Wunderbar unterhaltsam
Von Markus Fiedler„God have mercy on the man, who doubts what he’s sure of“ (auf Deutsch: „Gott habe Erbarmen mit dem Mann, der an dem zweifelt, dessen er sich sicher ist“), sang Bruce Springsteen 1987 in seinem Song „Brilliant Disguise“. Ob Regisseur und Drehbuchautor Ralf Westhoff diese Zeilen im Sinn hatte, als er seine romantische Komödie „Wie gut ist deine Beziehung?“ zu Papier brachte? Gut möglich, denn sein Film dreht sich im Kern genau um dieses Thema: Ein eigentlich glücklicher Mann stellt vollkommen unnötigerweise seine Beziehung zu seiner langjährigen Freundin infrage – mit unerwarteten Folgen. Dabei erinnert Westhoffs Film sowohl an die guten alten Zeiten von Woody Allen („Der Stadtneurotiker“) als auch die feinfühligen-entlarvenden Komödien von Eric Rohmer („Die Sammlerin“). Ein Film, der mit wenig Plot und wenig Klamauk auskommt, aber womöglich gerade deshalb so wunderbar unterhält.
Steve (Friedrich Mücke) ist ein erfolgreicher Software-Entwickler und lebt in einer glücklichen Beziehung mit Carola (Julia Koschitz). Als ihm sein Kumpel Bob (Bastian Reiber) eines Morgens erzählt, dass seine Freundin Yvonne ihn aus heiterem Himmel für einen älteren Yogalehrer verlassen hat, bekommt Steves Weltbild jedoch erste Risse. Als dann auch noch zwei blutjunge Unternehmensberater die kleine Start-Up-Firma aufmischen und Steve dabei ganz schön alt aussehen lassen, zweifelt er plötzlich an Dingen, die für ihn bisher selbstverständlich waren – auch an der Stabilität seiner Beziehung zu Carola. Das bringt ihn auf die Idee, seine Freundin und deren möglichen Schlussmachgedanken zu testen – mit Ergebnissen, die Steve sich so ganz sicher nicht vorgestellt hat...
Wenn das Publikum bei einer romantischen Komödie wirklich mitgehen soll, obwohl die Handlung ja in aller Regel keine großen Überraschungen bietet, dann muss vor allem die Chemie zwischen den Schauspielern stimmen. Ralf Westhoff, der seit seinem gefeierten Langfilmdebüt „Shoppen“ im Jahr 2006 nur etwa alle vier Jahre einen Film dreht, hat Julia Koschitz („Happy Burnout“) bisher immer besetzt und macht in dieser Hinsicht auch bei „Wie gut ist deine Beziehung?“ keine Ausnahme. Und was sollen wir sagen, der Mann hat Recht: Die österreichische Schauspielerin ist als End-Dreißigerin Carola, die sich von den plötzlichen Marotten ihres Freundes verunsichern lässt, derart bezaubernd und unprätentiös, dass ihre Performance allein den Eintritt lohnt. Und mit Friedrich Mücke („Ballon“) bekommt sie einen Partner zur Seite, dem die Rolle des hemdsärmeligen, aber innerlich völlig verunsicherten Steve wie auf den Leib geschrieben scheint. Dem Paar nimmt man ihre Liebe, aber auch ihre Probleme in jeder Szene hundertprozentig ab – weshalb man ihm auch immer beide Daumen drückt.
Dazu gelingt Westhoff noch ein weiteres Kunststück: Kein einziger der Nebencharaktere geht einem auf den Keks – und dabei sind nervige Sidekicks ja eigentlich eine ganz besondere Spezialität des deutschsprachigen Komödien-Kinos. Egal ob der wunderbare Bastian Reiber („Wuff“) als nerdiger Programmierer Bob mit wenig Verständnis für unlogisches Verhalten, der junggebliebene Yoga-Guru Harald (Michael Wittenborn) oder Power-Single Anette (Maja Beckmann) mit Beziehungstipps aus der Küchenschublade – all das sind zwar eigentlich altbekannte und ausgelutschte Archetypen, die von Westhoff aber so gut geschrieben sind, dass sie dennoch allesamt frisch und originell wirken.
Westhoff hat zudem ein gutes Händchen dafür, lustige Momente und Situationen zu kreieren, ohne dabei unnötig zu überdrehen. Wenn Steve seiner Carola beispielsweise einen besonderen Abend bieten will und sie – „so wie früher“ – in die Rollschuh-Disco schleppt, dann verzichtet Westhoff auf den naheliegenden Klamauk: Es gibt keine spektakulären Stürze in die Getränkebar, stattdessen verlässt er sich ganz auf den Zauber des Augenblicks – und das reicht auch völlig aus. So ist „Wie gut ist meine Beziehung?“ auch kein Film der wilden Schenkelklopfer, sondern einer der leisen Schmunzler mit gelegentlichen, aber dann auch ehrlichen Lachern.
Und diese leisen Pointen inszeniert Westhoff mit derart leichter Hand und gleichzeitig so bodenständig, dass die Figuren einem schnell ans Herz wachsen. Zumal der Zuschauer immer mehr weiß als die Protagonisten, da er ja bei den Gesprächen beider Seiten zuhören darf. Und so schnell mitbekommt, wo hier das eigentliche Problem liegt. Das wird jugendliche Kinogänger vielleicht nicht unbedingt aus den Socken hauen, aber Altersgenossen von Steve und Carola werden ihren Spaß damit haben und sich und ihre Beziehung in so manchen Situation sicherlich auch ein Stück weit wiedererkennen.
Fazit: Regisseur Ralf Westhoff ist kein Vielfilmer. Stattdessen setzt er nur alle vier Jahre ein selbstgeschriebenes Drehbuch um, das spürbar eine Weile reifen durfte. Und das merkt man dem fertigen Film auch an. „Wie gut ist deine Beziehung?“ ist bevölkert von lebendigen Charakteren, die einem wirklich zu Herzen gehen und besitzt eine angenehme Leichtigkeit, ohne dabei je flach oder albern zu wirken.