Der Film „The noel diary“ hat wie der Titel,
genauso wenig mit Weihnachten zu tun, wie die Geschichte Tiefgang hat
. Doch es ist nicht so, dass nur das fehlt. Jegliches Konzept, wenn es eins gab, wurde filmerzählerisch grauenvoll konstruiert. Die Dialoge verbalisieren viel zu viel an Stellen, wo es überhaupt nicht passt. Und das scheint den Machern fast schon selber aufzufallen, dass ihr Film von Simplicissmen geradezu durchzogen ist, in dem jeglicher Tiefgang vermieden und geradezu überspielt wird. Doch gleichzeitig scheint Tiefgang ein essentieller Teil der Geschichte und des Hauptcharakters zu sein. Daher wirkt es als wären gerade diese Szenen der Überspielung, doch absichtlich da, doch lediglich um nur Tiefgang anzudeuten, bewusster maßen. Es scheint als hätten die Macher nicht das geringste Verständnis wie sie den gewollten Tiefgang erzeugen sollen oder ihn sogar vermeiden wollten. Der Kernpunkt des Films geht unweigerlich an dem Zuschauer vorbei.
Der Charakter ist exklusive angedeutet, mit einem einmaligen Lebensstil als ein außerordentlich erfolgreicher Autor, was einen regelrecht annehmen lässt, dass es eine besonders reflektierte und nachdenkliche Person ist.
Gleichzeitig wird dieses angedeutete Konzept durch die plakativen amerikanischen Sitcom-Dialoge, die in solchen einen geschmackvollen Humor zu Tage bringen, hier regelrecht zerstört. Es scheint als wäre der Charakter konstruiert worden, um den Zuschauern nahe zugehen, aber durch die vollkommen irrationalen Entscheidungen, die er trifft, wird man vollkommen aus der Realität des Filmes gezogen, die wohl gerade dazu beitragen sollten, die Geschichte voranzutreiben. Aber dabei wurde vollkommen vergessen, dass gerade diese auch dazu dienen, den Zuschauer in eine eigene, in sich stimmige, Realität des Films zu ziehen. Gleichzeitig fragt man sich, ob es überhaupt so etwas wie ein Konzept gab: Kein Element der Geschichte wird wirklich ausgebaut, alles bleibt oberflächlich, ohne dabei eine besondere Form von Humor oder Leichtigkeit zu betonen, die das Ganze als geistreich und eloquent hätte erscheinen lassen können. Immer wieder stellt sich die Frage, was der Film eigentlich vermitteln will. Und gerade das scheint so klar, so offensichtlich, weil der Film auf dieser oberflächlichen Ebene geradezu erklärt hat, was er „dachte“ zu vermitteln. Jedoch sind die Macher daran gescheitert, es tatsächlich zu vermitteln. Lediglich die Idee des Films lässt sich erahnen. Die Simplicissmen, die plakativen Aussagen, lassen lediglich erahnen, was man damit versucht hat zu sagen. Man könnte also sagen, der Film hat, mehr als eine reale Message, versucht sich selber zu erklären, und vollkommen am Ziel vorbeigeschossen, wenn man sagt: Filme sind dazu da, etwas zu vermitteln. Sei es ein Gefühl, ein Gedanke, eine eigene Wahrnehmung der Welt,… nichts davon ließ sich auch nur im Ansatz darin wiederfinden.
Das Einzige, was durch die schlechten Dialoge dennoch gestrahlt hat, war das Talent der Schauspieler, dass man wohl gerade anhand der grauenvollen Dialoge erkennen konnte. Es war das Einzige, dass authentisch rüberkam. Es war die Art wie die Dialoge vorgetragen wurden, woran man gemerkt hat, dass die Schauspieler alles aus den Dialogen geholt haben, was ging. Doch, dass der Film an sich nicht gut war, lag daran, dass es keine wirkliche Geschichte gab, und dass das so ist, liegt wohl entweder daran, dass es nie eine gab, oder aber jegliches Stilelement, dass man zum Erzählen der Geschichte hätte verwenden können, schlichtweg missverstanden wurde.
Zu letzt muss ich noch das Ende hervorheben, dass gerade jungen Menschen, wenn sie denn den Film bis zum Ende geschaut haben, eine falsche Idee von Beziehung geben könnte. Was man von den Charakteren halten soll, erzählen sie einem selber im Dialog, doch als ihre Charaktere wirklich zum Tragen kommen, widerspricht ihr Verhalten gänzlich allem, was man aus ihren Dialogen über sie wissen „sollte“. Denn es schien, als wäre dieser Widerspruch nicht gewollt, zum einen, weil es keine wirkliche Geschichte gab, in der man das Verhalten hätte interpretieren können, zum anderen wegen der betont romantischen Musik in der letzten Szene des Films.
Rachel betont mehrere Male, dass ihr Sicherheit sehr wichtig ist. Dennoch scheint sie sich selber an dieses hohe Ideal nicht zu halten: Trotz Verlobung lässt sie sich auf den Hauptcharakter Jakob ein, verschwindet dann still und heimlich bei Morgengrauen. Lediglich einen, nach meiner Meinung, feigen Brief hinterlässt sie auf dem Nachtisch. Dennoch, ohne jedes Anzeichen wirklich verletzte zu sein von dieser Geste, läuft ihr Jakob nach, auch wenn man keine Ahnung hat wann und wie er sie überhaupt gefunden hat, was an sich schon bizarr ist. Und steht mitten in der Nacht vor ihrem Haus, um ihr seine Liebe zu gestehen, was wohl mehr unheimlich ist als alles andere, und man darf von der Machung annehmen, dass es romantisch gedacht war. Sie schießt ihn dann abermals in den Wind für ihren Verlobten, und sagt ihm, dass sie ihn nicht liebt. Daraufhin geht er, aber als er dann alles zusammen gebackt hat und nach Hause fahren will, steht sie plötzlich vor ihm. Und eine romantische Musik wir abgespielt während sich die beiden anstrahlen. So als wäre sie nach ihrem widersprüchlichen und verletzenden Verhalten ihm gegenüber überhaupt noch eine Option für ihn für jegliche Beziehung, und sei es nur eine Freundschaft, die wohl das höchste aller Hoffnung nach einem solchen Verhalten gewesen wäre.
Das Einizge, dass Weihnachtsstimmung nach den anderen Kritiken erzeugt sind wohl eben jene Simplicissmen,
Szenen von weiten Landschaften, einer wunderschönen grünen Tanne, oder einem malerisch altem Haus. Doch das war dann auch schon alles.
Alles in allem ist das nur ein Film, den man sich anschauen sollte, wenn man gerne mal einen wirklich schrecklichen Film sehen möchte; lernen möchte, wie man selbst aus dem schlechtesten Dialog eine schauspielerische Leistung heraus zaubern kann; oder aber sehen möchte, wie jegliche film- und erzählerischen Elemente vollkommen konfus zusammengesetzt wurden; oder einfach, weil der Hauptdarsteller gut aussieht.