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    Wir beide
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    FILMGENUSS
    FILMGENUSS

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    4,0
    Veröffentlicht am 17. Februar 2021
    GELIEBTE NACHBARIN
    von Michael Grünwald / filmgenuss.com

    Auch dieser Film steht auf der Shortlist zu den Oscars für den besten fremdsprachigen Film 2021. Und das völlig zu Recht. Allerdings nicht in erster Linie, weil das Liebesdrama Wir beide gleich zwei Tabuthemen auf einmal thematisiert. Sondern weil ein Stoff wie dieser so selten ohne übertriebene Sentimentalitäten auskommt – hier aber Regiedebütant Filippo Meneghetti eine Möglichkeit gefunden hat, auf geradezu erfrischende Weise von einer Liebe zu erzählen, die an gesellschaftlichem Normdenken gerade bei der jüngeren Generation beinahe gescheitert wäre.

    Dabei haben die beiden reiferen Damen – die eine gleichzeitig Oma und Witwe, die andere nonkonforme Lebenskünstlerin – alles was sie brauchen würden, nämlich sich und rosige Aussichten für die Zukunft, da der Traum, gemeinsam nach Rom zu ziehen, kurz davor steht, verwirklicht zu werden. Ein einziges Problem gibt es jedoch noch, das noch aus dem Weg zu räumen wäre: Oma Madeleine muss endlich den Mut aufbringen, ihre Sippschaft zu verklickern, dass sie in einer glücklichen Beziehung mit Nina weilt. Alleine der Umstand, auf ihre alten Tage zu ihrer sexuellen Identität zu stehen, scheint schon unmöglich zu sein, wenn Madeleine nur daran denkt. Der Sohn ist ein zynischer Grantler, und die Tochter glaubt immer noch, dass Mama und Papa damals aus Liebe geheiratet hätten. Bei all den Troubles passiert etwas, dass alles über den Haufen wirft. Madeleine erleidet einen Schlaganfall. Und niemand weiß, dass Nina im Grunde ihre Partnerin ist und eigentlich das Recht hätte, sich um ihren Lebensmenschen zu kümmern.

    Das Script zu diesem auf den ersten Blick vielleicht eher konventionell scheinenden Drama überrascht und ist umso cleverer konstruiert, da man erstmal nicht ahnt, welche Schwierigkeiten entstehen können, wenn das Outing zu spät kommt. Klar, in Liebesdingen geht niemanden Dritten auch nur irgendwie an, was Sache ist. Zählen die Beteiligten allerdings nicht mehr zum jungen Eisen, könnte der Nachwuchs mehr mitzureden haben, als den Beteiligten lieb wäre. All diesen aufreibenden Hürden, die plötzlich aufpoppen, nachdem Madeleine ihre Selbstständigkeit verloren hat und plötzlich auf Hilfe von außen angewiesen ist, begegnet eine großartig aufspielende Barbara Sukowa in einer ihrer besten Rollen mit Argwohn und kämpferischer Jugendlichkeit. Martine Chevallier hingegen spielt die zu Beschützende fein nuanciert und mit einem Repertoire an sehnsüchtigen Blicken. Wie die beiden Frauen füreinander kämpfen, wie sehr sie sich brauchen und was sie überwinden, um zusammen zu sein, sind fast schon Shakespear´sche Liebeswirren für eine entsexualisierte Generation, die aber genauso queer sein kann wie jene, die bei den Regenbogenparaden auf die Straße geht.

    Wir beide ist jedenfalls eine der besten Liebesfilme der letzten Zeit – authentisch, poetisch und mit augenzwinkerndem Humor.
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    Kino:
    Anonymer User
    4,5
    Veröffentlicht am 20. August 2021
    Die beiden Schauspielerinnen sind fantastisch aufeinander abgestimmt, es gibt keine bloßstellenden Geschlechtsverkehrszenen für den Male Gaze und am richtungsweisenden für meine gute Bewertung, ist die Handlung, die Freiraum für Kritik an den Zuständen im Altenheim (aber insgeheim auch Klapse und Krankenhaus) besonders für Frauen gibt. Für Frauen die in Heimen und Klapsen schlechte Erfahrungen gemacht haben, könnten Szenen im Film triggernd sein, deswegen etwas aufpassen.
    Gern hätte ich 5 Sterne gegeben, dafür war das Ende jedoch wieder zu traurig. Nach meinem Verständnis hätte der lesbenfreundlicher sein können. Was auch eher weniger gut ist, dass beide Frauen vom Aussehen her feminin sind - einmal maskulinere wählen, die keine Mittelschichtsfrauen darstellen, wäre origineller.
    Trotzdessen ist es einer der sehenswerten Filme mit lesbischer Thematik.
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