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BrodiesFilmkritiken
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3,0
Veröffentlicht am 29. November 2021
Der Film berichtet wahre Fakten von denen ich nie etwas gehört habe, daher kann ich (wie so oft) nicht allzuviel über die Realitätsnähe sagen. Generell wirkt es glaubhaft, vor allem weil ich keine wahre Dramaturgie finde, sondern eine endlose Aneinanderreihung von Szenen in denen sich zwei Figuren begegnen: einerseits der charismatische Dauerausbrecher, auf der anderen Seite die engagierte Anwältin. Leider bekomme ich keine klare Linie hier rein, da manchmal ein gewisser Humor und eine Leichtigkeit obsiegt, auf der anderen Seite gibt’s viele Szenen die in spießigem, dreckigen und unschönen Umfeld sspielen. Und jJella Haase macht ihren Part zwar gut, spielt aber kaum eine große Rolle. Am Ende gerät der Film etwas lang und hat keinen rechten Fokus,a ber großartige Hauptdarsteller.
Fazit: Der Fokus auf eine Figur wäre lohnender gewesenm dennoch überzeugt der Film mit tollem Spiel und ramatischen Momenten!
„Wir werden alles ändern. Alles.“ Es sind die frühen 1980er-Jahre in der Schweiz – Rebellion liegt
in der Luft. Die engagierte Anwältin Barbara Hug will das rückständige Justizsystem von Grund auf umkrempeln. Sie vertritt Linksautonome wie die rebellische Heike und nutzt das Gericht als ihre Bühne. Eines Tages sucht der Industriellen-Sohn und Berufskriminelle Walter Stürm, gerade mal wieder aus dem Gefängnis geflohen (nomen est omen!), ihren Rat. Der charismatische Stürm widerspricht allen denkbaren Regeln, lebt bedingungslosen Egoismus und gerät dabei immer wieder mit dem System aneinander. Nicht nur Heike verfällt seinem jungenhaften Charme, auch Barbara fühlt sich zu ihrem Mandanten hingezogen. Als der Ausbrecherkönig erneut im Knast landet, kommt er in Isolationshaft. Und ausgerechnet Stürm,
der keiner Ideologie anhängt, wird in linken Kreisen zum Symbol für Freiheit und die Würde des
Einzelnen – und zum Objekt der Begierde zweier ungleicher Frauen. (aus der Presse-info)
Diesen Film gilt es zu entdecken in seiner Komplexität und seiner Lebendigkeit. Schon formal reißt er einen mit: die Kamera arbeitet immer hochkreativ auf den Punkt (oftmals Handkamera, geschickt eingesetzte Unschärfen, immer der richtige Ausschnitt), die Ausstattung ist verdammt glaubwürdig, der Schnitt könnte eleganter nicht sein, zieht uns in die Geschichte. Der verzweifelte Kampf der links-autonomen Szene um eine neues Verständnis von Freiheit führt zu Fragen, die nicht so leicht zu beantworten sind, bis heute nicht. Brillant getragen von Leuenberger, Basman und Haase, die alle irgendwie aneinander kleben, ohne zueinander zu passen, beißen und quälen uns die Fragen: was ist Freiheit in ihrem Kern? Wann sind wir eigentlich wirklich frei? Die Figur Stürm scheint beispielsweise eine regelrechte Sehnsucht nach dem Knast zu entwickeln, kaum dass er freigekommen oder ausgebrochen ist! Die Anwältin ist Dialysepatientin, geht an Krücken und brennt dabei vor Lebenshunger, vor Sehnsucht, etwas zu bewirken.
Wir erkennen: der Mensch kann gar nicht unpolitisch sein; das Menschliche spielt immer ins Politische, und umgekehrt sowieso. Vielleicht ist Freiheit der Umstand, dass du dich für deine eigene Definition davon entscheiden kannst. Dieser Film ist eine mehr als sehenswerte Ausnahmearbeit.