Mir fällt es schwer ein Adjektiv zu finden, dass diesen Film beschreiben kann. Mit einfach nur "schlecht", würde ich dem Gesamtwerk nicht genüge tun!
Fangen wir mit den wirklich guten Sachen an. Da gibt es leider gar nicht so viele aber auf jeden Fall sollte man die Musik erwähnen. Ich weiß zwar nicht, wie man auf die Idee kommt einen Film über nordische Götter zu machen und dazu Songs von von Guns'n'Roses als Filmmusik zu nehmen aber es funktioniert und ich finde es gut - allerdings ist das wohl sehr subjektiv, immerhin habe ich Karten für das Guns'n'Roses Konzert am kommenden Wochenende. Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Film mit anderer Musik bis zu Ende geschaut hätte.
Jetzt kommen wir schon zum nur noch bedingt guten oder mäßigen bzw. richtig schlechten Inhalten:
Filmstory! Sicher hat der Film eine Story. Er hat sogar mehrere! Das ist Thor mit seinen Freunden, der einen Platz in der Welt nach Endgame sucht. Da ist Neu-Asgaard, das sich ebenfalls entwickelt. Die Geschichte um den Götterschlächter. Die Beziehung zwischen Thor und seiner Jane. Die Geschichte von Jane und ihrem Schicksal. Die Zusammenführung der Asgaardgötter mit ihren griechischen Kollegen. In diesem Sinne ganz schön viel Story und viel zu erzählen. Einige der Handlungsstränge hätten mich brennend und andere weniger interessiert aber es hätte spannend werden können. Hätte! Leider wird alles zu einem zähen Brei zusammengeraspelt, in dem Storyelemente immer wieder miteinander kollidieren bzw. in ihrer Erzählweise nicht kompatibel sind. In Bezug auf die Erzählweise meine ich ernst erzählte Handlungsstränge
(die z.B. die Krebserkrankung von Jane, die sie zum weiblichen Thor werden ließ)
und die überall präsenten Gags und Kalauer.
Spannung! Gibt es eigentlich kaum. Nur ganz am Ende war es dann doch mal etwas mitreißend.
Charaktere! Viel Potential im Hinblick auf die guten Schauspieler, das leider konsequent ungenutzt liegen gelassen wurde. Neugierig war ich vorab bereits auf die schon im Vorfeld angeteaserten griechischen Götter, die ja auch in den Comics immer mal wieder eine Rolle spielen. Zeus, Hercules - was da wohl kommen würde. Soviel Potential! Leider auch in die Hose gegangen! Präsentiert wurde eine Riesengruppe von angeblichen Göttern an einem dubiosen unbekannten Ort (es war nicht der Olymp und den Namen habe ich schon wieder vergessen), von denen nur Zeus namentlich benannt wurde. Okay, hätte ja reichen können. Leider entpuppte sich Zeus als eine Art dicklicher Odin in Clownsversion, der lediglich an irgendwelchen dubiosen Feierlichkeiten interessiert war und mit seinem Superblitz angeben musste. Fehlte nur noch die getunte Kutsche mit goldenen Pferden im Mantadesign.
Das bringt mich kurz zum nächsten Punkt (leider muss ich spoilern):
Der Blitz von Zeus! Das ist so ziemlich die am schlechtesten designte göttliche Waffe, die ich je in einem Film gesehen habe. Das Ding sieht aus, als hätte es jemand aus Styropor ausgeschnitten und ein bisschen angemalt oder es aus einem Bühnenstück von 1936 geklaut und in einen Blockbuster kopiert. Wirklich fast schon armselig - und das sage ich als Fan der Marvelwaffen, während ich auf meine lebensgroße Replik von Mjölnir schaue! Aber nicht nur das Design ist völlig daneben. Auch die Waffe an sich! Thor und seine Truppe brauchen sie ganz dringend, um eine Chance gegen ihren Widersache zu haben. Sie ist schließlich so mächtig wie nichts anderes! Zeus beweist das dann auch beiläufig, als er Thors Freund Korg fast nebenbei damit zerlegt und fast umbringt. Alles gut bis dahin. Im nächsten Moment schleudert er den Blitz dann aber auf Thor, der ihn lässig aus der Luft fängt, um wiederum nebenbei Zeus ins Jenseits zu befördern (wer braucht hier eigentlich den Götterschlächter?).
Humor! Es gab sicherlich Zuschauer, die fanden schon den einen oder anderen Marvel- oder Thorfilm zu albern - andere mochten die Gags. Leider toppt dieser hier alles bisher dagewesen. Leider deshalb, weil die meisten Gags nicht zünden und/oder an völlig unpassenden Stellen platziert sind. Und wenn ich das sage, dann meine ich: So dermaßen dumm platziert, dass man bei Zuschauen fast wütend und verzweifelt der Stimmung hinterherweinen musste, anstatt auch nur ans Lachen zu denken.
Beispiel:
Die Kinder aus New Asgaard werden vom Götterschlächter entführt. Alles sind verzweifelt und rennen weinend durch die Gegend. Dann kommt Thor und hat die Lösung: Er nimmt Kontakt zum Sohn von Heimdall auf, der die Fähigkeiten seines Vaters geerbt hat und Thor durch seine Augen sehen und sogar irgendwie zu den Kindern teleportieren kann. Dramatik, Spannung - wird der böse Götterschlächter etwas bemerken, bevor Thor den entscheidenden Hinweis zur Rettung der Kinder erhalten wird? Nein - erstmal streiten sich Thor und der Nachwuchsheld eine gefühlte Ewigkeit darüber, dass Thor ihn doch bitte Axl und nicht bei seinem richtigen Namen nennen soll. Thor war genau so verwirrt wie ich! Auch die Erklärung für das jüngere Publikum, dass sich Axl auf den Sänger der o.g. Band bezieht hat da nicht wirklich weiter geholfen. Ebenfalls nicht hilfreich waren die dümmlichen slapstickartigen Gags, die den unsinnigen Dialog wohl tragen sollten.
Kostüme! Ich mochte die Outfits des Donnergottes in den bisherigen Filmen und auch bei den Avengers. Jetzt kam es aber alles eher comicartig rüber. Nicht wirklich hässlich aber wirklich hart an der Grenze. Zwischenzeitlich musste ich an "Batman&Robin" aus den 90ern denken und habe die auf den Rüstungen angebrachten Brustnippel gesucht. Wer es mag!
Fazit: Leider ist Thor 4 ein Film bei dem es weder wirklich Love noch ordentlich Thunder gibt und den man sich nicht einmal dann anschauen sollte, wenn sich alle anderen Filme auf der Welt spontan in Luft auflösen. Ich verstehe nicht, wie sich Marvel nach den starken Auftritten der letzten Jahre und den unglaublichen Möglichkeiten in Kombination mit wirklich guten Schauspielern so dermaßen demontieren kann! Ich bilde mir ein, dass man das auch Chris Hemsworth immer mal wieder anmerkt. An einigen Stellen kommt er so rüber, als frage er sich, was er da eigentlich gerade mache und am liebsten im Boden versinken würde. Das allerdings sollten die kreativen Köpfe und der Regisseur aus Scham für dieses Werk einmal ganz schnell machen! Schade Marvel - ich liebe Superheldenfilme aber das hier ist leider keiner! Es ist Heldenklamauk aufgebaut auf Nonsens!