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    Julie - Eine Frau gibt nicht auf
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    Kinobengel
    Kinobengel

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    4,0
    Veröffentlicht am 4. Juli 2022
    Der zweite abendfüllende Spielfilm von Regisseur Eric Gravel wurde 2022 auf dem 39. Münchner Filmfest in der Reihe International Independents vorgestellt. Das Drehbuch stammt ebenfalls aus seiner Feder.

    Die hochgebildete zweifache Mutter Julie (Laure Calamy) ist für ihren Job als leitendes Zimmermädchen eines Pariser Hotels reichlich überqualifiziert. Die Anreise aus dem Umland bereitet der Alleinerziehenden mit dem Weg über die Nanny jeden Tag einen Wettlauf mit der Zeit. Wegen Unpünktlichkeit ist sie bei der Hotelmanagerin Sylvie (Anne Suarez) bereits einige Male aufgefallen. Ein groß angelegter Streik der öffentlichen Verkehrsmittel verwandelt die wackelige Situation in ein brodelndes Fass.

    Das Ganze Leben sei ein Thriller, sagte der Regisseur nach der Projektion beim Q&A sinngemäß auf die Frage, warum er den Film in dieser Weise gedreht habe. Tatsächlich hat Gravel seine Geschichte ganz anders als ein ruhiges breit erzähltes Schauspiel inszeniert, was die gängige Weise ist, einen solchen Stoff auf die Leinwand zu bringen (z.B. "Zwei Tage, eine Nacht", 2014 von den Brüdern Dardenne). Die Einstellungen sind kurzgehalten, ein treibender Score hält das Publikum akustisch im Galopp zu den Bildern, die eine unentwegt gehetzte Julie zeigen, der häufig in allerletzter Sekunde etwas gelingt, aber nicht jedes Mal. Aus der Nachsicht der Beteiligten wird Intoleranz, die mit dem Streik im Hintergrund zu mitleidlos erscheint. Dennoch wirken die enervierenden Fallstricke nicht künstlich installiert. Nun denn, die Schlinge um den Hals der Gedrängten wird allmählich enger. Der Plot läuft in 88 Minuten wie gefährlich gut geschmiert, Langeweile: Fehlanzeige. In den wenigen ruhigen Momenten übertragen sich Julies kurze Phasen der Entspannung auf den Saal. Der Film baut eine hervorragend funktionierende Verbindung zum Publikum auf.

    Gravel hat seine Hauptfigur mit Fingerspitzengefühl ausgestaltet, ihrer Profession nach als Macherin, Improvisationsgenie, eine nach Intuition handelnde Managerin, eine unnachgiebige Diskutantin sowie Entscheiderin. Ihr zuzusehen, wie sie jeden Stein, der ihr vor die Füße geworfen wird, aus dem Weg räumt oder beim Fehlversuch Alternativen findet oder zu finden versucht, ist einfach mitreißend.
    Von der großartigen erfahrenen Laure Calamy bekommt Julie die Ausstrahlung einer starken Frau. Wenn die nette Mutti ihre Straßenklamotten gegen das Zimmermädchenkostüm tauscht, die langen Haare streng nach hinten bindet und den vom Personal erwarteten beharrlichen Gesichtsausdruck mit entsprechender Kopfhaltung annimmt, mag das schon eine tolle Show sein. Die Hingabe als willensstarke Kämpferin, schlagfertige Bewerberin für eine adäquate Arbeitsstelle sowie der Anblick des voranschreitenden seelischen Abbaus lösen darüber hinaus Faszination aus.

    "À Plein Temps“ (Originaltitel) ist ein sehr gut gespielter Film, der die Zuschauer von Anfang bis Ende fesselt.
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