Das ist wahrhaft überwältigendes Kino!
Ich gehöre zu jener Fraktion, die den ersten Teil als wahrhaftes Meisterwerk lieben. Die Adaption des Romans von Frank Herbert, den ich ebenfalls liebe, galt lange als unverfilmbar und hatte damit einen ähnlichen Ruf wie seinerzeit „Der Herr der Ringe“, bis es Peter Jackson gelang, diesen Epos in drei Teilen in die Kinos zu bringen. Denis Villeneuve gelang es dann aber, im Jahr 2021 die erste Hälfte, des komplexes Wälzers meisterhaft zu adaptieren. Nachdem meine Vorfreude und Erwartungen groß waren, durfte ich den Film nun endlich sehen und bin schlicht überwältigt!
„DUNE“ wird sich die Geschichtsbücher des Filmes einschreiben, als DAS Epos der Science Fiction, welches nun endlich die würdevolle Umsetzung bekommen hat, die es verdient. Besonders wenn man im Fokus hat, die prägend der Roman für sämtliche Filme des Genre waren, die danach herauskamen.
„DUNE: Part 2“ schließt nahtlos an den ersten Teil an und erzählt die Geschichte von Paul Atreides weiter, den nun lernen muss bei den Fremen zu leben und in seiner Rolle als Messias für ein ganzes Volk zu fungieren. Gleichzeitig hat das Haus Harkonnen wieder die Kontrolle über den Wüstenplaneten erlangt und regiert mit brutaler Stärke, während mehr und mehr auch der Imperator selbst in den Konflikt verstrickt wird.
Schon mal vorweg: Die Verfilmung nimmt hier, besonders in der zweiten Hälfte des Filmes, ein paar Wege, die so vom Roman abweichen, was mich als Buchleser aber nicht gestört hat, da Villeneuve starke eigene Wege findet und damit durchaus spannende Weichen stellt.
„Part 2“ ist zudem um ein vielfaches komplexer und düsterer als sein Vorgänger. Ähnlich zur Vorlage finden sich verschiedene Themen im Film wieder, die von religiösen Fanatismus im Zentrum geprägt sind. Dieses Motiv findet sich im kompletten Film und wird dann immer wieder gepaart mit den politischen Spielen großer Adelshäuser, sowie wirtschaftlichen Themen, die zugegebener Maßen, im Roman eine breitere Rolle einnehmen, besonders im Nachfolger „Der Herr des Wüstenplaneten“. Spannend ist dabei aber, dass der Kanadier Villeneuve hier nie seinen Fokus verliert und immer seine Kernthemen im Auge behält. Inhaltlich ist der Film sogar sehr düster, bestialisch und grausam und wirkt am Ende, obwohl es der Abschluss des ersten Buches ist, nur wie ein Brückenstück, das das wahre Finale mit dem zweiten Buch, beziehungsweise dritten Film, abrunden wird.
Ich muss an dieser Stelle auch betonen, dass man diesen Film IM KINO SEHEN MUSS! Jedes einzelne Bild, welches Kameramann Greig Fraser einfängt sieht aus wie ein Gemälde. Die atemberaubenden Bilder der Wüste, Tempel und Palästen sind herausragend schön. Die Effekte sind eine echte Wucht und besonders die imposanten Szenen auf den Würmern ein Vergnügen, durch welches ich das Lachen nicht mehr aus dem Gesicht bekam. Gleiches lasst sich über einzelne Szenen sagen, in denen das Bild schwarz/weiß wirkt.
Gleiches gilt für das umwerfende Sounddesigne, welches einen im Kino erschlägt. Ähnliches muss man zu Hans Zimmer Soundtrack sagen, der zu Beginn die ruhigen Momente schön einfängt, aber in den Schlachten, mit eigenen Sounds und Chören aufdrehen kann.
Herzstück sind auch hier wieder die Figuren im Film. Während Javier Bardem als Stilgar, Josh Brolin als Gurney Halleck, Stellan Skasgard als Baron Harkonnen oder Charlotte Rampling als ehrwürdige Mutter Gaius Helen Moiam ihre Figuren glaubhaft fortführen, werden auch neue Figuren eingeführt, die den Cast hervorragend ergänzen, aber nie den Platz für die Hauptfiguren einnehmen. Man hat das Gefühl, das hier das Ego der Darsteller hinten ansteht, zum Wohle der Handlung und Geschichte. So ist Christopher Walkens Auftritt als Padishah Imperator Shaddam IV zwar kurz aber durchaus überzeugend. Gleiches gilt für Florence Pugh, die eine perfekte Irulan gibt und mit ihren regelmäßigen Tagebüchern sogar an die Einleitungen der Kapitel des Romans erinnert. Größter Neuzugang ist Austin Butler, der hier die Rolle des Psychopathen Feyd Rauta einnimmt. Sein Part unterscheidet sich zwar zum Buch macht ihn hier aber bedrohlicher und zu einem echten Scene-Steeler. Besonders seine Einführung in einer Arena auf dem Harkonnenplaneten Gidi Primus ist meisterhaft. Insgesamt bekommen die Harkonnen hier mehr Raum, was auch Dave Bautista als Rabban zu gute kommt. Seine „Bestie“ hat hier sehr viel mehr zu tun und ist unglaublich bedrohlich, aber auch tragisch. Vor allem zeigt Bautista hier in seiner Mimik welch starker Darsteller er ist. Rebecca Ferguson bekommt hier ebenfalls wieder einen sehr großen Part als Pauls Mutter Lady Jessica. Zwar vollzieht man ihren Wandel in die neue Rolle schneller als im Buch, ist aber insgesamt nachvollziehbar und glaubhaft dargestellt. Ihre Präsenz ist allgegenwärtig und sie nimmt den gesamten Raum ein, was wieder an der herausragenden Rebecca Ferguson liegt.
Herz des Filmes sind aber Zendaya und Timothée Chalamet. Zendaya als Chani hat das Herz am rechten Fleck, steht gegen den Fanatismus und ist gleichzeitig fasziniert von dem Menschen der hinter dem Lisan Al Gaib steht. Ihre Figur nimmt einen rationalen Platz ein, dessen Standpunkt man als Zuschauer sehr gut teilen kann. Dabei ist Zendaya überragend und füllt ihre Rolle großartig aus. Timothée Chalamet als Paul ist ebenfalls eine Wucht. Beginnend bei seiner Mimik, seinem Ausdruck, aber auch seiner körperlichen Präsenz wird Paul zu einer der faszinierendsten Figuren der Filmgeschichte. Seine Entwicklung in diesem Film nimmt den meisten Platz ein und sein Wandel zum Propheten ist übersät von seiner Strahlkraft, die mich als Zuschauer ihm ebenfalls blind folgen lässt, zeitgleich aber auch eine gewisse Angst wachrüttelt, die Paul zu einem Charakter mit vielen Grauzonen macht. Seine Figur lässt sich schwer in eine Kategorie von Gut und Böse einordnen und so fasziniert man von ihm ist, so bedrohlich wird er auch. Damit unterscheidet er sich von den üblichen Helden und ist um ein vielfaches komplexer. So sorgt er in einer ganz besonderen Szene für den größten Gänsehautmoment, in dem sich in mir alle Gefühlslagen gesammelt haben, die möglich sind. Wenn Paul auf einen Felsen geht und seinen Jüngern einen Satz zuruft, erschüttert es den gesamten Saal.
Was kann man sonst über einen solchen Film sagen? Man muss ihn im Kino sehen. Die Thematik, das Handwerk, das Schauspiel, all das ist meisterhaft und unbeschreiblich. „DUNE“ ist für mich DER Epos, den das Kino in der aktuellen Blockbusterkultur dringend benötigt hat und mein persönliches Gegenstück zum „Herr der Ringe“. Dieser Film wird die Zeit überdauern und die Science Fiction ebenso neu definieren wie in den 60er Jahren der Roman von Herbert. Auch wenn nicht alle Themen des hochkomplexen Buches im Film Einzug erhalten (die Raumfahrergilde spielt hier keine Rolle z.B.) so bin ich durch und durch begeistert und erschüttert von der Gewalt mit die auf mich, durch die Kinoleinwand einwirkte. Dieser Film füllt den Raum vollkommen aus und wird zuhause zwar immer noch ein Meisterwerk sein, aber nie mehr an die Kinoerfahrung heranreichen. Meine Vorfreude auf den dritten Film „DUNE Messiah“ der mit dem Ende im Grunde schon bestätigt wurde, ist immens und so kann ich zumindest noch abschließend sagen, dass obwohl der erste Roman damit abgeschlossen ist, sich der Film dennoch wie das Mittelstück einer Trilogie anfühlt. Und eventuell geht es ja auch danach mit der Saga weiter, die literarisch genug hergibt.
Kurz: „DUNE Part 2“ ist überwältigendes Bombastkino, welches die Lichtspielhäuser dringend nötig haben. Der Film ist ein Epos, ein Stück Geschichte, ein Eintrag, der das Genre ebenso neu definieren wird, wie seine literarische Vorlage seiner Zeit. Von der Kameraarbeit, über die Musik oder das Sounddesigne wird man hier erschlagen und die Darsteller und ihre Figuren sind so komplex, wie man es aus dem Bereich der teuren Produktionen nicht mehr gewohnt ist. Villeneuve liefert auf ganzer Strecke, erweist seiner Vorlage größten Respekt und erschafft eines der wichtigsten und größten Monumente der Filmgeschichte!