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Veröffentlicht am 16. Dezember 2021
"Nomadland" ist ein starker Film! Aber ist er auch der beste Film? Diese Frage würde ich verneinen. Gewohnt kann man sagen dass Frances MacDormand wieder herausragend ist und diese Dame gehört zu den besten Schauspieler*innen die wir aktuell haben und von ihrer Performance lebt der ganze Film und auch die Bilder von Cloe Zhao sind wunderschön und dennoch fehlt dem Film am Ende das gewisse etwas. Zwar ist die Handlung um eine Aussteigerin des amerikanischen Systems gut porträtiert und der amerikanische Traum auch realistisch dargestellt, dennoch fehlt mir an manchen Stellen einfach noch ein wenig mehr von dem kritischen Biss.
Das Leben der Nomaden ist wiederum sehr realistisch dargestellt und suggeriert uns auch glaubhaft dass dies eine bewusste Entscheidung zum Leben ist. Besonders stark wird dies in einer frühen Szene des Filmes klar in dem MacDormands Charakter auf alte Freunde trifft und dort in ein Gespräch mit der Tochter gerät. Diese Darstellung ist sehr gelungen und eben von ihrer Hauptdarstellerin hervorragend porträtiert. Die Nomaden selbst ja zu großen Teilen wirklich von echten Nomaden gespielt wo ich ein persönliches Problem habe. Der Film wirkt wie ein Dokumentation, nicht wie ein Film, weil die Grenzen zwischen einem fiktionalen Werk und einer authentischen Welt in einen Topf geworfen wird. So soll ein Film zwar sein, aber da sehe ich das Schauspiel verloren gehen, wenn Menschen sich nur noch selbst spielen und in dem Sinne keine Rollen mehr. Die Grenzen verschwimmen, weshalb ich eher das Gefühl einer Doku bekomme. Aber vielleicht ist dies nur ein persönliches Problem.
Kurz: "Nomadland" ist ein sehr guter Film, mit fantastischer Hauptdarstellerin, aber unterm Strich zu unkritisch und wenig mutig, als dass er der Beste Film des Jahres ist.
4,5
Veröffentlicht am 20. Juni 2021
Herrlicher Film, aber..... Also man sollte sich schon auf einen trübsinnigen/melancholischen Film einlassen können (am Tag der guckens), sonst wird es schwierig. Ich fand insgesamt den Film toll. Grandiose Schauspieler/innen (allen voran Frances McDormand) und tolle Landschaftsaufnahmen. Das Thema "Entwurzelung" ist hervorragend in Szene gesetzt. Irgendwie erinnert mich es von der Substanz her an "Into the wild". Da ging es darum, dass man nicht so genau wusste wohin man die Wurzeln schlagen soll, in "Nomadland" geht es darum, dass man seinen verwurzelten Platz verliert. Ich denke, dies für den Zuschauer erfahrbar zu machen, ist schon irre schwer, was der Regisseurin aber meisterhaft gelungen ist. Der Film lädt einen ein über seine/ihre Wurzeln nachzudenken. Dabei bleibt der Film realitätsnah und still. Grandios!
4,5
Veröffentlicht am 21. Juni 2021
Eine positive Überraschung- Grund für den Besuch dieses Films war, dass er als einziger noch nicht angefangen hatte auf der abendlichen Durchreise durch Basel..! Brillant gespielt, subtil unaufdringlich inszeniert und dennoch emotional und gesellschaftskritisch. Ich hatte den Eindruck, dass es sich um einen Dokumentarfilm handelt, und genau so soll ein solcher Film meines Erachtens sein.
3,5
Veröffentlicht am 28. Oktober 2021
Ein Film der nichts zu erzählen, aber ganz viel zu zeigen hat. Wir sehen Frances McDormand die ein Nomadendasein in der Wüste führt und beobachten sie einfach. Wie lebt sie, wie interagiert sie mit diversen Menschen, was für Jobs führt sie aus. Ihre Figur ist bescheiden, bittet um nichts und will nur über die freudlosen Runden kommen.. Dabei sieht man ihr ungeschminkt und sehr „lebensecht“ zu, auch wenn das gezeigte Leben manchmal leicht „romantisiert“ erscheint. Absurderweise nimmt einen das mit und ist interessant, obwohl zu keiner Zeit etwas besonderes passiert,

Fazit: Ungeschönter Blick auf eine trostlose, aber ehrliche Esistenz!
4,0
Veröffentlicht am 14. Februar 2023
Es gibt vielleicht an ein, zwei Stellen kleine Längen, aber auch wenn gar nicht viel passiert, ist der Film sehr rührend und authentisch und wirkt auch noch nach dem Abspann nach. Ich war aufgrund einer Flugzeugreise gezwungen, im O-Ton zu gucken und kann es nur empfehlen! Schafft noch mehr Authentizität.
5,0
Veröffentlicht am 30. Januar 2025
Das ist fraglos einer der ergreifendsten Filme, die ich jemals gesehen habe!
Ein unverstellter Blick auf die wirklich wichtigen Dinge des Lebens, ehrlich, intim und voller Wärme.
Aber hey, warum wundere ich mich: Drei Oscars, bester Film, beste Regie, beste Hauptdarstellerin 2021!
Bei diesem Film fühlt man, was im eigenen Leben möglicherweise schief gelaufen ist, aber er vermittelt eben auch das Gefühl, dass das nicht tragisch ist. Jeder hat sein ureigenes Päckchen zu tragen, es gibt keinen universellen Weg, jeder Weg ist gut, solange man ihn bewusst wählt und verfolgt.
Frances McDormand, die Frau, die auch über den roten Teppich schreitet, inmitten einer Schar von Laiendarstellern, die sich selbst "spielen".... und man bemerkt nicht den geringsten Unterschied. Eine unfassbare Performance, die sie locker aus dem Ärmel zu schütteln scheint.
Wenn mich jemand gefragt hätte: "Mit welchem weiblichen Hollywood-Star würdest du mal gerne auf ein Bier gehen?", hätte ich geantwortet: Margot Robbie!
Ab sofort wäre es Frances McDormand!
Danke auch an Chloé Zhao für diesen großartigen Film.
Unbedingt ansehen!!!
3,5
Veröffentlicht am 13. August 2021
Leute, die sich alleine fühlend und deshalb nach Gesellschaft suchen. Gerade zu Zeiten des Coronas sehr aktuell. Ein gefühlvoller und ruhiger Roadmovie mit einer Top Frances McDormand. Der Streifen gewann mehre Oscar u.a. "Bester Film", "Beste Regie" und "Beste Hauptdarstellerin". Die Regiearbeit von Chloé Zhao ist einfach grossartig, sie hat für jede Szene das richtige Gespür, dazu kommt noch die wirklich tolle Kamera, wo die wunderschönen Bilder sehr gut einfängt. Ein Film aktueller den je, obwohl er seine Längen hat.
3,0
Veröffentlicht am 14. Februar 2022
Der Film hat ein gewisses Potenzial. Mir hat sich der Zugang nicht erschlossen. Die üblichen Banalitäten des Lebens mit am Ende doch nur oberflächlich gestriffenen Charakteren in einer interessanten aber irgendwie auch klischeehaft wirkenden Kulisse. Der hervorgehobene Naturalismus wird dabei schnell zu Langeweile. Auf Toilette gehen hat nun Mal einfach keinen besonderen Erzählwert.
4,0
Veröffentlicht am 28. Mai 2021
HEIMKEHREN NACH IRGENDWO
von Michael Grünwald / filmgenuss.com

Nomadland ist ein Western. Vielleicht ein Neo-Western, oder ein Spätwestern oder überhaupt ein Post-Millennial-Western. Aber ein Western. Dieses Bild des einsamen Cowboys oder Pistoleros oder Pioniers, der gegen den Sonnenuntergang reitet, immer weiter Richtung Pazifik. Der das ganze Land, all diese Wildnis dort in Nordamerika, sein Zuhause nennt. Umgeben von den Geräuschen der Natur und seinen Launen. Was für ein Mythos. Was für eine Romantik. Chloé Zhao gefällt das. Aber nicht dieses offensichtliche Bild, das ich hier beschrieben habe. Sondern das Bewusstsein einer Nation dahinter, diese seit den alten Zeiten recht erfolgreich archivierte Gesinnung, die so oft mit Freiheit und allen möglichen Möglichkeiten verbunden wird. Dieses damit einhergehende, stereotype Bild der Männer und Frauen. Doch Chloé Zhao liebt ihr Land, in das sie emigriert ist; will das Nest, in dem sie selbst lebt, nicht beschmutzen; will auch niemanden, der scheinbar falsche Richtungen anpeilt, an den Haaren zurückhalten. Chloé Zhao will etwas nachspüren. Sie ist neugierig, wissbegierig. Will herausfinden, was diese Menschen antreibt, was sie straucheln lässt, wovon sie träumen, wohl wissend, diesen Traum niemals realisieren zu können.

Es ist zwar nichts faul, in diesem Staatenbund, zumindest aus Zhaos Sicht – aber nicht alles läuft nach Plan. Als Hemmschuh gilt der Mythos. Das war schon in ihrem beachtlichen, semidokumentarischen Spielfilm The Rider so. Das Draufgängertum des Rodeos; das toughe, unkaputtbare Männerbild des Westens. Nicht Indianer kennen keinen Schmerz, sondern der junge weiße Mann mit Hut und Halstuch. Ihr Blick darauf ist keiner des Mitleids, sondern des Mitgefühls. Zhao hält sich zurück, will beobachten, besetzt ihre Filme gerne mit Laiendarstellern oder mit genau den Darstellern, die diese ihre Geschichten tatsächlich erlebt haben. Viel Regie bedarf es dabei nicht – diese Menschen müssen nur sein, wie sie sind. Und Zhao bettet all das in eine Geschichte – die allerdings keinen Anfang und kein Ende hat, sondern Momentaufnahmen sind, mit ungewisser Zukunft.

In Nomadland hat Fern alias Francis McDormand (ausgezeichnet mit dem Oscar) ebenfalls einen Traum zu Grabe getragen, im Zuge ihrer existenziellen Not aber einen neuen ausgemacht – einen, der sich möglich und nicht verkehrt anfühlt, weil er dem Nationalbewusstsein entspricht. Sich dem Stolz der Pioniere bedient. So hat Fern also ihren Van, den sie sich recht kommod eingerichtet hat und mit welchem sie von einem saisonalen Job zum nächsten tingelt, quer durchs Land, durch die Prärie und durch die atemberaubend pittoreske Landschaft eines so reichen Kontinents. Sie trifft auf die Kommune der Nichtsesshaften, freundet sich mit urigen Originalen an, findet sogar etwas fürs Herz. Wir sehen den Alltag eines Lebensstils, der schon vor tausenden von Jahren als abgelegt gilt, den die Tuaregs noch praktizieren oder die Hirten der mongolischen Steppe. Nomadland ist ein in sich ruhender, unaufgeregter, sehr präziser Film, der völlig wertfrei einen Zustand widerspiegelt, der weder als trostloses Sozialdrama steht noch als idealisierte Aussteigerromantik. Von beidem hat McDormand etwas, unter beidem leidet und frohlockt sie gleichermaßen. Ihr Spiel ist ungekünstelt und zurücknehmend, direkt beiläufig – und ohne Scham vor kompromittierenden Alltagsszenen. Vielleicht hat ihr eben diese ungeschminkte, lockere Natürlichkeit den dritten Goldjungen eingebracht. Herausragend ist ihre Darstellung nicht, ungewöhnlich auch nicht. Dafür aber so angenehm normal. Diese Normalität sucht man im Kino fast schon vergeblich. Sowas kann McDormand. Und es könnte auch sein, dass sie und Zhao zu einem neuen Dreamteam werden, obwohl ich die Filmemacherin eher als jemanden einschätze, der viel lieber zu neuen Ufern aufbrechen möchte. Wie eben für den neuen Marvel-Film Eternals, der zu Weihnachten in die Kinos kommen soll. Auf ihren Filmstil, verbunden mit dem Disney-Franchise, kann man gespannt sein.

Nomadland ist vor allem auch in seiner Machart bemerkenswert. Zhao begleitet ihre Reisende rund ein Jahr lang, von Winter bis Winter. Und zeigt dabei sehr viel in sehr kurzen Szenen und Sequenzen, die aber, trotz des akkuraten Schnittstils, in ihrer Gesamtheit eine elegische, dahingleitende Ruhe ausstrahlen. Trotz der Umtriebigkeit, trotz der Rastlosigkeit ihrer Protagonistin. Mit Michael Glawogger hat Zhao einiges gemeinsam – vor allem wenn ich mir seinen letzten Film, Untitled, ins Gedächtnis rufe. Beide haben diese Kunstfertigkeit, über das Reale zu erzählen und sich dabei eines prosaischen Alphabets zu bedienen. Das gereicht zu einem geduldigen, wohlwollenden Beitrag für ein neues, altes Hollywood.
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4,0
Veröffentlicht am 6. Juli 2021
Eine eindrucksvolle Beschreibung von Menschen, die in ihren Vans in den USA umherziehen, jeder mit seiner individuellen Geschichte, auf der Suche nach Arbeit und Sinnhaftigkeit. Eher eine Dokumentation, als ein Spielfilm, dafür sorgen auch die vielen Laiendarsteller, die dem Film den authentischen Hintergrund geben. "Houseless not homeless" sagt Fern (Frances McDormand), aber ohne feste Bleibe, stellt sich doch auch ein Leben ohne wirkliche Heimat ein. Die Bewohner dieser Welt, bleiben für sich, treffen sich "down the road", aber können doch keine festen sozialen Beziehungen knüpfen.
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