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    Ayka
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    Kino:
    Anonymer User
    4,0
    Veröffentlicht am 12. April 2021
    Ein Film, der an die Grenze des Erträglichen geht und mit einem Schluss aufwartet, der nur vorübergehend eine Lösung anbietet.
    Mit unglaublicher Intensität führt uns die Hauptdarstellerin (Samal Jesljamowa) den erschütternden Überlebenskampf einer Frau vor Augen, die nach einer Vergewaltigung und einer Fehlgeburt (?) aus dem Krankenhaus flieht und durch das eisige Moskau irrt, von mafiösen Schuldeneintreibern gehetzt und bedroht. Sie versucht verzweifelt durch jedwede Arbeit etwas Geld zu verdienen. Dabei ist sie gezwungen durch Schmutz und Siff der Gesellschaft zu waten. Die Bedrohung ihrer Lage spitzt sich immer weiter zu. Auch ihre Familie daheim wird als Drohmittel eingesetzt.
    Nicht nur die zweistelligen Minustemperaturen der russischen Hauptstadt machen der mittellosen Ayka, die aus Kirgisistan stammt, das Leben zur Hölle, sondern auch die soziale Kälte der Landsleute, die rücksichtslos nur nach dem Rubel schielen. Ayka arbeitet in einer Hähnchenschlachterei, beim Winterdienst und in einer Tierklinik. Nur eine Ärztin, hilft der jungen Frau, die immer noch an den Folgen der Fehlgeburt (?) leidet und sich von öffentlichen Toiletten und Hauseingängen vor der Kälte zu schützen versucht. Eine Option um an Geld zu kommen wäre, das Baby zu verkaufen. Die Mafia rät ihr dazu. So holt sie ihr Baby aus der Klinik und flüchtet mit dem schreienden Säugling in einen Hausflur. Sie findet eine Lösung, die das Baby kurzfristig beruhigt und sie selbst von der einschießenden Milch erlöst. Nur ein Augenblick zum Verschnaufen für Ayka und die Zuschauer.
    beco
    beco

    61 Follower 361 Kritiken User folgen

    3,5
    Veröffentlicht am 26. April 2019
    Eine wahrscheinlich ziemlich authentischer Beschreibung über den Versuch der jungen Kirgisin Ayka, sich im Moskau von heute eine Existenz aufzubauen. Das Scheitern ist vorprogrammiert, die Aufgabe, der Druck, die Umstände sind nicht zu überwinden. Sie spoiler: beim Scheitern
    zu begleiten, ist deprimierend und ernüchternd, aber auch anrührend.
    Sehenswert
    Filmdoktor
    Filmdoktor

    7 Follower 46 Kritiken User folgen

    3,5
    Veröffentlicht am 8. November 2020
    Überleben in einer wahrhaft kalten Welt -

    Vorbemerkung: Fans von Filmen mit Happy End oder Dramaturgie nach klassischem Muster sollten lieber die Finger von "Ayka" lassen. Wer aber an Filmen interessiert ist, die nah bei den handelnden Personen bleiben, die durch bewegliche Kamera und Reduzierung äußerer Mittel unmittelbar in das Geschehen hineinziehen und zugleich dokumentarischen Charakter haben, der entdeckt in "Ayka" ein erschütterndes Meisterwerk.

    Erzählt wird eine knappe Woche während eines eisigen Moskauer Winters. Die Kirgisin Ayka lebt mit anderen Migranten illegal in einem heruntergekommenen Mietshaus auf engstem Raum. Da ihre Arbeitserlaubnis abgelaufen ist und sie sich bei dubiosen Geldverleihern hoch verschuldet hat, muss sie jede Art von Arbeit annehmen und wird ein ums andere Mal ausgenutzt. Den Druck, den sie von ruppigen Arbeitgebern und der kirgisischen Mafia erfährt, gibt sie selbst an vermeintlich noch schwächere Arbeiterinnen weiter, die ihrerseits zu überleben versuchen.
    Am Beginn und am Ende ihrer Geschichte steht aber das von Ayka zur Welt gebrachte Kind. Die ersten Filmbilder zeigen vier straff gewickelte Neugeborene, die in einer Moskauer Klinik zu ihren, in einem Gemeinschaftszimmer liegenden Müttern zum Stillen gefahren werden. Auch hier ist der Ton bereits rau und alles wirkt kalt. Ayka hat weder die Mittel noch die Zeit, ihr Kind zu versorgen. Nach ihrer Flucht aus der Klinik folgt ihr die Handkamera durch ein tief verschneites Moskau, in Hinterhöfe und dunkle Kellerräume mit katastrophalen Arbeitsbedingungen. Mag Aykas Neugeborenes auch erst ganz am Ende noch einmal eine Rolle spielen, so ist es physisch durch Unterleibsschmerzen und das aufreibende Abpumpen der Muttermilch ebenso präsent, wie metaphorisch durch Hundebabys in einer Tierklinik und den kranken Sohn einer Putzfrau. Jene Putzfrau ist die einzige Person in diesem Film, die Ayka Mitmenschlichkeit und Respekt entgegenbringt und für einige kurze Momente des Glücks in diesem düsteren und erdrückenden Porträt prekären Migrantendaseins sorgt.

    Der Dokumentarfilmer Sergej Dwortsewoi hatte in seinem Spielfilmdebüt "Tulpan" Tradition und Moderne in der kasachischen Steppe im Rahmen einer Liebesgeschichte aufeinander treffen lassen. In "Ayka" schildert er schonungslos eine entfesselte Moderne. Die eisigen Wintertemperaturen spiegeln sich in einer verrohten Gesellschaft, in der nur die Ökonomie und der Erfolg zählen. Menschen sind Verfügungsmasse. Der Verzicht auf Musik (außer im Radio o.ä.) und die ganz nah an den Gesichtern verbleibende Handkamera verstärken den Eindruck, selbst in dieser Welt ganz unten gefangen zu sein. Nur das menschlich Mitfühlende auf Seiten der Betrachter macht diesen (körperlich) anstrengenden Film zu einem Erlebnis.

    "Ayka" ist ein mit reduziertem Mitteln und in sehr begrenztem Rahmen (ca. eine Woche in Moskau) eindringlich inszeniertes Sozialdrama, welches schonungslos Ausbeutung, Hoffnungslosigkeit und die Auswüchse eines unsozialen Kapitalismus zeigt. Der bedrückende Film ist manches Mal schwer erträglich, wirkt auf diese Weise aber umso nachhaltiger.
    Die Schauspielerin Samal Esljamowa, die in nahezu jeder Szene präsent ist, erhielt beim Filmfestival in Cannes den Preis für die beste Hauptdarstellerin. Sehenswert!
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