Ich bin zunächst sehr irritiert über die 1,5 Sterne, welche Filmstarts für diesen Film vergeben hat. Eigentlich sogar schockiert. Es ist nachvollziehbar, dass eine Kritik von einer einzigen Person verfasst wird, jedoch wäre es, was die Durchschnittsnote angeht, vielleicht angebracht, den Querschnitt der Redaktion heranzuziehen. Ich war sehr oft sehr einverstanden mit Euren Einschätzungen, liebes Filmstarts-Team, allerdings kam mir der obige Gedanke zum ersten Mal, bei den 2 Sternen für "Joker". Und nun stelle ich zum zweiten Mal fest, dass ich mit eurer Bewertung diametral auseinanderliege. Von seiner gesellschaftlichen Relevanz und den darstellerischen Leistungen her, ist "Alles ausser gewöhnlich" noch überzeugender als "Ziemlich beste Freunde". Ich kann hier absolut keine Längen feststellen und man wird quasi in den Alltag der handelnden Personen hineingesaugt. Es ist schön, dass die Leistung Reda Kateb's hervorgehoben wird, aber wer hier ganz still brilliert, ist doch eindeutig Vincent Cassel, in einer seiner subtilsten Rollen. Mal ganz abgesehen von den autistischen Laiendarstellern. Wen das emotionale Finale nicht zu Tränen rührt, der war auch bei "Philadelphia" kalt wie Stein.
In Frankreich, wo dieser Film logischerweise von mehr Leuten als in Deutschland gesehen wurde, liegt die Userbewertung auf dem Schwesterportal von Filmstarts (Allociné) bei 4,5 Sternen, dargebracht von 5.000 Kinogängern. Eine solche Diskrepanz zwischen Kritik und Zuschauerwertung ist nicht normal. Genauso wie eine von der Presse hochgejubelte Golden Palme, die beim Publikum durchfällt, gilt dies auch in die andere Richtung. Das einzige was ihr damit erreicht ist, deutschen Kinofreunden einen Blick auf diesen wunderbaren Film zu verstellen.