Mit dem Ziel, die sozialen Konstrukte, die die Konzepte von Geschlecht und Sexualität umgeben, zu entmystifizieren, geht Regisseurin Adele Tulli auf die Straße, um Routineszenen der italienischen Gesellschaft festzuhalten, die die Idee der Heteronormativität verstärken. Dabei kommentiert sie nicht, sondern beobachtet: junge Mädchen, die sich als Prinzessinnen herausputzen, Teenager beim Anhimmeln ihres YouTube-Stars, Väter und Söhne beim Motorradrennen und Ego-Shooter-Spielen, aber auch die „typischen“ Rituale, die Hochzeiten betreffen. Da drehen Frauen beim Junggesellinnenabschied durch, nur um dann in einem Kurs zu lernen, wie man eine gute Hausfrau wird. Männer zeigt sie wiederum in einem Kurs, in dem ihnen beigebracht werden soll, wie man zu einem erfolgreichen Alphamännchen wird. Am Ende posieren Mann und Frau in romantischem Ambiente für ihre Hochzeitsfotos, fungieren als Abziehbild des perfekten, frisch verheirateten Paares. Das alles sind Bilder einer gelebten (Hetero-)Normativität, die Tulli hinterfragt, indem sie sie zeigt.