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Kinobengel
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3,0
Veröffentlicht am 24. September 2022
Der fünfte Spielfilm von Jae-rim Han soll voraussichtlich im November 2022 in den deutschen Kinos starten. „Emergency Declaration“ wurde zuvor für ein furioses Finale des Fantasy Filmfests aufgeführt.
Jin-Seok (Si-wan Jim) setzt in einem von Incheon nach Honolulu gestarteten Flugzeug ein hochansteckendes tödliches Virus frei. Durch Zufall findet der Polizist In-ho (Song Kang-ho, „Parasite”, „Snowpiercer”, „Lady Vengeance”) eine Spur in der Wohnung des Mannes. Die Ehefrau des Beamten ist Passagierin des Fluges. Welcher Staat genehmigt die Notlandung eines kontaminierten Flugzeugs?
Filme aus Südkorea zeigen häufig sentimental theatralische Darbietungen. Die dafür bestens geeignete, 2021 fertiggestellte Produktion macht wie selbstverständlich nicht Halt davor. Geboten werden eindeutige Charaktere: der Übeltäter fällt zu Beginn schon unangenehm auf, die Guten wollen alles unternehmen, damit ihresgleichen einem bösen Ende entgehen, Zufälle und übertriebene Handlungen inklusive. Dazu wird ein treibender Score geliefert, auch zu ungeeigneten Momenten. Humor ist allerdings passend gering gesät.
Mit „Who done it?“ möchte Regisseur Jae-rim Han, der an jedem Drehbuch seiner Werke mindestens mitgewirkt hat, gar nicht erst arbeiten, denn in ca. 10.000 Meter Höhe über der Erde ist Material für einen gescheiten Spannungsaufbau reichlich vorhanden, ein Flugzeug kann schließlich nicht mal eben rechts rangefahren werden. Das ist natürlich keine neue Idee, vgl. die Airport-Reihe aus den 1970ern mitsamt der kultigen Persiflage „Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“ (1980 von Jim Abrahams, David Zucker). Einige Inhalte sind sogar ziemlich genau übernommen worden, nur zuweilen eklig blutiger zum Ausdruck gebracht.
Das Publikum wird über die atemberaubend fulminante Action einige Male in die Sessel gedrückt, welche zum Glück im Kinosaal montiert sind. Bei festem Boden unter den Füßen arbeiten In-ho und die Verkehrsministerin (Jeon Do-yeon) gegen den Terror. Leerlauf hat hier keinen Timeslot erhalten. Obendrein kommen technisch perfekte Spezialeffekte zum Einsatz, wodurch „Emergency Declaration“ alles mehr an Atmosphäre bietet, wofür bei „Non-Stop“ (2014 von Jaume Collet-Serra) gespart worden ist. Ja wow, gefolgt vom typischen Ende eines ereignisreichen Desaster-Thrillers, das sogar berührt. Die letzte Wendung auszuklammern hätte eine ebensolche emotionale Wirkung hinterlassen sowie das Genre mehr geprägt.
„Emergency Declaration“ ist simple Unterhaltung im einwandfreien Kleid.
Das war ja mal ein Flugzeug-Katastrophen-Kracher der besseren Sorte. Respekt. Das hätten auch die Studios in Hollywood nicht besser hinbekommen. Ein wahnsinnig gewordener Wissenschaftler schleust ein tödliches Virus an Bord eines südkoreanischen Linienfliegers. Aus reiner krankhafter Bosheit heraus möchte er seinem Leben mit einem großen Knall ein Ende setzen und möglichst viele unschuldige Menschen möglichst medienwirksam mit in den Tod reißen. Für die Passagiere gibt es kein Entrinnen, auf sie wartet unter höchst grausamen Bedingungen der sichere Tod. Der Streifen elektrisiert von der ersten bis zur letzten Minute. Ein unvorstellbares Drama, unglaublich effektiv in Szene gesetzt. Da stockt einem wirklich zeitweilig der Atem. Auch wenn man sich als Zuschauer natürlich von ganzem Herzen die Rettung der Betroffenen wünscht, so hätte der Film doch „Treffer versenkt“ melden können, wenn uns und den Passagieren nicht doch im allerletzten Moment noch ein Rettungsring zugeworfen worden wäre, ein Ausweg aus einer Situation, den es im richtigen Leben wohl kaum geben würde. So bleibt es am Ende ein megaspannender Reißer, beste Unterhaltung, ein echter Adrenalin-Kick, aber eben doch kein Film mit Nachwirkung bis in die Ewigkeit.