Eine filmische Beleidigung mit beunruhigender Message!
Immer wieder werden ausländische erfolgreiche Filme in anderen Ländern als Remake vermarktet. Dabei werden nicht selten auch Handlungsstränge verändert. Im Falle des italienischen Films „Perfetti Sconosciuti“ von 2016 (im Englischen als „Perfect Strangers“ bekannt) wurde das Ganze mehr als 20 Mal in anderen Ländern verwurstet. In Deutschland hieß das Ganze „Das perfekte Geheimnis“. Der Streifen kam 2019 in die Kinos und war der viertstärkste Film in dem Jahr, hinter „Die Eiskönigin 2“, dem Remake von „Der König der Löwen“ und „Avengers: Endgame“. Regisseur für den deutschen Erfolgsfilm war Bora Dagtekin, der uns schon mit drei „Fack ju Göthe“-Teilen „segnete“.
Es gab Zeiten, in denen der deutsche Film international nicht nur angesehen war, sondern auch dominierte. Dann kam der Big Player Amerika und vieles änderte sich. Heute gibt es immer wieder kleine Perlen in der deutschen Film- und Fernseh-Landschaft, aber die sind sehr rar. Mehr als 80 % der deutschen Filme befinden sich auf einem erschreckendem Niveau und werden meistens von der deutschen Filmförderung finanziert. Mit unseren Steuern werden diese Werke also cofinanziert und während sich so manche über die GEZ-Gebühren aufregt, würde ich mich gern über diese Finanzierung empören oder besser gesagt über das, was damit gemacht wird. Auftritt „Das perfekte Geheimnis“! Der Erfolgsfilm wird von vielen als „unterhaltsame“ Komödie angesehen. Dabei ist das Ganze alles andere als unterhaltsam. Nicht nur, dass „Das perfekte Geheimnis“ ein teilweise dummer und schlechter Film ist, er ist auch noch (zumindest in meinen Augen) nicht ungefährlich und vermittelt unterschwellige, extrem problematische Botschaften wie Frauen- und Schwulenfeindlichkeit!
Die Story ist recht simpel: Sieben Freunde treffen sich zu einem schönen Abendessen und haben die Idee ein besonderes Spiel zu spielen. Die Idee ist, dass alle SMS-Nachrichten (etc.) und Anrufe öffentlich entgegen genommen und beantwortet werden müssen. Logischerweise dauert es nicht lange, bis die ersten düsteren Geheimnisse aufgedeckt werden…
Wo fange ich nur mit diesem Müllhaufen an Film an? Zuerst einmal sei gesagt, dass ich eh kein Fan von deutschen Filmen bin. Besonders die deutschen Komödien hasse ich mit einer unnatürlichen Leidenschaft. Und „Das perfekte Geheimnis“ passt in diese unrühmliche Kategorie super rein. Doch es sind so viele andere Dinge, die mich stellenweise echt sprachlos gemacht haben.
Fangen wir mit der einen guten Sache an: Die Idee. Und die kann ich nicht mal dem Film selbst zu schreiben, da die Idee ja vom Original aus Italien stammt. Und dennoch komme ich nicht drumherum zu sagen, wie unrealistisch Vieles daran ist. Ja, Filme überspitzen immer in gewisser Weise, aber bei manchen Vertretern (wie etwa Roman Polanskis fantastische Adaption des Theaterstücks „Der Gott des Gemetzels“ von 2011), kann trotzdem ein beeindruckender Realismus dabei sein. „Das perfekte Geheimnis“ hingegen lässt die Logik aber komplett daheim. Was würde denn im echten Leben bei so einem Spiel passieren? Vielleicht würde die eine oder andere ungewollte Nachricht ans Licht kommen, aber ich bin mir sicher, dass viele Nachrichten einfach nichtssagend oder trivial wären. In dem Film jedoch ist jeder Anruf, jede Whats-App der Auslöser für eine dramatische Wendung in der Story. Und gerade bei den Anrufen zögert der Mensch an der anderen Leitung nicht lange und haut direkt die intimsten Dinge raus, manchmal sogar ohne sich überhaupt zu vergewissern, dass man auch die richtige Person am Telefon hat. Doch das ist noch das geringste aller Probleme…
Der Film leidet daneben unter typischen deutschen Problemen. Da wäre zum einen ein teils schreckliches Drehbuch, das mit kitschigen und teils merkwürdigen Dialogen aufwartet. Dann ist das Ganze mit so einem Tempo gefilmt, dass ich immer wieder Probleme hatte mitzukommen. Über wen wird gerade gelästert? Wer ist Person X oder Y? Hinzu kommt das bekannte Nuscheln der Darsteller, was das Ganze nochmal erschwert. Irgendwann mussten wir mit Untertiteln weiter schauen, um alles zu verstehen… Die Optik ist glatt und langweilig, der Soundtrack unfassbar kitschig, unpassend und hat so ziemlich jede Szene ruiniert. Wenn der Papa einen gefühlsduseligen Monolog an die Tochter richtet, dann muss dieser natürlich noch mit ausgelutschter Kitsch-Musik unterlegt werden… Hinzu kommen noch billige VFX-Effekte, wie der Vollmond, der dem Ganzen einen mehrdeutigen Sinn geben soll (was nicht klappt!). Insgesamt ist der Film also auf einer technischen Ebene sehr schwach und teilweise sogar unangenehm.
So weit, so schlecht. Kommen wir zu den Darstellern selbst: Hier finden wir das Who is Who der deutschen Möchtegern-Stars. Da wäre Elyas M´Barek, Karoline Herfurth, Florian David Fitz, Jella Haase, Wotan Wilke Möhring, Frederick Lau und Jessica Schwarz. Jeder für sich hat sicherlich seine Qualitäten, auch wenn ich viele von den Künstlern hier nicht als wirklich gute Schauspieler an sehe. Es ist diese typisch, deutsche Schauspiel-Kultur, mit der ich persönlich nichts anfangen kann und alle bedienen sie tadellos. Die dramatischen Szenen werden oftmals mit Schreien und brüchigen Stimmen gespielt, während man sonst mit uncharmantem Lachen den Rest unterlegt. Und uncharmant trifft es sehr gut: Alle Schauspieler hier haben etwas Narzisstisches in ihrer Performance, mit Ausnahme von Jella Haase vielleicht (sie kennt man vor allem aus „Fack ju Göthe“ als nervige Chantal). Das soll wahrscheinlich auch Absicht sein, aber irgendwie sehe ich hier nur Schauspieler, die sich selbst toll finden, weil sie meinen in einem großen Kunstfilm mitzuspielen. Es ist eine Selbstbeweihräucherung, die mich irgendwie anekelt.
Kommen wir zum großen Finale, der Grund, warum dieser Film nicht nur schlecht ist, sondern auch teilweise Menschenverachtend. Wie bitte, Menschenverachtend? Ja, genau! Nicht nur dass die weiblichen Figuren insgesamt deutlich blasser und schlechter davon kommen (die Männer kriegen eine lose Rahmenhandlung plus Happy End), der Film hat vor allem etwas gegen Schwule. Jetzt stellt sich die Frage, wie das sein kann, immerhin ist eine der Figuren schwul, das wird thematisiert und auf den ersten Blick als etwas Positives betitelt. Doch was passiert davor? Durch das Vertauschen von zwei Handys entsteht das Gerücht, dass M´Barek schwul sei (in Wahrheit ist es Florian David Fitz) und seine „Freunde“ verurteilen ihn dafür, dass er es ihnen nicht gesagt hat. Denn Schwule wollen ja nur das Eine, deswegen ist es ja undenkbar, dass zwei Freunde sich mal nackt gesehen haben. Einige Charaktere haben eine so derartig kraftvolle Abneigung gegen Homosexualität (zumindest zwischen zwei Männern), dass einem schlecht werden könnte. Am Ende (nachdem alles aufgeklärt ist) kommt dann eine Entschuldigung von den drei gefühlskalten Freunden und die schlägt dem Fass den Boden aus: Ein Typ, der Florian David Fitz wegen seiner Homosexualität bedroht hat, wird heimlich von den drei Freunden zusammen geschlagen. Das Ganze wird mit witzigem Unterton verkauft und soll charmant wirken. Doch wie widerlich und toxisch das ist, muss ich glaube ich nicht erklären. Nicht nur dass Gewalt hier ganz offen zelebriert wird, die Botschaft ist auch klar: Der Schwule braucht seine männlichen Freunde, um sich verteidigen zu können!
Am Ende kriegen wir ein forciertes Happy End, das es nur in der deutschen Version gibt, ein Kind schlägt auf Papas Handy ein, um zu zeigen, dass Handys böse sind und einer der Männer, der den Film über als ehrlicher, guter Kerl inszeniert wurde, zückt am Ende ein Zweithandy aus dem Handschuhfach, um mit seiner Affäre zu telefonieren… Alles daran ist falsch!
Ich könnte noch ewig weitermachen, zum Beispiel die abstruse Gesellschaft, die hiermit auf eine indirekte Art und Weise propagiert oder auch die Tatsache, dass alle Figuren hier keine Freunde sind. Sie tun so, versuchen sich aber gegenseitig zu übertrumpfen, sind bösartig, hinterlistig, emotionslos, wenn es um echte Probleme geht und am Ende ist doch eh alles vergessen, solange man eine kitschige Entschuldigung raus haut oder eben einen Typen krankenhausreif schlägt, der einen Freund bedroht hat.
Fazit: „Das perfekte Geheimnis“ ist eine Ansammlung aller Dinge, die ich am deutschen Mainstream-Film hasse! Technisch nicht gut, schauspielerisch sehen wir eine selbstverliebte Ego-Show, dazu ein furchtbares Drehbuch und eine beunruhigend toxische Botschaft, die das Ganze vermittelt. Ein Film, bei dem Fremdscham eine neue Bedeutung bekommt. Ein Film, für den man sich schämen sollte, besonders diejenigen, die ihn gedreht und produziert haben!