Das Blockbusterkino hat für mich schon seit vielen Jahren den Reiz verloren. Die Machwerke der großen Studios krankten an vielen stellen. So sahen die Filme stellenweise furchtbar hässlich aus, trotz immenser Produktionskosten, oder sie waren inhaltlich extrem plump, dumm und einfallslos geschrieben. Filme wie „DUNE“ oder „Blade Runner 2049“ sind die Ausnahme und werden auch in ihrem Auftreten immer seltener. Da wirkt es schon fast wie ein Wunder, dass „Rogue One“-Regisseur Gareth Edwards mit „gerade einmal“ 80 Millionen Dollar einen Film erschafft, der nicht nur inhaltlich überzeugt, sondern auch auf visueller Ebene alle großen Marvel- oder „Star Wars“-Filme aussticht. Den „The Creator“ ist nun endlich mal wieder eine eigene Idee im Science Fiction Genre und ebnet den Weg in eine neue Zukunft des Filmemachens.
Worum geht es: In einer nahen Zukunft leben Menschen auf dem Erdball gemeinsam mit künstlichen Intelligenzen. Diese KI zündet aber eines Tages einen Atomsprengkopf in Los Angeles, woraufhin die westliche Welt die KI verbietet. Die Maschinen, die sich in die asiatischen Länder zurückziehen, werden daraufhin von den USA gejagt, an deren Spitze die Raumstation „Nomad“ steht, die die Roboter auslöschen sollen. In all dem findet sich zudem Joschua, der eine Geheimwaffe der KI ausfindig machen soll.
Im Grunde ist es schon ein wenig Paradox. Bei all seinen stärken die der Film aufweist, erfindet er das Rad nicht neu. „The Creator“ bedient sich in seinen Versatzstücken immer wieder an anderen großen Klassikern der Science Fiction, wie „Blade Runner“, aber auch an klassischen Kriegsfilmen, wie „Apocalpyse Now“. Dennoch mache ich dem Film dahingehend keinen größeren Vorwurf. Sich an altem zu bedienen um daraus etwas neues zu machen hat damals schon bei George Lucas „Star Wars“ gut funktioniert und zu großartigen eigenen Werken geführt. Gereth Edwards kennt seine Vorlagen und spielt diese hier sehr stark aus. Die zugrundeliegende Handlung an sich ist schon stark genug. Die Thematik der künstlichen Intelligenz ist über die vergangenen Jahre immer mehr in den Vordergrund gerügt und in einer Zeit, in der man in Hollywood streikt, unter anderem wegen solchen KI´s, macht die Lage nochmal spannender. So mal der Film hier einen vollkommen anderen Ansatz wählt, als es in vielen anderen Vertretern des Genre der Fall ist. Zudem wirkt der Film in weiten Stellen wie eine Abrechnung mit der Kriegstreiberei der amerikanischen Welt und erinnert in seiner Ästhetik auch stellenweise sehr stark an den Vietnam-Krieg. Von einem reinen Zufall ist dabei nicht auszugehen.
Was Edwards hier wieder ähnlich gut gelingt, wie im Finale von „Rogue One“ sind Figuren zu schaffen mit denen man mitfühlt. Gerade John David Washington, als Joschua überzeugt hier auf ganzer Linie und liefert bisher seine beste Performance ab. Seine Figur bleibt dabei zu jedem Zeitpunkt nachvollziehbar und glaubhaft und sein Zusammenspiel mit Madeleine Yuna Voyles ist fantastisch. Die Newcomerin, spielt ihren Part als Alfie absolut fantastisch und hat mir sogar in mancher Szene eine Träne entlockt. Eine Schauspielerin, von der wir hoffentlich noch mehr sehen werden. Auch Gemma Chan liefert hier eine sehr starke Performance ab und funktioniert in ihren kurzen Szenen sehr gut. Anders als noch in „Eternals“ kann sie hier die Chemie zu Washington deutlich glaubhafter Vermitteln. Auch in den Nebenrollen dürfen Darsteller wie Ken Watanabe, als KI Harun glänzen oder Ralph Ineson als US-General Andrews. Oscargewinnerin Allison Janney spielt zudem ebenfalls wieder gewohnt stark und funktioniert als Antagonistin, wenn gleich man bei ihr die Chance verpasst den Konflikt noch etwas spannender zu machen. Gleich zu Beginn erzählt sie wie sie ihre Söhne an die KI verloren hat. Diese Szene ist stark und nimmt auch mit, aber leider ist dies dann auch alles was man pber sie erfährt. Im weiteren Verlauf des Filmes findet dann leider nicht mehr mit ihr statt.
Es gibt zwar kleine Schwächen in „The Creator“, zum Beispiel dass das World Building zwar großartig ist, aber manchmal nicht ganz ausreichend wirkt, oder eben den genannten klaren Schnitt zwischen Gut und Böse, aber ich konnte dies dem Film schnell verzeihen, weil ich doch stark von dem gefesselt war, was ich auf der Leinwand gesehen habe.
Dieses Visuelle ist dann auch der aller stärkste Pluspunkt des Filmes. „The Creator“ sieht zu jedem Zeitpunkt überragend aus. Dass man an echten Schauplätzen dreht in ist Hollywood keine Selbstverständlichkeit mehr, was man den Filmen am Ende auch immer ansieht, da die Künstlichkeit einem zu jedem Zeitpunkt ins Gesicht springt. Hier ist es anders. Die echten Schauplätze, seinen es Berge, Felder, Strände sehen schon unglaublich schön aus und die visuellen Effekte fügen sich im Anschluss eben großartig in die Kulisse ein. Seien es Städte, die an ein LA aus „Blade Runner“ erinnern, gigantische Panzer, die auf Dörfer zurollen, die Maschinen selbst, die unglaublich realistisch aussehen oder die Raumstation „Nomad“ selbst, die Effekte sitzen. Kameramann Greig Fraser, der zuvor schon mit Edwards an „Rogue One“ gearbeitet hat und für „DUNE“ sogar den Oscar gewinnen konnte, fängt diese Szenen auch wieder erstklassig ein. Die Aktionszenen sind ebenso schön anzusehen, wie die blauen Strahlen, die die „Nomad“ abgibt, während Soldaten im dunkel über einen Strand laufen. Man kann sich an den Bildern eigentlich nicht so recht sattsehen, da wirklich jedes Bild in dem Film ein absolutes Highlight ist. Maschinen läuten, in einer tibetanischen Tracht, die Alarmglocken, während im Hintergrund sich Kampfjets durch die Berge treiben. Unglaublich was hier mit einem vergleichsweise geringen Budget geboten wird.
Kurz: „The Creator“ hat minimale Schwächen und er erfindet das Rad nicht neu, aber das muss er auch nicht. Aus den Elementen der Inspiration formt er etwas Neues und liefert ein emotionales Werk, welches stark gespielt ist und sich nach Abrechnung der amerikanischen Kriegsmacht anfühlt, wie aber auch als sehr aktueller Blick auf den modernen Zeitgeist im Umgang mit künstlichen Intelligenzen. Doch letztlich ist es dass überragende Handwerk, was den Film auszeichnet. Mit Bildern versehen, die nicht schöner sein könnten, ist „The Creator“ ein visueller Rausch, der sich auf einer großen Leinwand mit seinen brachialen Bildern vollkommen entfaltet und in Hollywood das richtige Signal senden kann, dass man mit genügend Herzblut und Vision einen grandiosen Film abliefern kann, ohne immense Summen für mittelmäßige Storys und grausiges CGI zu verschwenden.