"Queen & Slim" von Melina Matsoukas ist gut gemeint und liefert punktuell interessante Denkanstöße, schwächelt aber im Drehbuch und in der Figurenkonzeption. Bedenkenswert ist zum Beispiel, wie sehr wir als europäische Kinozuschauer an ein überwiegend weißes Schauspielerensemble in Filmen gewöhnt sind, sodass das überwiegend schwarze Ensemble in "Queen & Slim" ungewöhnlich wirkt.
Interessant ist auch der Ansatz, dass man erst zum Ende hin die echten Namen der Protagonisten erfährt. Zusammen mit der teils anachronistisch wirkenden mise en scène entsteht auf diese Weise der Eindruck, dass 'Queen' und 'Slim' stellvertretend für jeden Menschen mit dunkler Hautfarbe in den USA stehen und somit als Symbole der Black Lives Matter Bewegung fungieren - nach dem Motto: Was den beiden Hauptfiguren passiert, kann jeden treffen, der nicht weiß ist. Stellenweise wirkt es im Film sogar so, als wäre die Rassentrennung in den USA noch aktuell.
So spannend, hintergründig, notwendig und wichtig die konzeptionellen Gedanken hinter dem Film auch gewesen sein mögen, bei der Umsetzung hapert es leider. Das liegt zum Teil am Symbolcharakter der Figuren, die dadurch oberflächlich und holzschnittartig wirken. Man bekommt nicht wirklich einen Draht zu ihnen und auch ihr Schicksal berührt einen nicht wirklich. Zum Teil ist ihre Motivation nicht nachvollziehbar, gelegentlich wirken ihre Verhaltensweisen unpassend zu dem Charakter, den sie vorher gezeigt haben. Außerdem wirkte das Ganze sehr undifferenziert und die Metaphorik ziemlich plump. Die Handlung selbst ist schon nach 15 Minuten auserzählt, eigentlich sogar im Trailer schon vollständig offenbart. Als Kurzfilm hätte das viel besser funktioniert.
Einige Entwicklungen muten außerdem unglaubwürdig und konstruiert an. Irgendwie wirkt der ganze Film wahnsinnig analytisch-verkopft. Es wurde eine Aussage, eine Anklage auf die FIlmhandlung gepresst, und das passt nicht so recht zusammen. Als afroamerikanische Bonnie-und-Clyde-Variante funktioniert der Film zumindest ansatzweise, wobei Bonnie und Clyde
keine unschuldigen Unglücksraben waren, die zur falschen Zeit am falschen Ort waren und dann in Notwehr gehandelt haben - anders als 'Queen' und 'Slim'. Insofern wirkt das Ende dann auch ziemlich aufgesetzt.
Fazit: Gute Grundidee, wichtige Aussage, aber leider mau umgesetzt. Hat man den Trailer gesehen, kennt man eigentlich schon das Wesentliche.