Der Fremde in meinem Zimmer?
Gleich vorweg: Dies ist einer dieser Filme, bei denen man so wenig wie möglich wissen wollte, bevor man ihn sieht. Ich werde im Laufe der Rezi auf die Story eingehen, aber nur so weit, wie in vielen anderen offiziellen Beschreibungen des Films. Wichtige Twists oder dergleichen werden natürlich nicht verraten!
„Barbarian“ von 2022 sorgte für viel Aufsehen im Horrorgenre. Regisseur Zach Cregger hatte bis dahin schon einige Sachen gedreht, vor allem einzelne Episoden für Serien. Doch nun ging es in die Horrorrichtung und ich muss sagen, dass dies ein wirklich beachtliches Genre-Debüt ist. „Barbarian“ ist ein wirklich unterhaltsamer, cleverer und stellenweise düsterer Film, der mehr ist als so manches Marketing vorgibt.
Die junge Tess möchte in Detroit einen Job bei einer Regisseurin für Dokumentarfilme annehmen. Doch in ihrem gebuchten Apartment ist bereits jemand. Der junge Mann scheint darüber genauso verwirrt zu sein, wie sie. Schon bald nimmt das Ganze eine düstere Wendung...
Und mehr braucht es nicht, denn danach beginnt der Film erst richtig. Regisseur Cregger schrieb auch das Drehbuch zu „Barbarian“ und lieferte in meinen Augen eine wirklich starke Leistung ab. Dieses Horrorwerk spielt gezielt mit den Erwartungen des Zuschauers und schafft es immer wieder zu überraschen. Ein Moment (um genau zu sein ein Schnitt) war besonders überraschend und machte den Film gleich besonders in meinen Augen. Dabei spielt „Barbarian“ mit einigen Genres und bleibt nicht nur beim Horror, wobei dieses Genre für mich gefühlt alles umfassen kann. Dennoch gibt es auch beispielsweise einige humorvolle Momente, sowie etwas überzogenen Gore. Solange man keinen „typischen“ Film wie „Don´t Breathe“ oder die „Conjuring“-Teile erwartet, sollte „Barbarian“ für viele sicherlich ein unterhaltsamer Trip werden.
Richtig stark ist auch die unterschwellige Message des Films. Das Ganze hat angenehme Jordan Peele-Vibes, dennoch ist sich „Barbarian“ nicht zu schade sich zu etwas Eigenem zu entwickeln.
Perfekt ist der Film in meinen Augen am Ende dann leider doch nicht, weil es eben das Ende ist, was mich etwas enttäuscht hat. Es ist nicht schlecht und manche werden es sicherlich feiern, aber ich hatte das Gefühl, dass der Film zu viel wollte. Vor allem sind es einige nervige Klischees, in denen sich der Film verliert. Richtig aggressiv hat mich die Szene mit der Polizei gemacht, das war mir zu dämlich! Denn ansonsten verhalten sich viele der Figuren m Film sehr natürlich und intelligent, aber diese eine Stelle war dann doch schwer zu verdauen…
Der Cast ist stark. Georgina Campbell als Protagonistin ist toll, Bill Skarsgård ebenso und vor allem Justin Long hat mich beeindruckt mit seiner schauspielerischen Qualität.
Auch technisch ist „Barbarian“ sehr schick gemacht. Zach Kuperstein war für die famose Kamera verantwortlich. Es gibt verschiedene Abschnitte im Film, die unterschiedlich gedreht sind, was in Bezug auf Charaktere und Locations viel Sinn ergibt und den Film dadurch nochmal vielschichtiger macht. Ein düsterer Score von Anna Drubich rundet das Ganze schön ab.
Fazit: „Barbarian“ ist für mich einer der guten Horrorfilme der letzten Jahre. Abwechslungsreich, überraschend und qualitativ hochwertig gemacht. Wer sich an ein paar Klischees nicht stört und nicht zu viel Logik erwartet, wird hier einen riesen Spaß haben!