"Twisters" ist keine Fortsetzung des alten Actionkrachers "Twister" aus den 90er Jahren, sondern ein quasi-Remake mit anderen Charakteren und einer ähnlich aufgebauten Handlung. Allerdings ohne dessen Charme.
So finden wir auch hier eine traumatisierte Ex-Sturmjägerin, die zugleich ein instinktives Gespür für Wetterkapriolen hat, einen draufgängerischen Sturmjäger, der das Herz auf dem rechten Fleck hat, zwei konkurrierende Wetterexperten-Teams mit unterschiedlichem Budget und Equipment ... sowie die grössten und wildesten, luftigen Nebencharaktere, die Twister ( incl. jeder Menge ziviler Opfer und enormer Sachschäden ) und natürlich die Dorothy-Maschine, welche hier als die Erfindung, nämlich eine alte Studienarbeit, der o.g. Ex-Sturmjägerin dargestellt wird.
Handlungsmässig ist der Streifen ein typischer Katastrophenfilm ohne nennenswerte Überraschungen ( zumindest keine, die man nicht irgendwo schon bereits gesehen hätte ).
Er zeigt aber hervorragend die Unberechenbarkeit sowie Selektivität der Tornados in den USA an und die rel. Hilflosigkeit der kleinen, schwachen Menschen im Vergleich zu diesen Naturgewalten.
Garniert wird das Ganze mit viel meteorologischem Fachjargon. Ob hier die Enstehung bzw Vernichtung dieser Stürme der Realität entspricht oder doch nur Wunschdenken ist, kann ich als Laie leider nicht beurteilen.
Effektemässig klotzt der Film allerdings tüchtig ran und lässt den geneigten Zuschauer kaum zur Ruhe kommen.
Visuell bietet der Film neben Doppelstürmen auch luftige Feuersäulen und zelebriert regelrecht das Zerlegen von Gebäuden und anderen menschlichen Konstrukten , als wären diese aus Pappe.
Fliegende Kühe gibt es diesmal übrigens nicht, nur bedauernswerte fliegende Menschen und ein Huhn ( welches ironischerweise als Einziges den Opferflug überlebt ).
Und damit sich die Kinogänger, welche sich den Film grade ( in den USA ) anschauen nicht zu sicher fühlen, enthält der Film auch eine Szene, in welcher ein Tornado mal eben einen Kinosaal zerlegt und sich ein paar Zuschauer schnappt.
Schauspielerisch kann ich nicht meckern. Die Darsteller agieren glaubwürdig, egal ob durch die Darstellung von Trauma oder Verrücktheit ( wobei selbst der Tornado-liebende Draufgänger ein entsetztes Gesicht aufsetzt, als ein Twister die Stadt in der er sich aufhält plötzlich "angreift" ).
Die Protagonistin, deren Lebensgeschichte hier am besten durchleuchtet wird, hat ihre Ecken und Kanten ( ihr Trauma wurde durch die eigene Hybris verursacht ).
Hintergründig wird hier zudem etwas Kritik an sensationslüsternem Sozial-Medien-Influencertum und Landkäufer-Spekulanten, die sich am Elend der Opfer bereichern, ausgeübt.
Alles in Allem ist "Twisters" ein typischer, rel. überraschungsarmer Katastrophenfilm, der überzeugende Protagonisten und v.a. bombastische Schauwerte zu bieten hat ( welche man sich am besten auf einem grossen Bildschirm anschaut ).
Allerdings hätte sich hier eine 3D Konvertierung angeboten, um den Schaueffekt und damit den Filmgenuss zu maximieren. Schade. Verpasste Chance.