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    Mittagsstunde
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    4,0
    Veröffentlicht am 26. September 2022
    Eine gelungenes Familiendrama, das ganz wesentlich - aber nicht nur - durch Charly Hübner getragen wird. Immer glaubhaft verkörpert er die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart und ganz besonders zwischen den Familienmitgliedern und deren Geschichte(n).
    Das Sterben des Dorflebens zu Gunsten des Fortschritts, der Niedergang des Dorfgasthauses und deren Betreiber, alles fügt sich zu einem bewegenden Panorama, das sich über die Nachkriegsjahre bis in die Gegenwart erstreckt und alles mit einer guten Prise Humor, das „Kuddelmuddel“.
    Sehr sehenswert
    FILMGENUSS
    FILMGENUSS

    753 Follower 942 Kritiken User folgen

    4,0
    Veröffentlicht am 18. September 2023
    HIGH NOON MIT DEM DAMALS

    Gerade erst hat Schauspieler Charly Hübner sein Regiedebüt hingelegt – die Verfilmung von Thees Uhlmanns postmoderner Jedermann-Version: Sophia, der Tod und ich. Nur lebt und stirbt hier kein reicher Mann, sondern ein durch den Rost des Lebens gefallener Taugenichts, der selbst gegen den Sensenmann kaum Argumente gegen sein Ableben ins Feld führen kann. Die Idee einer Bad Batch aus Ex-Freundin, Mutter und Tod mag zwar witzig klingen, gerät aber zum Frosch im Hals. Weniger schwer schlucken muss Hübner allerdings als Schauspieler, und zwar ganz besonders um die Mittagsstunde, wenn es heißt, bei den Altvorderen nach dem Rechten zu sehen.

    Mudder und Vadder, wie er sie nennt, leben mehr schlecht als recht in einem nordfriesischen Kaff fast schon jenseits der Zivilisation, in welchem die besten Zeiten längst vorbei sind, die Läden alle dicht gemacht haben und das Wirtshaus am Rande der Straße nur noch das Echo vergangener Full House-Abende erklingen lässt. Dieses gehört schließlich dem alten, geistig noch nicht ganz verwirrten Sönke Feddersen, seines Zeichens eben besagter Vadder von Ingwer (Charly Hübner), der sich eine Auszeit von seinem Job als Archäologieprofessor nimmt und vorübergehend ins für die Ewigkeit recht schlecht konservierte Nirgendwo zieht. Die leere Gaststube beherbergt jede Menge Erinnerungen, die Fassade des Kreislers, bei dem’s früher Eis am Stiel gab, vermittelt lediglich wehmütige Gedanken an eine Kindheit, in der eine junge Frau namens Marret (Gro Swantje Kohlhof) eine ganz gewisse Rolle innehatte. Nur welche, ist bis heute nicht klar. Ingwers Mutter (Hildegard Schmahl) wiederum leidet an hochgradiger Demenz und ist kaum mehr ansprechbar. Nicht nur, aber auch deshalb, will der wortkarge Professor eine gewisse unausgesprochene Schuld begleichen, deren Ursache sich erst nach und nach und viele Rückblenden später auch für den Zuseher erschließt.

    Viel passiert nicht, in Lars Jessens Verfilmung von Dörte Hansens komplentativer Studie über Erinnerung und Vergänglichkeit. Die Zeit scheint dort oben im hohen Norden Deutschlands langsamer abzulaufen als sonst wo. Anfangs erscheinen Ingwers Eltern, insbesondere der Alte, störrisch, mürrisch und undankbar. Schwer, sich auch nur mit irgendeinem der Charaktere, die hier durch ein erschöpftes Leben schlurfen, anzufreunden oder den Drang zu verspüren, sich mit dieser Familie auseinandersetzen zu wollen. Doch Jessen lässt sich Zeit und weiß haargenau, welche Momente wann einen Einblick gewähren müssen. In Kombination mit einer längst vergangenen Zeit, einer wenig verklärten Siebziger-Zeitkapsel, die in immerwährenden narrativen Impulsen das Bild einer durchaus seltsamen Familie ergänzt, entsteht so eine unerwartete, fast schon überrumpelnde Nähe zu Menschen, die das Produkt ihrer Zeit, ihrer Pflichten und ihres sozialen Umfelds sind. Doch dieser realistische, völlig unverkrampfte Blick auf das Ungefällige, Introvertierte einer Gemeinschaft, birgt eine befreiende Ehrlichkeit, die fast schon zu intim scheint, um hier, in diesen Mikrokosmos, hineinblicken zu dürfen. Wie in Michael Hanekes gefeiertem Drama Liebe spiegelt das Alter nicht die Person wider, die mit dem körperlichen wie geistigen Zerfall umgehen muss, sondern nur deren verwittertes Fundament. Der Blick zurück auf die andere Zeitebene vollendet allerdings das Bild dieser Leute – und man beginnt zu verstehen.

    Mittagsstunde ist pures, deutsches Kino, empfindsamer Heimatfilm und die trotzige Analyse einer Familie, die nicht so war, wie sie zu sein schien. Hinter all diesem vergilbten Fotoalbum voller sozialer Interaktionen führt das große Geheimnis geradewegs zu einem epischen, ganz großen Drama, doch immer noch still, unauffällig für andere, und gerne für sich. Kino, das niemanden braucht, aber wir es umso mehr.
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    Erich Fischer
    Erich Fischer

    96 Kritiken User folgen

    3,0
    Veröffentlicht am 23. September 2024
    Dieser Film ist in meinen Augen ein langatmiger Trailer des Romans, den ich nicht kenne, der aber poetisch schön sein dürfte, sein Fazit: „Seltsam kreisten die Kartoffelkinder lebenslang um ihre Dörfer, blieben auf den Umlaufbahnen, die sie hielten, nicht zu nah und nicht zu fern. Treue Mondgesichter, die an ihrer alten Erde hingen.“
    Gottseidank hatte ich eine sehr ausführliche Inhaltsangabe des Romans gelesen, ansonsten hätte ich vor allem angesichts der dauernden Zeitsprünge und des Fehlens zahlreicher wesentlicher Details aus dem Roman nur Bahnhof verstanden. In den Kritiken und dem Vorspann hätte man darauf hinweisen sollen, dass der Film eigentlich nur für Leser des Romans begreiflich ist - das kann doch nicht der Sinn eines Films sein?
    Leider halten heutzutage viele Filmemacher Unverständlichkeit für Kunst. Kurz gesnackt: »Die Welt geit unner«...
    Christian Tölken
    Christian Tölken

    1 Kritiken User folgen

    5,0
    Veröffentlicht am 29. September 2022
    Ein herausragender Film, in dem einem Charly Hübner atemberaubend spielt. Nach dem Bestseller von Dörte Hansen hat Lars Jessen eine gelungene, zärtlich ruppig Liebeserklärung an Nordfriesland geschaffen, ohne in die Schublade Heimatfim zu geraten ein Meisterwerk.
    Corinna Gellert
    Corinna Gellert

    1 Kritiken User folgen

    5,0
    Veröffentlicht am 27. August 2024
    Dieser Film war so emotional, ich habe vom Anfang bis zum Ende nur geheult. Ich konnte mich teilweise mit dem Thema identifizieren. Mehr von solchen Filmen.
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