Selten war Krieg so greifbar, so dreckig und so ungeschönt wie es uns Sam Mendes in seinem neuen Film „1917“ präsentiert. Der „American Beauty“ und „Skyfall“- Regisseur, setzt uns mit seinem neusten Kriegsfilm nicht nur einen neuen abstoßenden Blick auf den Krieg vor, nein, er schafft dies zum einen ohne eigentlich wirklich etwa konkrete Schlachten zu zeigen, wie dies in fast allen anderen Kriegsfilmen der Fall ist, zum anderen schafft er es auf eine technisch so herausragende Art und Weise, dass einem als Kinogänger des öfteren der Atem stockt vor lauter staunen.
Die Handlung des Films ist eigentlich recht schnell zusammengefasst: Zwei junge Soldaten namens Blake und Schofield sollen eine Nachricht überbringen, den die Deutschen planen einen Hinterhalt was 16000 Briten das Leben kosten könnte.
Sam Mendes lässt diesen Film auf den Erzählungen seines Großvaters basieren und zum ersten Mal überhaupt hat der sehr talentierte britische Regisseur auch bei einem seiner Filme selbst das Drehbuch verfasst. Nicht nur dass uns Mendes damit auch einen eindrucksvollen Blick auf den, im Kino doch immer etwas weniger präsenten, ersten Weltkrieg werfen lässt, man spürt in der emotionalen Wucht des Filmes auch seine persönliche Bindung, die dahinter steht. Interessant an dem Film ist doch dann auch tatsächlich, dass nicht einmal der Krieg selbst, oder besser gesagt große Kämpfe im Vordergrund stehen, wie dies bei eigentlich allen Filmen dieses Genres der Fall ist, nein, er legt den Fokus eher auf die Welt um die Schlachten herum und welche Auswirkungen und Folgen so eine bestialische Auseinandersetzung mit sich bringt.
Und genau an diesem Punkt kommt genau das zur Sprache was den Film gerade in seiner Promotion extrem aus macht. Die Kameraarbeit! Roger Deakins hat erst vor zwei Jahren, nach 13! gescheiterten Versuchen endlich den Oscar gewinnen können, für seine Kameraarbeit am Meisterwerk „Blade Runner 2049“. Nun wird sein zweiter Folgen. An so vielen Stellen fragt man sich doch: „Wie hat er das gemacht?“ Nun, „1917“ ist bekanntermaßen in einem Schnitt gedreht, bzw. es sieht so aus, den tatsächlich sind die wenigen Schnitte so gut getarnt und so dynamisch versteckt, dass sie überhaupt nicht auffallen. Dabei ist dies nicht nur ein nettes Gimmick, nein es wirft uns so Tief in die innere Gefühlswelt der Figuren ein, es lässt uns ihre Ängste aus nächster Nähe mit spüren, es lässt uns durch den Dreck ziehen, es lässt uns so sehr wie kein anderer Film zuvor miterleben, wie grausam ein Krieg ist, weshalb diese One-Cut Arbeit auch einen großen Teil zum emotionalen Gewicht des Filmes beiträgt. Anders als bei Filmen wie „Birdman“ oder auch „Gravity“ ist hier die Arbeit rein in dem Setting noch zusätzlich anspruchsvoller und wenn ich bei den Bildern bin, so kann ich sagen diese sind auf ihre grausame Art und Weise wunderschön gefilmt. Welch eine Arbeit in der Vorbereitung, Planung und dem Aufbau der Sets gesteckt hat, mag man sich dabei gar nicht vorstellen. Die Ausstattung stimmt, der Sound haut rein und von Beginn an, ist dies ein perfekt getimter Kriegsfilm. Auch die Musik von Thomas Newman trägt seinen Teil zur betrügenden Atmosphäre bei. Ein großes Lob gebührt dabei auch den Darstellern. George MacKay (Captain Fantastic), wie auch Dean-Charles Chapman (Game Of Thrones) machen ihre Sache wirklich erstklassig, gerade in Anbetracht der Umstände, wie der Film gedreht wurde und wenn man sieht in welche Strapazen sich die beiden noch jungen Schauspieler werfen mussten. Auch in zumeist sehr kleinen Rollen ist der Film dank Colin Firth, Benedict Cumberbatch, Mark Strong, Andrew Scott oder Richard Madden hervorragend besetzt.
„1917“ schafft aber auch nicht nur durch seine Technik zu bestechen. Er wirft einen so eigenen und abstoßenden Blick auf den Krieg wie schon seit langem nicht mehr und lässt uns mit einem durch und durch bedrückenden Gefühl den Film beginnen, wie auch enden. Der Krieg wird hier in keinster Weise heroisiert, auch wenn es die Heldenmomente gibt. So ist eine der eindrucksvollsten Szenen des gesamten Filmen der Sprint über ein Schlachtfeld, über dies zudem nach und nach hunderte Statisten stürmen. Dies sieht zwar heldenhaft aus, aber heroisiert den Krieg in keinster Weise. Im Gegenteil, in ganz vielen Momenten zeigt uns Mendes eigentlich dass es im Krieg keine Helden gibt und dass man am Ende trotz vieler guter Taten eigentlich nur verlieren kann. Da kann keine Medaille der Welt etwas dran ändern.
Kurz: „1917“ ist ein technisches Meisterwerk, welches uns durch seine Kameraarbeit, seine Ausstattung und seine erstklassige Regiearbeit auf grausame Art und Weise in die Brutalität des ersten Weltkrieges wirft. Doch mehr als das, er ist dank seiner hervorragenden Darsteller und seiner emotionalen Wucht ein ergreifendes Stück Antikriegsfilm, welches und den Krieg noch nie so authentisch und spürbar hat miterleben lassen und uns einmal mehr suggeriert, dass wir dies auch nie mehr selbst möchten!