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BrodiesFilmkritiken
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3,0
Veröffentlicht am 24. November 2021
Ein Thema welches schon öfters filmisch aufgearbeitet wurde: eine Frau die im Krieg gefoltert wurde trifft unter normalen Umständen auf ihren einstigen Peiniger. Dies löst gängige Fragen auas die aber doch unerträglich sind: wird das Opfer nun zum Täter? Ist die Rache gerechtfertigt? Wie weit kann sie gehen? Und was ist mit der Familie des Täters? All dies wird sehr ruhig verhandelt und da der Film in einer ganz anderen Zeit spielt wirkt alles etwas fremder. Auf spektakuläre Folterszenen oder krassen Thrill wird verzichtet, es stehen die dramatischen Umstände im Vordergrund. Die werden nie zu hysterischen Höhepunkten geführt, sondern lassen auch den Zuschauer mit der Frage zurück: was würde man da wohl selber tun? All das hats schon krasser und spektakulärer gegeben, ist in dieser Form trotzdem einen Blick werd.
Fazit: Opfer konfrontiert Täter – alte Geschichte in spannender, neuer Form!
REDEN IST SILBER, SCHWEIGEN IST GOLD von Michael Grünwald / filmgenuss.com
Den Joke kennt jeder: Kannst du ein Geheimnis für dich behalten? – Natürlich (schon ganz erpicht darauf, die ganze Wahrheit zu erfahren)! Ich auch, sagt der, der gefragt hat. Dumm nur, wenn dein eigener Ehepartner dich so dermaßen an der Nase herumführt, dass du letzten Endes feststellen musst, dass Vertrauen wirklich nur ein Lippenbekenntnis zu sein scheint. So oder ähnlich ereilt diese Erkenntnis den braven Ehemann Lewis, dessen Frau – eine Roma – ganz plötzlich allerlei traumatische Erlebnisse aus dem Zweiten Weltkrieg auspackt. Damit das ganze plausibel erscheint, schreiben wir die 50er Jahre, Schauplatz USA, und sowohl Lewis als auch dessen Frau haben sich in den Wirren der Nachkriegszeit kennengelernt. Auswandern schien da die beste Option, und so hat Maja ein neues Leben begonnen. Dazu gehören anscheinend nicht die schrecklichen Erlebnisse jenseits des Atlantiks, über die am besten der Mantel des Schweigens gebreitet wird. Bis alles anders kommt – und die Mutter eines Sohnes in einem ihrer neuen Mitbürger ihren Peiniger zu erkennen glaubt. Der lang ersehnte Tag der Abrechnung scheint gekommen. Und auch wenn Ehemann Lewis von all dem bislnag keine Ahnung hatte: mitgehangen – mitgefangen.
Der Plot dieser Geschichte erinnert mich unweigerlich an Roman Polanskis Adaption des Theaterstücks von Ariel Dorfmann, Der Tod und das Mädchen. In diesem Film aus den Neunzigern, mit Sigourney Weaver und Ben Kingsley, befinden wir uns in einem nicht näher definierten südamerikanischen Land, lange nach einer Militärdiktatur. Weaver erkennt in Kingsley ihren Peiniger – und will ebenfalls Genugtuung. Nur: Polanskis Polit- und Psychothriller bleibt dem von Yuval Adler (u. a. Die Agentin) inszenierten Revenge-Drama um Nasenlängen voraus. Polanski weiß, wie sowas geht. Adler wohl weniger. Das liegt daran, dass wir im Laufe des Films kaum die Gelegenheit haben, in den agierenden Figuren nie mehr als nur deren Momentaufnahmen zu sehen. Was fehlt, ist vor allem in Filmen wie diesen eine von mir aus grob skizzierte charakterliche Landkarte, ein bisschen mehr an Verhaltensbiographie. In Der Tod und das Mädchen hatten sowohl Weaver als auch Kingsley anfangs genug Spielraum, um in ihrer Rolle greifbar zu werden. Naomi Rapace und Joel Kinnaman haben das nicht. Rapace vielleicht mehr, aber auch sie katapultiert uns gleich anfangs in einen ratlosen Ist-Zustand emotionaler Aufwühlung, die am Publikum vorbeigeht. Auch später wird es nicht besser, nur einigermaßen platter und grober, die Rückblenden in hart kontrastiertem Schwarzweiß sind überdies recht plakativer Natur, während bei Polanski solche Szenen überhaupt gar nicht notwendig sind. Die Spannung entsteht dort aus dem Dialog – in The Secrets We Keep – Schatten der Vergangenheit fehlen Noomi Rapace oftmals die Worte, während sich Kinnaman nicht nur als mutmaßlicher Verbrecher aus dem Keller dieses fremden Hauses wünscht. ______________________________________ Mehr Reviews und Analysen gibt´s auf filmgenuss.com!
Unterdurchschnittliche Wiederaufbereitung von „Der Tod und das Mädchen“ durchaus genießbar für jüngeres anspruchloses Popcornkinopublikum das darauf abgerichtet ist zu klatschen sobald die üblich verfügbaren Schwarz-Weiss Klischees bedient werden.
Starkes Drama mit überzeugenden Darstellern, einem spannenden Plot und solider bis einfallsreicher Kameraarbeit. Die Darstellung der Charaktere und wie sie mit traumatischen Erlebnissen umgehen, egal ob als Opfer, Täter oder als liebender Ehemann scheint dem Regisseur wichtiger zu sein als durch Action und Gewalt Spannung zu erzeugen. Die Geschichte baut sich systematisch bis zum unabwendbaren Höhepunkt auf. Absolut sehenswert, besonders durch Noomi Rapace. Sandra Schwittau brilliert wieder mal als hervorragende Synchronstimme.