danach in dieselbe Richtung. Weitere Vermutungen stehen im Raum, köstlicherweise werden nicht alle vollends aufgelöst. Bereinigungsversuche des Blanco (welch ein Name!) führen unweigerlich zum nächsten Hindernis. Ein unaufhörlicher Spießrutenlauf, doch der Patrón hat’s drauf. Das geht auch ins Böse, ist aber weit weniger makaber als es für einen Film aus Spanien oder überhaupt hätte sein können. Der Regisseur setzt auf Gleichlauf der vielen Ereignisketten mit eher kleinen Dynamikspitzen zur freundlich lästernden Musikbegleitung. Nach einer gewissen Spielzeit macht sich das bemerkbar. Wenn damit dargestellt werden sollte, dass dieserart Managementwahnsinn der Alltag des Blanco ist, kann das als gelungen bezeichnet werden. Die herannahende Bewertungskommission hält den Druck gegen den Arbeitgeber aufrecht. Wem das nicht spannend genug ist, der achte bitte auf die phänomenale Körpersprache des Javier Bardem. Dieses schauspielerische Genie haucht Blanco die groteske Hinterhältigkeit sowie die Intensität der schwer verschleierbaren und irgendwann nicht mehr versteckbaren Emotionen ein.

    Fazit: Eine recht gelungene Komödie mit einem perfekten Javier Bardem.
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