Endlich mal wieder Sci – Fi Kino ohne 3D. Das bedeutet man bekommt dank der Effekte eine Kinnlade gratis und kann sich dazu noch eine Portion Popcorn leisten, ein Gewinn für alle Gemütslagen. Jüngere werden wahrscheinlich fragen, Zukunftsversionen ohne 3D, gabs das etwas schonmal? Die Branche Big Budget wird auch sicherlich in Zukunft dies eher als Seltenheit durchgehen lassen, fährt man doch mit 3D zumeist finanziell effektiver und so könnte Joseph Kosinski's berauschender Bildersog "Oblivion" tatsächlich einer der letzten seiner Zunft sein.
Tom Cruise spielt mal wieder seine Paraderolle, Weltenretter. Und auch unser blauer Planet fühlt sich erneut zu seinem Lieblingsschicksal in, bevorzugt, Endzeitfilmen verbunden. Alles liegt also in Ausgangslage und Idee von Kosinski's eigenstellig geschriebener Graphic Novel für das Endprodukt. Dazu muss man dem Studio schon einen gewissen Mut zuschreiben, überzeugte Kosinskis einziges Vorwerk "Tron: Legacy" nicht gerade mit Drehbuchreife und totaler Orginalität. Dennoch weiß der Regisseur um seine Stärken und knüpft seine Geschichte bewusst spannend und mit aufregenden Wendungen, dass es großartiger Dialogkunst auch gar nicht bedarf. Immer wieder, weitab von seinen ästethischen Bilder seiner Dystopie und zerstörten Natur, versucht Kosinski seinen eigenen Stil zufinden, was ich allgemein nur begrüßen kann. Allerdings tut er sich in einigen, auch teils überhasteten Schnitten und Storyabläufen noch schwer. Zudem ist vor allem das Science Fiction Terrain für Orginalität schwer zu begeistern, der Film kann sich ganz logischerweise einiger Parallelen und Kopien nicht immer erwehren. Trotzdem kann sich Kosinski durch seine bahnbrechend steril wirkende Optik immer wieder vom Meckern des Zuschauers retten und sein enorm präsent dröhnender Soundtrack weist auch einige interessanten Themen und Motive auf, die ein Endzeitfilm dieser Güte sehr gut zu Gesicht stehen. Genau diese Szenen, indenen Design und Score interagieren, verleihen "Oblivion" seine stärksten Szenen, ebenso wie rasant gefilmte Actionszenen, die sich nicht nervend wiederholen oder in Massenware aufdrängen. Und so ist es auch ein packender Schlussakkord, der musikalisch fulminant inszeniert ist, dass man als Zuschauer geneigt ist, aufzustehen und Tom Cruise ein "High-Five" zu geben.
Den Grund dazu, hatte er sich in der Zeit zuvor auch verdient. Cruise spielt in seinem Terrain, seiner gewohnten One-Man Show und spielt befreit und gewohnt stark, mit lässigen Stirnfalten garniert, auf. Ihm macht dieser Part im kompletten Film auch niemand streitig, alle anderen Figuren sind um ihn gesponnen und lenken oder beeinflussen lediglich sein Handeln. Co-Workerin Andrea Riseborough hätte ihrer Rolle garnicht bedurft, sie ist unterfordert, spielt aber dennoch ihr Nötiges souverän aus. Noch redundanter sind dann nur noch die Rollen von Melissa Leo, Morgan Freeman oder auch Nikolaj Coster-Waldau. Auch dort sind die Schauspieler lediglich als Blickfang für die Massen instaliert, bei Melissa Leo kommt noch hinzu, dass man sie garnicht komplett zu Gesicht bekommt. Fehlt noch die Russin Olga Kurylenko, die zwar keine überragende Charaktermime ist, aber trotzdem ihr Möglichestes beiträgt.
Motive und Emotionen der aufeinanderprallenden Menschen sind für Zuordnungen der schauspielerischen Fähigkeiten dann aber auch zu rar ausgeleuchtet. Immer wieder wird von Liebe gesprochen, dennoch sind die Gesichter dafür meist zu kalt und die Chemie zwischen Cruise und Kurylenko, eventuell auch wegen des drastischen Altersunterschied, nicht immer überzeugend, als dass man diese zaghaften Versuche tatsächlich ernst nehmen könnte. So fällt dann auch Cruise Off-Voice Zusammenfassung leider etwas unfreiwillig komisch und irrsinnig aus, dieser Addierung von Emotionen hätte es wirklich nicht bedurft.
Fazit: Regisseur Joseph Kosinski beweist mit einem richtigen Gespür für opulent, aber auch ästhetische Bilderwelten und bombastischem Score, dass er mit einem guten Drehbuchautor zu einem wirklich ganz Großen werden kann. Denn er hat ein gutes Händchen für spannende Inszenierungen und den Mut zu eigener Kreativität und Note, die zwar auch Fehler in sicht birgen – aber, hey, jeder hat mal klein angefangen. Somit ist "Oblivion", auch dank dem fehlenden 3D – Zusatzbeitrag, aber auch dank einfach durchgehender, spannender Unterhaltung, sein Eintrittsgeld absolut wert.