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Anonymer User
4,5
Veröffentlicht am 27. Februar 2024
Ein zu Recht vielfach prämierter Film von Vaclav Marhoul, der sowohl das Erwachsenwerden eines jüdischen, sechsjährigen Halbwaisen im 2. Weltkrieg zeigt, als auch ein Road Movie ist, in dem der kleine Joska (Petr Kotlar) sich durchsetzen muss um zu überleben. Er reift vom allseits geprügelten Hund zum Soldaten der mordet. Er schlägt sich in einer Welt durch, die im Grunde zu tiefst schlecht ist, dabei aber tief religiös. Es herrscht noch Aberglaube bei der rückständigen Landbevölkerung, von der Joska nur als Sklave oder sogar Lustobjekt, kostenlose Arbeitskraft oder Prügelknabe für schuldlos schuldig gewordene Aktivitäten misshandelt wird. Er arbeitet für Kost und Logie in einer Mühle (Müller = Udo Klier), bei einem Bauern, entkommt sowohl den Kosaken als auch der Luftwaffe der Nazis. Hier erbarmt sich der Deutsche Soldat Hans (Stellan Skarsgard) seiner und erschießt ihn nicht, der Bauer Garbos (Julian Sands) missbraucht ihn, genau wie der Dorfpfarrer (Harvey Keitel). Für kleine Missgeschicke gibt es drakonische Bestrafungen. Die Frauen, denen er begegnet wie z.B. der Müllerin (Michaela Dolezalova), die notgeile Ludmilla (Jitka Cvancarova) oder Labina sind ganz heiß auf den Bub und demonstrieren ihm die praktische Anwendung des Märchens von den Vögeln und den Bienen. Beim alten Vogelfänger Lekh (Lech Dyblik) erhalten wir einen Hinweis auf den Titel des Films: der Alte bestreicht einem gefangenen Vogel die Flügel mit Farbe und lässt ihn in einen Schwarm frei, wo er sofort in Stücke zerhackt wird. Das kann man als sinndeutenden Hinweis auf das Schicksal des kleinen Joska verstehen, (Titelidee=Bild von Hieronymus Bosch) der sich immer besser seiner Haut zu wehren weiß, selbst als er bei der Armee vorübergehend so etwas wie angedeutete Geborgenheit findet. Als Joska seinen Vater Nikodem (Petr Vanek) am Ende trifft ist die Figur dem Zuschauer ebenso fremd wie dem Sohn.
Ein wirklich starker und teilweise extrem brutaler und blutiger Film. Ein Junge erlebt die brutale Welt der bösen Leute in Form von Nazis,eklige pedophile, brutale sadistische Frauen und ein brutaler Müller auf der Suche nach einer Zufluchtstelle, die ihn Liebe und Geborgenheit geben soll und trifft leider immer die falschen Leute. Definitiv nichts für schwache Nerven und sehr empfehlenswert.
„The Painted Bird“ ist ein Autorenfilm im engsten Sinne des Wortes und ein Film, der bis ins Detail dem Roman von Jerzy Kosinski entspricht und lässt dabei auch nicht vor experimentellen Elementen nicht zurückschrecken. Entstanden ist ein knapp dreistündiges poetisches Drama in authentischen schwarz-weiß Aufnahmen über die dunklen Seiten des menschlichen Daseins, das seinen fast lyrischen Bildern heftige Gewaltausbrüche und Grausamkeiten gegenüberstellt. Auf beeindruckende Weise und mit großartigen, brillanten schauspielerischen Leistungen präsentiert die Geschichte die Grausamkeiten einer Kindheit im Krieg und wie sie einen 10-jährigen zerstören… Durch die schwarz-weiß Aufnahmen wird der Film zu etwas ganz besonderem, nämlich einer ernstzunehmenden Geschichte, die so schmerzhaft brutal und faszinierend schön sein kann. Die Romanverfilmung ist sehr spannend gehalten und fesselnd erzählt. Durch die fesselnde Erzählweise merkt man gar nicht wie schnell die Zeit vergeht.