DAS EINMALEINS DER FLIEGENDEN UNTERTASSEN
UFOs – Was soll man davon halten? Esoterischer Schwachsinn? Querdenkerei? Mittel zum Zweck zur Selbstdarstellung? Egal, wie sehr sich dieses Phänomen aus seinen Mythen schälen würde – trotz Beweisen würde niemand dran glauben. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Das Weltbild des Menschen, im Universum als intelligente Spezies einzigartig zu sein, darf maximal in Film und Fernsehen untergraben werden. Nicht aber in der Realität. Es passt einfach nicht. Und sichtet mal doch jemand oder gleich mehrere Menschen ein seltsames Flugobjekt am Himmel, bleibt es ein Phänomen unter vielen auf dieser Welt, denn nicht alles ist erklärbar. Zumindest noch nicht. In der Wissenschaft gibt‘s also noch Luft nach oben, und es gibt nichts Schöneres und Beruhigenderes, festzustellen, dass es so ist, denn sonst wäre die Tatsache, am Zenit des Wissens angekommen zu sein, erschreckend ernüchternd, um nicht zu sagen: richtig bitter.
Gerade in der Mathematik gibt es so manches unlösbares Problem. Dabei ist die Welt der Zahlen womöglich der Sprachschlüssel im Universum, der gemeinsame Nenner, um sich mit extraterrestrischen Besuchern oder fernen Nachbarn zu verständigen, sofern es die denn gäbe. Innerhalb dieser abstrakten Welt gibt es etwas, das nennt sich Feinstrukturkonstante. Mit diesem Begriff im Rahmen eines eingeblendeten Zitats noch vor dem Vorspann beginnt Ryan Eslingers alles andere als knallbunter und mit allerlei Lichteffekten eben nicht ausgestatteter Science-Fiction-Film, der eine noble Agenda erfüllen will: Nämlich die, allein mit mathematischen Koinzidenzen eine Begegnung der dritten Art zu beschreiben, ohne aber die dritte Art überhaupt in Erscheinung treten zu lassen. Hatten wir so etwas Ähnliches nicht schon in Robert Zemeckis Contact? Das stimmt, da hatte Jodie Foster alle Hände voll zu tun, die Botschaften der Fremdweltler zu entschlüsseln – um dann aber, im letzten Drittel des überlangen Films, durch ein Wurmloch zu reisen. Die Alien-Intelligenz sieht man auch dort nicht, zumindest aber fremde Planeten.
Die UFO-Verschwörung hat das alles nicht. Naja, fast nicht. Wenn es hochkommt, bleibt vielleicht eine knappe halbe Minute, in der das Unerklärliche am Firmament sichtbar wird. Mitunter tauchen Lichter das erstaunte Gesicht des noch recht jungen Derek in bunte Farben, denn der hat im Kindesalter eine Begegnung der dritten Art selbst erlebt. Seitdem lässt ihn dieses Erlebnis nicht mehr los – klar verständlich. Als dann Vorkommnisse an amerikanischen Flughäfen sämtliche Augenzeugen auf den Plan rufen, die steif und fest behaupten, ein UFO gesehen zu haben, ist der Mathematikstudent nicht mehr zu bremsen. Er beginnt, die Indifferenzen, die gleichsam mit dem Erscheinen der Aliens aufgetreten sind, mathematisch zu berechnen. Und stößt auf allerlei Verblüffendes. Mathe-Professorin Dr. Hendricks (Akte X-Star Gillian Anderson – wie passend) glaubt erst nicht, dass die Wahrheit irgendwo da draußen liegt. Doch wie es in einem Film wie diesen über einen hochintelligenten Sheldon Cooper-Ableger kaum anders sein kann, wird diese dann doch noch von der Begeisterung ihres Schülers mitgerissen. Und nicht nur sie: Das FBI kann es nicht fassen, wie dreist ein Otto Normalbürger überhaupt sein kann, einfach hier anzurufen, um die Lösung eines großen mathematischen Rätsels zu liefern.
Man könnte sagen: Good Will Hunting trifft auf Big Bang Theory trifft auf Akte X. Theoretisch betrachtet eine gute Mischung. In seiner Umsetzung mag Die UFO-Verschwörung (oder im Original nur schlicht und ergreifend: UFO) relativ wenig an Schauwerten, schauspielerischen Sternstunden oder spannenden Plot-Twists zu bieten haben. Science-Fiction-Nerds werden wohl nach jedem Krümel an Phantastischem suchen und diese, hat man sie gefunden, gierig verschlingen. Der Rest ist Mathe in einer Dimension, die niemand versteht, der das Fach nicht auch nur annähernd studiert hat. Eslinger gelingt es dennoch, das ganze Fachchinesisch auf simple Erwähnungen herunterzubrechen. Gut – was man begreift, muss man hinnehmen. Warum das alles so ist – die Frage zu stellen wäre überflüssig. Am Konterfei von Alex Sharp (How to Talk to Girls on Parties, Living) lassen sich zumindest jene Emotionen ablesen, die uns wissen lassen, wann sich die Suche nach Erkenntnis seinem Ziel nähert. Das FBI zeigt schließlich, wie ernstzunehmend die ganze Sache ist. Und auch wenn das ganze womöglich aus Budgetgründen nicht der große Wurf geworden ist, den man sich vielleicht angesichts der interessanten Prämisse vorgestellt hätte: Auf pragmatische Weise findet man es doch verblüffend, wie das Mysterium der Zahlen mit jenem der Aliens synergieren kann.
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