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Kinobengel
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5,0
Veröffentlicht am 7. August 2021
Der nach einer Hinrichtungsmethode betitelte Film von Franziska Stünkel wurde vor dem Kinostart im Rahmen der 69. Filmkunstwochen 2021 in München unter Anwesenheit der Regisseurin gezeigt.
„Nahschuss“ erzählt die fiktionale Geschichte des Dr. Franz Walter (Lars Eidinger), der vom Ministerium der DDR für Staatssicherheit mit einer bald anstehenden Professorenstelle gelockt wird. Als Gegenleistung hat der Wissenschaftler Informationen zu beschaffen. Als ihm nach anfänglicher Begeisterung die widerwärtigen Vorgehensweisen des Geheimdienstes näher bekannt werden, möchte er nicht mehr mitwirken.
Der Film nach dem Drehbuch der Regisseurin wird sehr stark an den Fall des Werner Teske, der 1981 Opfer der vorgeblich letztmalig in der DDR verhängten Todesstrafe wurde, angelehnt. Wer „Nahschuss“ demnächst anschaut, kennt das Ende. Doch wie so oft ist der Weg das Ziel.
Franziska Stünkel hat als Fotografin neben ihrem Blick für visuellen Ausdruck die Fähigkeit, Figuren unter psychischer Bedrängnis in ihre Projekte zu integrieren. Lars Eidinger für die Hauptrolle zu engagieren, sei ihr Wunsch gewesen. Mit Devid Striesow als Oberleutnant Dirk Hartmann sowie Luise Heyer als Ehefrau des Dr. Walter wartet das Werk mit einer Auswahl der besten deutschen Schauspieler*innen auf. Mit der Riege absolvierte die Regisseurin, die den ersten oder zweiten Take bevorzuge, das Einsammeln der optischen Bestandteile ihres acht Jahre vorbereiteten Films in nur 24 Drehtagen. Beachtlich!
Stünkel verzichtet auf Begleitmusik und Außenaufnahmen. Sie möchte das Publikum bei Franz konzentriert wissen, keine weiteren Einflüsse zulassen. Nikolai von Graevenitz bleibt mit der Kamera in relativ langen Einstellungen stets bei der Hauptfigur. Das Gefühl der Nähe zu dem bald seelisch stärker in Mitleidenschaft gezogenen Mann, der eigentlich als Forscher tätig werden wollte, wird dadurch unaufhörlich gestärkt. Alkohol kommt ins Spiel, die junge Ehe beginnt zu kriseln.
Begnadet feinsinnig konstruiert Stünkel die Darstellung der Stasi-Zwickmühle, die Franz aller Bewegungsfreiheit beraubt. Eine unzerstörbare Schlinge zieht sich allmählich um den Hals des Unwilligen. Lars Eidinger zieht hier alle Register seines Könnens und versetzt deshalb die Rolle des Franz nicht nur über die eindringlichen Nahaufnahmen in eine entsetzlich anzuschauende, irgendwann irrational handelnde, aber an die Liebe zu seiner Ehefrau festhaltende Gestalt. Der eigentlich ruhig erzählte Film wird somit auf atemberaubende Weise ergreifend, alles Beklemmende erreicht den Saal mit Intensität. Es erscheint notwendig, dass die Erzählstruktur durch einige in Zeitverschachtelung eingestreute Szenen der chronologisch späteren Gerichtsverhandlung aufgebrochen wird, doch auch hier deutet alles mitreißend auf ein Finale mit einem erschreckenden Verlauf, die eine Verkündung des Todesurteils auf der Leinwand nicht mehr erforderlich macht.
„Nahschuss“ ist das Meisterstück einer vielseitigen Künstlerin.
Es hätten gern 5* sein können, Achtung jetzt kommt Kritteln auf höchstem Niveau: Ein sehr spannender und auch berührender Dokumentar- Politthriller, hervorragend besetzt und in Szene gesetzt. Schade, die Nacktszenen und die Verwendung derart abgedroschener DDR- Rock Songs, das tut diesem Kunstwerk wirklich weh. Trotzdem SEHR empfehlenswert!
Eine Erzählung über den Weg eines IM-Mitarbeiters, der an den Anforderungen an Machtmissbrauch, Vertrauensverlust und der damit verbundenen Heimtücke nach und nach zerbricht, dann in den Alkohol flieht und schließlich Fluchtpläne schmiedet, die aufgedeckt werden und die zu seiner Verurteilung zur Todesstrafe führen. Der „unerwartete Nahschuss“ hat 1968 das Fallbeil als Todesstrafe abgelöst, die Heimtücke dieses Verfahrens spiegelt die Heimtücke des Systems („niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen“) wider und die am Ende des Films stehende Erschießung ist für mich ein passendes Ende des Films und seines Anliegens. Lars Eidinger dominiert den Film vielleicht zu stark in der Vermittlung der Verzweiflung des Dr. Franz Walter, trotzdem sehenswert
Bei einem „Nahschuss“ handelt es sich keineswegs um eine moderne neue Technik sich Drogen oder Psychopharmaka zu verabreichen. Tatsächlich handelt es sich hierbei um die letzte ausgeführte Methode, durch welche in Deutschland Todesstrafen vollzogen wurden – wohlgemerkt noch im Jahre 1981! Mit diesem Film erzählt uns Regisseurin Stünkel eine fiktive Geschichte, die recht nah an die originale Biographie von Werner Teske angelehnt ist, welcher als letztes diesem Urteil zum Opfer fiel. Dabei nimmt vor allem die immer wieder erschreckende Historie der Staatssicherheit in der DDR einen wesentlichen Anteil der Story ein. Diese liefert uns zwar nur wenige neue Aspekte, welche wir nicht schon aus anderen Werken dieser Art kennen, doch trotzdem ist es wieder spannend inszeniert und profitiert vor allem von der überragenden Leistung der unterschiedlichen Darsteller und Darstellerinnen. Somit entsteht eine zwiegespaltene Bewertung des Films – einerseits das Fehlen von neuen und interessanten Aspekten, andererseits die immer wieder verblüffende und erschreckende Realität unserer noch nicht so lange zurückliegenden Historie. Und ähnlich fällt auch mein Urteil aus: es lohnt sich aus mehreren Aspekten heraus den Film anzuschauen, doch die pure Begeisterung bleibt leider aus. Doch wie immer lohnt es sich natürlich Lars Eidinger, Luise Heyer und Devid Striesow bei der Arbeit zuzuschauen, die ihren Beruf einfach grandios beherrschen.
Die gesamte Kritik gibt es auf https://riecks-filmkritiken.de/nahschuss
„Nahschuss“ ist ein fesselndes Polit-Drama, dass auf dem Filmfest München gleich mit zwei Preisen ausgezeichnet wurde. Mit diesem eindringlichen Film gelingt der Regisseurin näheres über die Todesstrafe in der DDR ans Licht zu bringen. Der Film erzählt über das Leben von Dr. Werner Teske, der 1981 als letzter Mensch in der DDR zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde. Die beeindruckende Geschichte spielt an Originalschauplätzen in der DDR und erzählt wie politische Systeme menschliches Vertrauen bedingen und beleuchtet auf eindrucksvolle Weise ein Stück DDR-Geschichte. Für den Film konnten in Lars Eidinger, Devid Striesow und Luise Heyer herausragende Schauspieler gefunden werden, die sich mit dem Thema auseinandersetzten und das Publikum garantiert zu Tränen rühren werden. Der Film ist aber nicht zuletzt bis in die Nebenrollen bestens besetzt! Durch den Film wird gezeigt, dass man nicht so gutgläubig sein und nicht sofort jedem sein Vertrauen schenken soll. Man soll nicht alles glauben, was einem erzählt bzw. versprochen wird. Es geht in der Geschichte nicht nur um Intrigen und Macht, die Botschaft des Films zeigt sehr deutlich, wie schnell es geht, dass man sich von den Mächtigen des Landes kaufen lässt. Besonders dann, wenn man aus einfachen Verhältnissen kommt, fühlt man sich anfangs geehrt, wenn man von einem Tag auf den nächsten seinem Partner jeden Wunsch erfüllen kann. Man hat quasi die rosarote Brille auf und merkt zu spät, mit welchen Mitteln und Intrigen wirklich gespielt wird. Durch den Film wird deutlich gemacht, wie schnell durch politische Machtkämpfe, Intrigen und Manipulationen ein ganzes Leben zerstört wird.