Ich habe gestern Nacht einen schweren Fehler begangen:
Jaaaa... ich habe mir "After Passion" irgendwo in den Untiefen des Internet angesehen und ja... was soll ich sagen, außer, es tut mir schrecklich leid! Die Qualität des Films entsprach dabei so ziemlich genau der meines Streams (...) und ich bereue es zutiefst, diese unwiederbringliche Lebenszeit investiert zu haben. ..
Aber gut.. . man sollte ja nicht über Film lästern, dessen Inhalte man gar nicht kennt. In diesem Sinne, wäre das der einzige positive Aspekt, den ich der Sache abringen kann. (Ja, der gute Hardin iss natürlich süß anzuschauen, aber kein Kerl kann so gut aussehen, um über die Machweise dieses Films hinwegzusehen). Also, hier zur internen Traumabewältigung meine kleine Analyse:
Der Film war todlangweilig. Etwas mehr als ein Stunde und vierzig Minuten wird hier ein endloses Nichts an Handlung und Dialogen gestreckt und inszeniert, daß man sich am Ende fragt, warum wurde das eigentlich nicht in 22 Minuten erzählt?! Zudem ist die Story auch sehr fragwürdig: Ein angeblicher "Bad Boy" (ich muß mich totlachen), der sich nach drei Minuten in einen sensibel emphatischen Romantik-Romeo entwickelt?! Halllooo? Ich dachte nach den Trailern, der wäre so richtig böse und gestört.. . abba nein, der Kerl ist ja der Musterschwiegersohn von nebenan! Und nur weil er anfangs ne blöde Egowette abgeschlossen hat, um vor Freunden cool rüberzukommen ist der Junge im Grunde genommen doch ein besserer Frauenversteher als Richard Gere und Casanova zusammen...
Das Schlimmste aber ist, die Film besteht im Grunde genommen nur aus ein paar romantisch bebilderten Dates zweier hübsch anzusehender Artgenossen, bei deren Paarungsritual ungefähr soviel Erotik wie bei einer Cola-Werbung aufkommt. Die Dialoge sind sehr sehr dünn und zünden kaum. Eine der wirklich netten Szenen zwischen den beiden ist ein Streitgespräch in der Schule wegen eines Jane Austen Romans. Hier fliegen einmal kurz ein paar nette Sätze umher, aus denen im Nachgang allerdings nichts gemacht wird. Von der geistreichen Vorlage, über die die beiden hier streiten ist das Skript zu "After Passion" leider Lichtjahre entfernt. Und dabei agieren die beiden gar nicht so talentfrei, wie man meinen könnte. Nur kommt der Film nicht aus dem Stadium heraus, ein buntes, bewegtes BRAVO Poster für ein Teenie Zimmer sein zu wollen. ..
Und nicht nur die beiden Haupdarsteller sind viel zu dünn gezeichnet. Ausnahmslos alle Nebenfiguren haben weder ausreichend Screentime noch irgendetwas spannendes oder originelles zu sagen. Keine der Beziehungen zu den anderen Figuren funktioniert glaubwürdig. Und dabei hat der Film soviel Zeit, die er für belanglose Bilder verschwendet, anstatt ein interessantes Beziehungsnetz zu spinnen.
Abschließend kann ich hier nur noch einmal ganz eindeutig "Normal People" empfehlen. Diese Serie ist somit das Beste, was ich dieses Jahr gesehen habe, denn ihr gelingt das, was "After Passion" so verzweifelt versucht:
Eine echte, leidenschaftlich erotische Beziehung auf die Leinwand zu bringen. Und dabei ist jede Folge von "Normal People" gerade mal 20 bis 25 Minuten lang. Aber jede einzelne dieser Folgen bringt in 22 min mehr Intimität, Nähe, Leidenschaft, Konflikt, Gewalt, Erotik und Intensität auf, als dieser blasse Teeniefilm in anderthalb Stunden.
Von der Art und Weise, wie "Normal People" in meisterhaft treffsicheren Dialogen und winzigen, kurzen Szenen komplexe Beziehungsmuster glaubwürdig intensiv skizziert, ist diese Teenieromanze Lichtjahre entfernt. Von daher... seht meine Kurzanalyse hier eher als Plädoyer für ein "Konkurrenzprodukt" das genau das bietet, was "After Passion" verspricht, aber nicht halten kann. Über "Normal People" könnte FILMSTARTS durchaus mehr schreiben, denn diese kleine Perle gehört mit zu dem Besten, was derzeit auf dem (romantischen) Markt zu haben ist...
Cheers!