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    Blue Bayou
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    FILMGENUSS
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    3,0
    Veröffentlicht am 27. April 2022
    PAPA KOMMT NICHT WIEDER
    von Michael Grünwald / filmgenuss.com

    In jeder zweiten (was heißt jeder zweiten: geradezu in jeder) altersübergreifenden Produktion feiern US-Entertainment-Konzerne wie Disney die Einheit, den Zusammenhalt und den Wert der Institution Familie. Wenn Mama, Papa und der Nachwuchs füreinander in die Bresche springen, dann ist das das höchste Gut, keine Frage. Kann ich auch so unterschreiben. Blickt man in den Vereinigten Staaten aber vom Bildschirmrand etwas weiter weg und dahinter, ist es aus mit diesem Wertebewusstsein. Da ist Familie nur noch in einer einzigen Ausgestaltung annähernd so, wie Disney es immer kolportiert: weiß, uramerikanisch und gefühlt seit Jahrtausenden schon dort geboren. Wir wissen, dass dem nicht so ist. Alle Nicht-Natives blicken zurück auf eingewanderte Ahnen, das kann man drehen und wenden wie man will. Die Politik der Integration war damals aber vielleicht nur ein Blatt im Wind, nicht von Bedeutung. Heutzutage ist Integration etwas für den Rechenschieber, ein seelenloses und unmenschliches Regelwerk, dass den hochgelobten Familiensinn mit Füßen tritt. Justin Chon, selbst gebürtiger Südkoreaner und wohnhaft in den USA, hatte wohl Menschen an seiner Seite, die sich rechtzeitig darum gekümmert haben, dass der Bub auch die amerikanische Staatsbürgerschaft erhält. Mittlerweile wird ihm wohl nicht jenes Schicksal widerfahren, dass sein alternatives Ich in Gestalt von Antonio zu spüren bekommt. Wobei mit etwas mehr Besonnenheit im Alltag ein Drama wie dieses wohl nicht entstanden wäre. Oder aber: es wäre sowieso so weit gekommen – wenn nicht früher, dann später.

    Dieser Antonio lebt als herzensguter Stiefvater und Partner von Alicia Vikander (selbst Schwedin, hier spielt sie aber eine waschechte Amerikanerin) in New Orleans und verdingt sich für einen müden Gewinn als Tätowierer. In naher Zukunft werden die Einnahmen bald nicht mehr reichen, denn Nachwuchs bahnt sich an. Es wäre schon alles unangenehm und entbehrlich genug, steht der leibliche Vater der kleinen Jessie permanent auf der Matte, was unheimlich nervt. Allerdings ist das sein gutes Recht, und als der Streifenpolizist die Mutter seiner Tochter in einem Supermarkt zur Rede stellen will, eskaliert die Lage. Antonio wird verhaftet – und zum Fall für die Fremdenpolizei.

    Gesetze sind eine Sache – sie zu befolgen eine andere. Gesetze sind ein Kind ihrer Zeit und führen sich selbst manchmal ad absurdum, wenn ihr Wechselwirken bis zur letzten Konsequenz exekutiert wird. Gesetze wie dieses, das Einwanderer, die bereits mehrere Dekaden im Land gelebt haben, als ein nicht vollwertiges Mitglied der Gesellschaft ausweisen, schreien aber danach, reflektiert zu werden. Was in einem Land wie diesen aber nicht passiert. Justin Chon lässt sich selbst gegen Windmühlen kämpfen, und darüber hinaus auch noch gegen seinen eigenen Anstand. Dabei verknüpft er die vagen, traumartigen Kindheitserinnerungen des Einzelkämpfers mit einer Sehnsucht nach einem stillen Ort der Geborgenheit inmitten des Louisiana Bayou (langsam fließende Gewässer inmitten einer Sumpflandschaft). Die impressionistischen Bildstile eines Kim Ki Duk oder Tran Anh Hung könnten dafür Pate gestanden haben – sonst aber verlässt sich Chon auf eine unruhige visuelle Erzählweise in grobkörnigen Bildern, die das wehmütig-nachmittägliche Sonnenlicht wie auf verblichenen Polaroidfotos aus den Siebzigern wirken lassen. Weh- und schwermütig ist auch der ganze Film, doch in erster Linie nur für Alicia Vikander (die eine herzzerreißende Version von Roy Orbisons Songklassiker schmettert), der kleinen Jessie und Justin Chon.

    Vielleicht liegt es am impulsiven Handeln des Protagonisten, welches dem Unglück, das hier noch folgen wird, einen anderen und besseren Ausweg verbaut. Das Schicksal einer entbehrungsreichen Kindheit ohne Wurzeln gewährt in Blue Bayou unbedachtem Handeln die Legitimation. Seltsamerweise erscheint es aber, als hätte Antonio nur mit halbem Herzen das getan, was notwendig gewesen wäre, um das Debakel eines verqueren Gesetzes auszubügeln. Vielleicht liegt es ja daran, dass Antonio Zeit seines Lebens gar nicht so genau weiß, wohin er schließlich gehört. Und das Schicksal, wie es auch ausfällt, wohl annehmen wird. Ein schmerzlicher Pragmatismus, der aber Distanz zum Film schafft.
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    Riecks-Filmkritiken
    Riecks-Filmkritiken

    28 Follower 212 Kritiken User folgen

    4,0
    Veröffentlicht am 5. März 2022
    Immer wieder gibt es Memes, die auf die absurden Gesetzt der US-amerikanischen Staaten verweisen, die teilweise noch heute gültig sind. Diese sind stets ironischer Natur und haben den Zweck uns zum Schmunzeln zu bringen. Was jedoch oftmals untergeht, sind tragische Realitäten, die mit lückenhaften oder veralteten Gesetzgebungen in Verbindung stehen. Regisseur Justin Chon, der gleichzeitig auch als Hauptfigur in seinem neuen Film auftritt, nimmt sich einem dieser Probleme an und führt uns vor Augen welche Dramatik hinter den ungenauen Adoptionsregelungen der USA stehen kann. Dies verpackt er in einer herzergreifenden Geschichte, die vor allem davon lebt, dass wir eine sympathische Familie kennen lernen, die auf Basis einer Rechtslücke auseinandergerissen werden soll und welche nun für die einzig logische Sache kämpft. Chon schafft es dabei hervorragend seine Figuren zu präsentieren und uns nahe zu legen und auch wenn Alicia Vikander teilweise etwas fehl am Platz wirkt, so stimmt doch die Harmonie.

    Kritik am Rechtssystem und die Liebe für Film, tolle Bilder und tiefgründige Figuren finden gleichermaßen Platz und präsentieren uns einen Film, der nur in seinen beiden Höhepunkten etwas schwächelt. Ich mag solche Geschichten sehr und bin der Überzeugung, dass Justin Chon noch eine große Filmkarriere bevor stehen kann, daher möchte ich euch eine Sichtung sehr ans Herz legen.

    Die gesamte Kritik gibt es auf riecks-filmkritiken.de/blue-bayou
    Petra Schönberger
    Petra Schönberger

    25 Follower 195 Kritiken User folgen

    5,0
    Veröffentlicht am 12. März 2022
    „Blue Bayou ist eine bewegende und zugleich brandaktuelle Geschichte, die nicht von einem einzelnen Fall, sondern von den Schicksalen vieler inspiriert wird. Es geht um ein Land, in dem eine Adoption nicht automatisch die Staatsbürgerschaft bedeutet, und auf eine Gesellschaft, die sich ihrer ungeliebten Kinder, die ihr nicht amerikanisch genug sind, entledigt.
    Es ist eine harmonische Familiengeschichte über Vorurteile, Rassismus, Ausweisung und Familienzuwachs.
    Die Thematik der Geschichte sagt aus, dass es vollkommen egal ist, ob es ein eigenes Kind oder ein aufgezogenes Kind ist. Man soll alle Kinder gleich behandeln.
    Ein Film, der wütend macht und zu Tränen rührt.
    Es geht aber auch um politische Probleme mit der Ausländerbehörde und um Macht, aber auch um Vaterschaftsstreit, um Missbrauch des Beamtenstatus von Polizisten, aber auch um Zusammenhalt und ums Kämpfen gegen eine Abschiebung. Nicht zuletzt geht es aber auch um Selbstbewusstsein und darum, nicht zu schnell aufzugeben, sondern solange um etwas zu kämpfen, bis wirklich alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind.
    Alles in allem ein rührendes Abschiedsdrama, dass mit großartigen schauspielerischen Leistungen zu Tränen rührt!
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