Nach 24 Jahren sollte man ja meinen, es wäre in der Zwischenzeit ein vernünftiges Skript, für ein Sequel des Oscargewinners „Gladiator“ von Ridley Scott entstanden. Die Idee dazu kursierte bereits länger und es kamen allerhand wilde Dinge zusammen, wie Maximus Kampf im Jenseits. Daraus wurde nichts, dennoch hatte Scott wohl nun die perfekte Vorlage auf dem Schreibtisch, um nun, natürlich nicht aus einem kapitalistischen Gedanken heraus, eine grandiose Fortsetzung zu drehen. Oder?
Nein! Scott kopiert einfach den alten Film nochmal. Eine neue Idee hatte er dabei aber doch. So innovativ der das „I“ in „Gladiator“ zu Beginn in zwei „II“ teilt, so spaltet er auch die Figuren von Maximus und Commodus einfach in Zwei. Zwar verpasst er den Rest Persönlichkeit mit neuen Ansätzen zu füllen, aber sei es drum...
Die Handlung braucht man nicht zusammen zu fassen, da der Film eigentlich eher ein Remake ist, im Sinne von „Das Erwachen der Macht“, „Jurassic World“ oder „Terminator Genesis“.
Dem Film krankt es dabei an vielen Stellen. Beginnend beim Handwerk. Die Musik von Lisa Gerrard und Hans Zimmer wird nie erreicht und soll, einzig in den emotionalen Momenten oder „epischen“ Momenten, die alten Gefühle erzeugen. Schafft dies aber nie, da der Film zwar stetig bemüht ist diese alten Gefühle zu rezipieren, es aber nie schafft.
Auch die Effekte wechseln ständig ab. Sehen die echten Sets und manche Einstellungen auf Rom, in ihren Straßen oder im Kolosseum super aus, drücken sich immer wieder offensichtliche digitale Welten ein und grausige CGI Tiere. Besonders die Affen und die Haie sahen grausig aus und die Szene mit dem Nashorn beweist, wieso die Szene es schon damals nicht in den Film geschafft hat. Ohnehin ist auch die Aktion wenig gut gelungen, da man ständig gegen CGI kämpft und nichts echt ist. Einzig der Zweikampf gegen den Nashornreiter wirkt mal mächtig. Auch die Schlacht zu Beginn wirkt wie aus „Königreich der Himmel“ kopiert.
Das größte Problem, neben dem kopierten Drehbuch sind dann die Figuren. Denzel Washington ist so dermaßen drüber, dass man auch hier nur vermuten kann, dass seine Rolle als Macrinus wohl den Part von Oliver Reeds Proximo aus Teil Eins übernimmt, aber danach so weitergeführt wird, wie wohl die alte Rolle, wäre Reed nicht während des Drehes verstorben. Trotzdem ist vieles in seiner Story schrecklich konstruiert und macht schon bald wenig Sinn, da die Handlung wie von einem Kind geschrieben wirkt.
Connie Nielsen als Rückkehrerin ist solide, aber darf kaum etwas machen, ebenso wie Derek Jacobi als Rückkehrer. Beide bekommen kaum Spielraum, ihre Geschichte dazwischen wird ignoriert und die Konflikte, die Spannend sein könnten, werden viel zu klein gehalten.
Joseph Quinn und Fred Hechinger hingegen erwischt es am schlimmsten. Unter einer Tonne schlechtem Make-Up mimen sie die Kaiser Geta und Caracalla. Beides spannende und interessante Kaiser, die man hätte großartig als Schurken aufbauen können. Aber Scott gibt ihnen keine Persönlichkeit. Sie dürfen laut schreien und wirken wie Karikaturen oder Marvelschurken. Der Konflikt unter den Brüdern wird nicht aufgebaut und sie dargestellt wie die letzten Trottel. Das kann leider in keinster Weise mit Commodus mithalten. Scott hat hier die Persönlichkeit des alten Kaisers gesplittet, aber vergessen die fehlenden 50% bei beiden aufzustocken.
Pedro Pascal wird zur einen Hälfte des Maximusersatzes. Als Tribun Acacius wäre seine Geschichte spannend, aber er geht vollkommen unter. Paul Mescal als Lucius spielt die alte Hälfte, die die gleiche Motivation wie sein Vater verfolgt. Die Trailer haben das ja bereits gespoilert, wenn gleich es auch viele Fragen aufwirft über die Motivation von Maximus in Teil Eins, aber auch wieso der Film daraus ein Geheimnis macht, auch wenn es schon von Beginn an offensichtlich ist. Natürlich darf er optisch auch seinen Vater zitieren, den „Traum von Rom“ zitieren, bis man es nach dem 15ten Mal nicht mehr hören kann und auch ansonsten wenig tun, außer seinem Vater alle Ehre entgegen zu bringen, seine Mutter, die er 13 Jahre kannte, aber zu verachten.
Dabei ist Lucius die große Schwäche es Films. Man hätte ihn streichen sollen, Acacius in den Mittelpunkt rücken können, die Kaiser ausbauen und den Film um die politischen Intrigen aufbauen sollen. Das wäre spannender gewesen, wenn auch ein großes Risiko. Man hätte sich weg vom Gladiator bewegen können, die Geschichte zwar fortsetzen können, aber den Teil vielleicht „Tribun“ nennen können. Aber die Marke „Gladiator“ bringt so halt mehr Geld ein. Was schade ist, den der Teil des Films hat mich bis zur Mitte noch einigermaßen Unterhalten. In der letzten dreiviertel Stunde bricht aber alles zusammen.
Und ich muss noch sagen, dass ich kein Problem damit habe, dass gewisse Sachen hier historisch Falsch sind. In einem solchen Film, der den Fokus anders legt, ist es für sich kein Ding, aber die Art wie Scott damit umgeht, ist wirklich gefährlich und von seiner Seite auch verwerflich. Haie gab es nicht im Kolosseum. Punkt! Scott behauptet dann aber in Interviews dass es ja doch so gewesen sein könnte. Sag doch einfach, dass es dem Spektakel dient, damit kann ich leben. Ebenso wie er Todernst den Affen zum Konsul ernennt durch Caracalla. Auch Caligula ernannte ein Pferd zum Konsul, aber nicht aus Ernst, sondern um den Senat zu verspotten. Scott meint das aber todernst. Das aber nur am Rande.
Der Film ist in weiten Teilen eine Katastrophe. Die Figuren haben kaum Persönlichkeit, die Handlung ist eine Kopie, die Effekte mäßig, die Musik zum vergessen. Man wollte hier klar kapital schlagen. Schade, den abseits vom Gladiator und Lucius steckt hier ein guter Film, aber dann hätte man Eier beweisen müssen...