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    Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull
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    Kinobengel
    Kinobengel

    461 Follower 550 Kritiken User folgen

    3,5
    Veröffentlicht am 27. September 2021
    Detlev Buck hat den unvollendeten Roman von Thomas Mann über den Hochstapler Felix Krull verfilmt.

    Der Rollentausch zwischen dem Hotelangestellten Felix Krull (Jannis Niewöhner) und Marquis Louis de Venosta (David Kross) sowie die Beziehung beider zu Zaza (Liv Lisa Fries) bestimmen das Geschehen.

    Wie Buck das auf die Leinwand bringt, mag ganz seine Sache sein. Hochstaplergeschichten laden dazu ein, neben dem schlitzohrigen Helden eine Reihe von Geschädigten zu präsentieren, die dem Publikum ein schadenfrohes Grinsen ins Gesicht schnitzen. Thomas Mann hat dafür gesorgt, dass dies nicht passiert, denn sein Felix, nur dem Namen nach der „vom Glück Begünstigte“, muss aus seiner Not heraus einiges an Anpassungsvermögen aufbringen, um ein kleines bisschen aufzusteigen. Der Regisseur folgt dem niedergeschriebenen Werk, sozusagen.

    Zu Beginn werden die Szenen, die auf Paris Ende des 19. Jahrhunderts zu verorten sind, mit zu viel künstlich wirkender Eloquenz bei gewöhnungsbedürftigem Humor beladen. Doch das mit Übertreibung Versprühte verläuft sich mit der Zeit, weil es mit der Entwicklung der dramatischen Umstände besser zu den vermittelten Figuren passt. Spätestens die scharfsinnig gestaltete Ausmusterung des Krull beim Militär reißt den Saal mit auf den Level der von Buck so vergnüglich veranschaulichten überlebensgesteuerten Tatkraft der Hauptfigur. Das sollte auch Skeptiker überzeugen, die bisher lediglich an der aufwendigen visuellen wie auditiven Ausstattung des Films ihre Freude finden konnten.

    Buck reduziert die Inszenierung zur Anhebung des Unterhaltungswerts auf die charmante Erscheinung fast jeder Figur. Dennoch baut er eine gewisse emotionale Sphäre auf, die zum entscheidenden Augenblick dem im Mittelpunkt stehenden Beziehungsdreieck Strahlkraft verleiht. So mäandert der talentierte Herr Krull ohne Durchhänger bis ins Ziel, das - wie in der Vorlage des berühmten Autors - chronologisch nicht weit weg vom Startpunkt liegt.

    Der neue Film von Detlev Buck führt nicht zwingend zu einer Begegnung mit Thomas Mann, sorgt aber mindestens für einen sehr unterhaltsamen Kinoabend.
    Andreas S.
    Andreas S.

    8 Follower 171 Kritiken User folgen

    3,5
    Veröffentlicht am 9. Oktober 2022
    Ich habe die Thomas Mann Romanverfilmung ‚Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull’ mit Horst Buchholz und Lilo Pulver schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Da kam es mir sehr gelegen, dass Detlev Buck, einer meiner deutschen Lieblingsregisseure, den Stoff gerade neu verfilmt hat.
    Und ich wurde von dieser Neuverfilmung nicht enttäuscht. Der Film ist einfach köstlich. Die Dialoge sind geschliffene funkelnde Diamanten. Nahezu jeder Dialog wird mit einer beeindruckenden Leichtigkeit vorgetragen. Wer kann einem solchen Schelm wie Felix Krull schon wirklich böse sein. Wenn man schon über das Ohr gehauen wird, dann doch bitte durch den jungenhaften Charmeur aus gutbürgerlichem Haus, der sich im Pariser Grand Hotel um die Wende des vorletzten Jahrhunderts vom Lift-Boy in die High Society nach oben schummelt.
    Jannis Niewöhner verleiht dem Hochstapler mit jugendlichem Charisma augenzwinkernd schelmenhafte Konturen. A la bonne heure. Das ganze Ensemble - Liv Lisa Fries, Maria Furtwängler, David Kross, Joachim Krol, Nicholas Ofczarek - um nur einige zu nennen, spielt großartig auf und verpasst dem Film eine Leichtigkeit, die es braucht, um diese Komödie zum Fliegen zu bringen. Und das klappt wirklich hervorragend.
    Am Ende des Films wurde ich allerdings das Gefühl nicht los, dass der Erzählstil etwas hastig wurde, vielleicht um den Film seinem Ende entgegenzutreiben. Es sollte ja kein Momumentalwerk werden. Allzu beiläufig wurde das Meisterstück der Hochstapelei schnell schnell schnell abgehandelt. Als Krull in der Schuhen des Marquis de Venosta, dessen Identität er in beiderseitigem Einvernehmen angenommen hat, auf Weltreise geht, zunächst in Lissabon erste Station macht und sich bei einer Audienz beim portugisischen König seiner größten Herausforderung als Hochstapler gegenübersieht, hat man schon das Gefühl, dass sich der Film im Vorfeld etwas verlaufen hat und nun der Vorhang schneller fallen muss als gewünscht.
    Aber abgesehen von diesem kleinen Fauxpas bietet der Film gepflegte, überaus amüsante Unterhaltung, die vielleicht sogar Thomas Mann zum Schmunzeln gebracht hätte. Der Film macht einfach Spaß.
    FILMGENUSS
    FILMGENUSS

    713 Follower 942 Kritiken User folgen

    3,5
    Veröffentlicht am 4. April 2022
    BODYSWITCH FÜR LITERATEN
    von Michael Grünwald / filmgenuss.com

    Thomas Mann zu lesen ist Arbeit. Seine Kunst bekommt man nicht bequem vor die Füße gelegt, ist also keine Convenience-Lektüre, die runtergeht wie Öl. Für Thomas Mann muss man sich kognitiv ins Zeug legen, da muss man mitdenken. Thomas Mann ist wie das Besteigen eines Gipfels – auch nicht immer einfach. Dafür aber, wenn dieser als erklommen gilt, ist das Gefühl ein erhabenes, vor allem erfülltes, dank präzise ausformulierter Sätze und geistreicher Umschreibungen. Den großen Literaten auch filmisch umzusetzen, gestaltet sich prinzipiell als eine ebensolche Gratwanderung – zum Glück aber fanden und finden sich immer wieder Könner ihres Fachs, die den Geist Thomas Manns einfangen konnten und können. Luchino Visconti zum Beispiel – aus seinem Tod in Venedig sind die nebligen Bilder vom Lido immer noch in guter Erinnerung. Hans W. Geißendörfer, Urvater der Lindenstraße, hat den Zauberberg Anfang der 80er als internationale Produktion mit unter anderem Charles Aznavour und Rod Steiger auf die Leinwand gewuchtet. Der Geist des Literaten war da immer noch da. Heinrich Breloers Buddenbrooks mit Armin Müller-Stahl geriet hingegen zu einer sitzfleischquälenden, elendslangen Familienchronik, die wohl als Miniserie besser geeignet gewesen wäre. Denn dünne Heftchen sind Manns Werke natürlich keine. Und jetzt, jetzt will Detlev Buck es auch nochmal wissen. Wie es denn so ist, Thomas Mann zu inszenieren. Und zwar ein Werk, das gar nicht mal fertiggestellt wurde, ein Fragment eben. Vielleicht liegen Fragmente besser in der Hand des Filmemachers, wenn das Ende gar nicht mal vom Zaun gebrochen werden muss. Denn das ist stets die größte Hürde, um zu erreichen, dass ein Film zur runden Sache wird.

    Eines aber vorweg: Detlev Buck bringt den Klassiker zu einem melancholischen Ausklang, indem er diesen zuvor mit einer verbal durchaus gestrengen, aber leichtfüßigen Dramatisierung liebkost hat. Kein Wunder, hinter dem Drehbuch steht jemand, dessen Bücher ich sehr schätze und der mich zuletzt auch in Daniel Brühls Nebenan in Aufbau und Dialog absolut überzeugt hat: Daniel Kehlmann. Bei Kehlmann ist selten ein Wort zu viel, die Szenen sind knackig und nicht über Gebühr aufgebauscht. Detlev Buck gefällt das, und ich bin froh, dass dieser die Finger von seiner sonst fahrigen Fabulierlust lässt. Die braucht es hier nicht. Bei einem Stoff wie Felix Krull braucht es Millimetermaß, und beide, Kehlmann und Buck, geben sich konzentriert. Die richtige Eleganz des Films hält dann schließlich mit dem lustvoll aufspielenden Ensemble Einzug. Statt Horst Buchholz brilliert diesmal der in Film und Fernsehen mittlerweile recht omnipräsente Jannis Niewöhner. Doch alle Achtung: der junge Mann scheint die beste Wahl für einen Hochstapler zu sein, der sich gar nicht mal als solcher verkauft, sondern viel mehr als charmanter Opportunist, der sich durch ein missgünstiges Leben schlängelt und weiß, bei wem und wann er ansetzen muss.

    Das wäre nämlich dann Marquis Louis de Venosta, gespielt von David Kross, welchem Felix Krull sein Leben beichtet, im Schanigarten eines Pariser Cafés. Was Kroll in Paris so treibt? Er mogelt sich von Deutschland in die Stadt der Liebe und arbeitet in einem Hotel als Liftboy mit der Möglichkeit, die Karriereleiter hochzusteigen, wobei der eine oder andere weibliche Hotelgast nicht wirklich von ihm lassen kann. Viel wichtiger aber scheint die Liebe zur schönen Zaza (Liv Lisa Fries), für welche Krull wohl den größten Bodyswitch-Coup seines Lebens landen will.

    Die meines Wissens nach dritte Verfilmung des Romans gelingt auf vielen Ebenen, ist formschön in ein heruntergebrochenes Script gegossen und geizt nicht mit stimmigen Kulissen, noblen Kostümen und schrägen Nebenfiguren, die das Karussell des improvisierten Lebens gefällig, aber auch süffisant vorführen.
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