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    Kajillionaire
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    FILMGENUSS
    FILMGENUSS

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    4,5
    Veröffentlicht am 5. Januar 2021
    MEINE RABENELTERN, IHRE TOCHTER UND ICH
    von Michael Grünwald / filmgenuss.com

    Miranda July ist eine Allroundkünstlerin. Filmemachen ist da nur ein Teilbereich ihrer Tätigkeit. Zugegeben, bislang hatte ich noch kein einziges ihrer Werke gesichtet, obwohl ich natürlich wusste, dass die US-Multimediakünstlerin, die sich in ihren Filmen auch bislang immer selbst besetzt, ziemlich abgehobene, verschrobene Tagträumereien entworfen hat. Wäre längst einen Blick wert gewesen, wie ich finde. Nun – Kaijillionaire, ihre neueste und auch erstmals recht prominent besetzte Arbeit gilt hier endlich mal als Einstand – und ist, ohne zu übertreiben, eine Entdeckung. Und zwar deshalb, weil July so sehr gegen Konventionen und Schablonen inszeniert und kreiert, wie es normalerweise nur das asiatische Kino zuwege bringt.

    Für ihre Außenseiterballade hat sie mit Evan Rachel Wood (u. a. Dreizehn, Westworld) wohl einen Volltreffer gelandet. Interessant und gleichsam verblüffend auch, nach langer Zeit und erst nach mehreren Blicken Debra Winger hinter der Fassade einer streunenden Tagediebin hinter wallender grauer Mähne zu entdecken. Gemeinsam mit Richard Jenkins sind die drei eine sagen wir mal obdachlose Familie, die sich in einem leerstehenden Büroraum neben einer Seifenfabrik eingenistet hat und dort so lange bleiben darf, solange sie den dort austretenden Schaum wegputzt. Eine irre Idee zum einen, surreale Bilder zum anderen, wenn die weißrosa Wolken den reizlosen Raum wie durch ein entrücktes Wunder scheinbar aufrüschen. Die Familie also, die wohnt hier, und schlägt sich tagtäglich mit Diebstählen herum – auf der Post, im Supermarkt, eigentlich überall. Tochter Old Dolio, benannt nach einem Obdachlosen, macht da mit, weil sie nichts anderes kennt. Sie kennt aber auch keine Kindheit, keine Zärtlichkeiten, keine liebevollen Worte und keine Identität. Old Dolio, die ist das Werkzeug ihrer Eltern, soziophob, gehemmt und depressiv. Ihren Eltern ist das egal, sie setzen auf Profit, das Töchterchen ist eben mit dabei. Bis bei einer Betrugsnummer am Flughafen die aufgeweckte Melanie, die ihnen zufällig über den Weg läuft, alles ändert. Zumindest fast alles für Old Dolio.

    Ich habe selten einen Film über Einsamkeit und Sehnsucht nach Nähe gesehen, der gleichzeitig so sensibel, humorvoll und bezaubernd sein kann. Julys seltsame Figuren kaspern durch ein wirtschaftsorientiertes Amerika aus Industrie, Geld und Shoppingvergnügen und übersehen das Wesentliche. Eine liebevolle Kindheit ist in Zeiten wie diesen aus Ich-AG, Bequemlichkeit und Lebenstraum um jeden Preis nichts Selbstverständliches mehr – und war es auch nie. Wie sehr man als Elternschaft allerdings versagen kann, das hebt July geradezu auf ein neues Level. Die Konsequenz: eine zomboid vor sich hin trottende Evan Rachel Wood, mit Haarvorhang und Grunge-Klamotten. Ihr Weg zur eigenen Identität und zu einem Ja für Zärtlichkeit wird zur erfrischend anderen, urbanen Therapie zwischen sensorischer Integration und Erwachsenwerden. Wood flößt dabei ihrer psychologisch tiefgründigen Figur soviel Wahrhaftigkeit ein, als würde man die Schauspielerin erst neu entdecken. Diese Kunst der Tarnung eines Stars funktioniert ganz ohne Maske, die Performance ist dabei preisverdächtig, auch dank all den anderen recht hingebungsvollen Charakteren, die entweder nicht aus ihrer Haut können oder jemand anderen dazu motivieren, sich selbst zu motivieren. Vielleicht mit einem Tanz. Oder im Zeitraffer-Recap des eigenen Aufwachsens.

    Die psychosozialen Parameter einer Familie scheuen sich nicht davor, in Kaijillionaire genau beobachtet zu werden – und die Motivation zur Veränderung wächst in dem, der sie am dringendsten nötig hat. Dieses Conclusio lässt sich in dieser konsistenten und enorm erfreulichen Filmkunst gerne entdecken.
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    beco
    beco

    61 Follower 361 Kritiken User folgen

    3,5
    Veröffentlicht am 31. Oktober 2020
    Ein eigenartiger Film, voll von Bildern und Anspielungen, die sich nicht unbedingt (gleich) erschließen.
    Eine Tochter, die erkennt, dass ihre Eltern ihr etwas Wesentliches in ihrer Kind-Eltern-Beziehung vorenthalten haben, eine Zuneigung, die sie nie erfahren hat. "I thought to treat you as a child was kind of disrespectful", sagt ihr Vater, aber sie fühlt, dass sie etwas Entscheidendes vermisst und findet eine "Schwester" (Melanie), deren Mutter, anscheinend das ganze Gegenteil von Old Dolios Mutter ist, over protective etc . Melanie aber kann Dolio, vielleicht gerade deshalb, die Geborgenheit bieten, die ihr so offensichtlich fehlt.
    Und dann ist da der rosa Schaum, der die Heimstatt der drei immer wieder heimsucht, den sie bekämpfen und doch nicht entkommen können.
    Interessant, sehenswert
    Christoph K.
    Christoph K.

    151 Follower 322 Kritiken User folgen

    2,5
    Veröffentlicht am 24. Oktober 2020
    Die Geschichte geht um die 26 jährige Old Dolio. Sie lebt mit ihren Eltern zusammen und halten sich mit Gauereien über Wasser. Ganz langsam wird im Film klar, dass es sich nicht nur um eine Erzählung einer schrägen Familie handelt. Es ist leider tiefgründiger, bitterer und schwermütiger. Und genau bei diesem wilden Genre-Mix habe ich so meine Probleme. Der Film will lustige Unterhaltung, tiefgreifendes/schockierendes Drama und Road-Movie in einem Sein. Das passt aber leider nirgends. Damit ein Drama funktionieren soll, müssen die Handlungen und die Charaktere glaubwürdig sein. Das sind sie leider nicht. Weder kann man Old Dolio die geistige Behinderung abnehmen (wie grandios war doch Leonardo DiCaprio), noch die Eltern das Schrullige, Lebendsentsagende. Mir fehlt da was. Ich kann mir kaum vorstellen, das Old Dolio bis zum 26. Lebendsjahr völlig ohne jegliche Kontakte ausgekommen ist (keine Schulkontakte, keine Sozialarbeiter in der Schule etc.). Nunja. Nettes Geschichtchen, welcher schon unterhält, der aber durch das wilde Genremix leider unglaubwürdig wird.
    BrodiesFilmkritiken
    BrodiesFilmkritiken

    11.040 Follower 4.944 Kritiken User folgen

    2,5
    Veröffentlicht am 25. Mai 2021
    Ich sehe den Stempel „Independent Film“ immer etwas kritisch. Es gibt Filme die dies als Etikett nehmen um dahinter restlos alles zu machen was man will und wenn man dann damit ein Problem hat, dann hat man eben keine Ahnung oder keinen Sinn dafür. Es gibt aber auch Titel die hinter diesem Stempel ein unfassbar kreatives Feuerwerk abfeuern. Wo sich dieser Film einordnet kann ich nicht sagen. Mich haben alle Hauptfiguren restlos abgestossen, als bösartige Kleinkriminelle die nur darauf bedacht sind wo sie jemanden über den Tisch ziehen können. Die Figur der Old Dorio hat dabei zwar mein Mitgefühl, aber trotzdem nicht mein Herz. Und die endlosen, langsamen Aufnahmen in denen diese Figuren an Haltestellen herumstehen oder sich witzig an einer Mauer in ihre Wohnung schleichen ermüden relativ schnell. Das es im Kern um eine arme Frau geht die nur die Liebe ihrer Eltern erfahren will mag rührend sein, aber aufgrund der restlichen Umstände kaum greifbar. Ich kann absolut verstehen wenn Leute diesen sperrigen Film lieben, feiern oder anderweitig zu schätzen wissen, mich selber hat er restlos außen vor gelassen.
     
    Fazit: Sperriges, eigensinniges Drama bei dem man zwischen Bedauern und Hass für die Hauptfiguren hin und herpendelt.
    Philm
    Philm

    25 Follower 297 Kritiken User folgen

    4,0
    Veröffentlicht am 27. März 2022
    Interessanter und unterhaltsamer Film, der Komödie und Drama mixt. Man weiß manchmal nicht ob man lachen oder weinen soll. So wie die Welt nun mal oft ist. Interessante und runde Figuren in einer etwas bizarren Geschichte. Eine abwechslungsreiche Bereicherung zum lachen aber auch nachdenken.
    Kino:
    Anonymer User
    4,0
    Veröffentlicht am 22. Oktober 2020
    Kajillionaire ist eigentlich ein netter, kleiner Film über eine Familie, die sich durch Gaunereien durch Leben wurschtelt. Da bleibt halt leider die emotionale Entwicklung der Tochter in der Kindheit auf der Strecke. Wäre es nur das, würde man sagen: "GANZ NETTER FILM".

    Aber dann ist da noch Evan Rachel Wood. Ich denke, man kann und darf Parallelen ziehen, zu der Leistung von Tom Hanks in "Forrest Gump". Denn man glaubt ihr wirklich JEDE Geste, JEDEN Blick. Sie IST diese emotional zurückgebliebene junge Frau, die auf ihre Umwelt so ungläubich und unbedarft reagiert,dass man denkt, sie ist wirklich so. Natürlich kennt man sie aus "Westworld", "What ever works" oder "The Wrestler", aber ihr spiel hat diesmal eine andere, extreme Leinwandpräsenz.

    Und um beim Vergleich zu "Forrest Gump" zu bleiben..... da gab es für die schauspielerische Leistung einen Oscar... unverdient wäre er auch hier nicht....
    Fef1
    Fef1

    4 Kritiken User folgen

    0,5
    Veröffentlicht am 17. Juli 2021
    Das gehöt eindeutig zum Schlechtesten, das ich je gesehen habe! Sind wir als Menschen wirklich schon so weit gesunken?
    Absolut geschmacklos und dämlich!
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