Opulent, emotional mitreissend und intelligent ... so verfilmt man ein politisch-philosophisch-esoterisches Sci-Fi Epos, dessen Romanvorlage aus den 60ern schon der geistige Vorläufer von Star Wars war!
War der erste Teil noch eher als ruhige Einführung zu sehen, welche die grausam-zerstörerische Fehde zwischen zwei galaktischen Adelshäusern den Zuschauern erläuterte, so ist im zweiten Teil die Vergeltung als actionreicher, bildgewaltiger Paukenschlag mit viel religiösem Fanatismus als unterstützendem Element zu sehen.
Handlungstechnisch hat sich der Regisseur ein paar gravierende Veränderungen erlaubt, welche jedoch trotzdem funktionieren und die allgemeine Ausrichtung des Filmes nicht verändern.
Zu erwähnen wäre da z.B. die zwar vorhandene, doch nicht äusserlich sichtbare Existenz von Alia, Pauls kleiner Schwester.
Am Ende des Filmes ist Pauls Mutter noch immer mit ihr (hoch)schwanger, anstelle daß Alia ein kleines vierjähriges Mädchen mit gruseliger seherischer Gabe ist.
Allerdings ist Alia hier noch unheimlicher, da sie mit ihrer Mutter quasi aus dem Bauch heraus kommuniziert, was noch verstörender ist, da Lady Jessica dadurch selber wie bessessen erscheint.
Die Tatsache, daß der Zeitsprung zwischen Teil 1 und zwei nur wenige Monate anstatt wenige Jahre umfasst, sorgt dafür, daß Chanis und Pauls erster Sohn hier auch noch nicht existiert.
Dementsprechend ist die Fremenkriegerin noch nicht so stark emotional an Paul gebunden und daher weicht ihre ( vorläufige?) Entscheidung zum Schluß, nämlich nicht Pauls blosse Konkubine zu sein, von der Romanvorlage ab.
Eine weitere Veränderung ist wohl eher dem Zeitgeist verschuldet, welcher es in modernen Filmen ungern sieht, wenn übliche soziale Randgruppen als Bösewichte dargestellt werden.
Aus diesem Grund ist die ( päderastische ) Homosexualität des Barons nicht offen zu sehen. Einzig seine inzetuöse Lust gegenüber seinem jüngeren Neffen wird schwach angedeutet.
Ein visuelles, sehr einfaches Stilmittel wird hier zudem interessanterweise neu eingeführt.
Wir sehen zum ersten Mal wie die Oberfläche von Gedi Prime, dem Heimatplaneten der Harkonnen, aussieht. Dem Planeten mit der bereits im Buch erwähnten schwarzen Sonne, welche erklärt, warum die Harkonnen und die anderen Bewohner so blass und kahl aussehen.
Eine der grossartigsten und eindrucksvollsten Szenen des Filmes dürfte wohl auch Pauls erster Ritt auf dem Riesensandwurm sein.
Die Szene ist länger als in den anderen Versionen und zeigt auf wie anstrengend die Besteigung des Biests wirklich ist, v.a. wenn die Viecher mit einem Affenzahn durch die Dünen preschen und der aufstobende Sand dem Reiter brutal ins Gesicht peitscht.
Zudem setzt man hier den religiösen Fanatismus der meisten Fremen nunmehr noch etwas stärker in den Mittelpunkt als zuvor, ebenso wie Pauls anfangs enorme Abneigung gegenüber der Rolle des Messias ( sowie seine unvermeidliche Kapitulation durch den Druck aufgrund der äusserlichen Umstände ), sowie die manipulative Art seiner Mutter ebendiese religiöse Rolle zu befeuern.
Das Ende ist etwas offener als in den anderen Verfilmungen ( und erst recht der Buchvorlage ).
Doch der Regisseur hat inzwischen durchblicken lassen, daß das Drehbuch zu einem dritten Teil bereits in Arbeit wäre ( und bei Erfolg des aktuellen Filmes wohl auch im Filmformat zustandekäme ).
Dieses würde dann den Roman "Der Herr des Wüstenplaneten" ( orig. Dune Messiah ) behandeln und Pauls Geschichte damit offiziell abschliessen.
Zwar ist Villeneuve selber nicht daran interessiert noch weitere Teile der 9-bändigen Dune-Saga zu verfilmen, doch es täte mich nicht wundern wenn sich ein Streamingdienst dazu entschließen würde, diese in großem Stil ins Fernsehen zu bringen.
Ansonsten gäbe es noch die ( visuell nicht so überwältigende ) 20 Jahre alte Mini-Serie, welche ganz nah an der Vorlage ist ( bestehend aus 3 Staffeln: Dune, Dune Messiah und Children of Dune ) ... sowie die kultige Verfilmung aus den 80ern.
Und natürlich die Romanreihe selber.
Damit sind Dune 1&2 zwar nicht die werkgetreuesten, doch nichtsdestotrotz grossartigsten, der Dune Romanverfilmungen.
Villeneuve hat ein neues Sci-Fi Epos für die grosse Leindwand geschaffen, welches ganz sicher noch weitere Generationen begeistern wird.