The Menu gehört zu der Sorte Film, bei der man nach dem Trailer nicht genau weiß, ob man ihn sich nun anschauen sollte oder nicht. Ist er ein Psycho-Thriller, ist er eine schwarze Komödie, oder ist er eine Gesellschaftssatire? Ohne groß zu spoilern darf man sagen, dass der Film eine gelungene Mischung aus all diesen drei Komponenten geworden ist, die einen nachhaltig begeistert.
Ein namhafter Sternekoch lädt eine ausgewählte Gruppe von Menschen in sein nobles und exklusives Restaurant ein, um ein spektakuläres Menü zu präsentieren. Mit dabei sind auch der junge Foodblogger Tyler, der gefühlt jede Sekunde und jedes Milligramm eines Gerichtes analysiert, und seine neue Freundin Margot, die lediglich aus Interesse am Trip teilnimmt (und weil Tyler ursprünglich seine Ex mitnehmen wollte und er das überteure Ticket für das Menü nicht verfallen lassen will). Im Restaurant angekommen, wird den Gästen jedoch schnell klar, dass dies kein normales Abendessen werden wird, denn der besagte Sternekoch hat sich was ganz besonderes ausgedacht.
The Menu tut etwas, was bei vielen Filmen heutzutage leider viel zu kurz kommt: Er baut Atmosphäre auf. Mit ziemlicher Absicht ist dieser Film tatsächlich aufgebaut wie ein mehrgängiges Menü im Restaurant. Man beginnt bei den ersten Szenen mit dem Aperitif und dem Amuse Gueule, geht mittels erster Schlüsselmomente weiter über die Vorspeise und die Zwischengänge, bis man irgendwann zur deftigen Hauptspeise kommt, die es zu verdauen gilt, bis das Ganze am Ende durch ein perfektes Dessert abgerundet wird. Das alles führt dazu, dass nach dem Schließen der Tür des Restaurants absolute Spannung beim Publikum herrscht und man mit jeder einzelnen Figur mit fiebert, seien es die Gäste oder die Köche.
Dazu kommt (bei all der Abscheu über die entstehenden Konsequenzen, die der Koch gezogen hat), dass man die Beweggründe des Koches auf eine gewisse Art nachvollziehen kann und man sich dabei ertappt, sich selbst zu fragen, ob man irgendwann an einem Punkt gelangt, an dem einen das gesamt Umfeld so ankotzt, dass man die Notbremse zieht bzw. sogar diesen Punkt verpasst und wahnsinnig wird
Ralph Fiennes ist ohne Frage der Star des Films. Jede Sekunde kauft man ihm ab, dass hier ein Mensch am Werk ist, der sich so einen guten Ruf erarbeitet hat, dass er das Menü gar nicht mehr selbst kochen, sondern seine Untergebenen nur noch dirigieren muss. Was für ein grandioser Schauspieler Ralph Fiennes ist muss glaube ich nicht mehr erwähnt werden. Allein er ist der Grund, sich The Menu im Kino anzuschauen, nur dass man hier tatsächlich auch noch eine sehr gute Geschichte dazu bekommt.
Die zweite größere Rolle spielt Anya Taylor-Joy und auch bei ihr kann man nicht wirklich etwas kritisieren. Ihre Rolle ist mit einem ähnlichen Mysterium verbunden wie die Rolle von Fiennes, allerdings auf einem anderen Level. Auch die anderen Schauspieler wie Nicholas Hoult, John Leguizamo oder vor allem auch Hong Chau tragen sehr gut zur Entwicklung der Geschichte bei. Positiv ist, dass jede einzelne Rolle (abgesehen vom Großteil des Küchenpersonals), nicht einfach nur dabei ist, sondern mit einbezogen wird. Das will man auf der Leinwand sehen und so macht es auch am meisten Spaß.
Ich habe den Film in der Originalsprache gesehen, was ich an der Stelle aufgrund von Ralph Fiennes Spiel und seiner besonderen Stimmfarbe empfehlen würde, ich denke aber nicht, dass mit der deutschen Synchronisation viel verloren geht.
Eine ganz klare Empfehlung mit der Hoffnung, dass der Film in vielen Kinos gespielt werden darf