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    Visitor From The Future
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    FILMGENUSS
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    2,5
    Veröffentlicht am 31. Mai 2023
    AOMKRAFT? NEIN, DANKE!

    Kennt irgendjemand von Euch die französische Webserie Le Visiteur du Futur? Bereits in mehreren Staffeln verfügbar, handelt diese komödiantische Science-Fiction von einem nicht näher benannten Zeitreisenden, der als Besucher durch die Epochen reist, um Schlimmstes zu verhindern. Verfolgt wird er dabei stets von den Handlangern einer so obskuren wie militanten Zeit-Brigade, die, hochgerüstet wie extraterrestrische Kampfroboter, dem Chaoten das Handwerk legen will, manipuliert dieser doch bereits festgelegte Vergangenheiten, nur um eine bessere Welt zu erschaffen.

    Gesehen habe ich davon keine einzige Folge – immerhin aber dieses als Spielfilm komprimierte Special mit genau jenem Cast, der auch in der Serie mitwirkt. Es lässt sich dabei ganz genau erkennen, wodurch sich die Macher ihres manchmal recht klamaukigen Zeitreise-Universums inspirieren ließen, ohne aber allzu offensichtlich abzupausen. Obwohl: Gesagt muss dennoch werden, dass das Subgenre der Zeitreisen langsam für eine vorübergehende Verschnaufpause pochen sollte, denn vergleicht man jüngste Produktionen miteinander – und dabei ist es egal, ob es nun Serien oder Filme sind – gibt es ein ordentliches Gefälle, was die Genauigkeit und den nötigen Ernst anbelangt, mit welchem man sich dem Thema Zeit annehmen will. Da führt momentan die deutsche Erfolgsserie Dark so ziemlich alles an, was es derzeit gibt, vor allem anfangs hatten jene Überlegungen zur Manipulation der vierten Dimension ordentlich Hand und Fuß. Am liebsten denkt man natürlich auch an den Klassiker Zurück in die Zukunft, der niemals auch nur einen Gedanken daran verschwendet hat, dass Multiversen möglich sind, sondern alles auf einer Zeitlinie geschehen ließ. In Visitor from the Future gibt es scheinbar auch nur eine Zeitlinie – und dennoch arbeitet François Descraques mit den Benefits multipler Existenzebenen, ohne sie näher beim Namen zu nennen.

    Mit seinem Besucher durch die Zeiten schuf dieser so einen hyperaktiven Alleskönner wie Dr. Who, der ohne Tardis auskommt, sondern einfach auf Knopfdruck und ohne Zieleingabe überall hinkommt, wo er gerade hinwill. Diese Simplifizierung ist allerhand, mit Sicherheit dreist und auch erstaunlich selbstbewusst. Die Frage nach dem Wie lässt Descraques so sehr außen vor und unbeantwortet wie einen näher definierten Grund dafür, in der Zukunft auf einer mit Zombies bevölkerten Endzeit-Erde zu stoßen. In Visitor of the Future hat nichts eine wirkliche Ursache, und wäre Gott im Spiel, der ein Artefakt zurückverlangt, mit welchem man durch die Epochen springen kann wie einst eine Handvoll Zwerge, die unter Terry Gilliams Regie als Time Bandits bekannt wurden, könnte man das Ganze ja noch als Parodie verstehen, die sich der märchenhaften Fantasy mit Haut und Haaren verschrieben hat.

    Dieser Film aber schert sich kein bisschen darum, ein logisches Konstrukt innerhalb seiner erdachten Welt aufzubauen. Abgefahren ist angesagt, und neben zahlreichen Genre-Versatzstücken und stilistischen Zitaten, angefangen von I am Legend über Dark bis zu Mad Max ist dem immerhin gut aufgelegten Team nur eines wichtig: Das Streben nach erneuerbaren Energien und dem Ende der Atomkraft. Was ich bis zu diesem Punkt herausgezögert habe, ist schließlich die Synopsis des Films.

    In einer alternativen Gegenwart stehen alle Lichter auf grün, wenn es darum geht, ein mit offensichtlichen Mängeln ausgestattetes Atomkraftwerk in Betrieb zu nehmen. Die Tochter des Konstrukteurs, Alice Alibert, schließt sich dem Aktivismus an und geht sogar so weit, den Arbeitslaptop des Vaters zu entwenden, damit dieser seine Arbeit nicht mehr zu Ende bringen kann. In dieser besagten Nacht stößt die junge Frau auf den eingangs erwähnten Besucher mit Fliegerbrille und Trenchcoat, der genau denselben Plan verfolgt. Beide, einschließlich des aus dem Schlaf geholten Vaters, werden ins Jahr 2555 katapultiert, in welchem sich die Fremden mit einer Postapokalypse auseinandersetzen müssen, die Vaters Atomkraftwerk seinerzeit verursacht hat.

    Alles in allem kann der ganze Film als ökobewusste und zivilisationskritische Science-Fiction-Komödie betrachtet werden, die aber letzten Endes tut, was sie will und all ihre dadurch entstandenen Widersprüche beschwichtigend beiseite wedelt. Immerhin aber birgt der Film in seinem mehrminütigen Prolog, bevor das ganze Abenteuer beginnt, wohl die seit langem witzigsten Momente im Genre der Science-Fiction.
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