Als Fan der Kling'schen Känguru-Reihe tue ich mich schwer mit dem Film - einerseits ist mir natürlich klar, dass filmisches Erzählen anders funktioniert als das aus Radio-Sketchen entstandene Original. Natürlich braucht es hier einen Plot, den es in den (Hör-)Büchern erst ab Teil 3 wirklich gibt (und auch dort eher als Alibi). Andererseits hätte sich das Team wirklich etwas mehr einfallen lassen können, als die Geschichte um einen schurkischen Immobilienhai herum aufzubauen, als wäre man in den 80ern bei "Didi, der Doppelgänger". Während Kling in den Büchern stets kritisch am Puls der Zeit ist, wirkt der Filmplot anachronistisch: Dass jemand ein begehrtes Kreuzberger Gründerzeitquartier plattmachen will, um Hochhäuser zu errichten - das hat mit dem (mir leidvoll bekannten) Gentrifizierungsprozess im realen Berlin von heute wenig zu tun.
Entsprechend vorhersagbar ist dann auch die David-gegen-Goliath-Geschichte, an der sich bekannte Känguru-Situationen aufreien wie Perlen an einer Schnur, ohne einen wirklichen Kontext zu ergeben: Die Eierkuchen-Situation, die Schnapspralinen, der (auf ein Kind zusammengeschrumpfte) Box-Klub, die Nazi-Straßengang, der egozentrische Psycho-Analytiker, die "Kuh, die lacht", etc. - alles leider um den grandiosen Wortwitz beraubt, den das Original ausmacht. Vieles wirkt wie Fan-Service, der nur lustig ist, wenn man die Vorlage kennt, allen anderen aber verschlossen bleibt.
Warum gebe ich trotzdem 2,5 Punkte? Weil das Känguru nicht zu einer knuffigen Identifikationsfigur verbogen wurde, sondern die egomanische Nervensäge bleiben durfte, die es ist. Weil Dimitrij Schaad als lethargische Schnarchnase einen hervorragenden Marc-Uwe abgibt. Weil Herta genauso aussieht und spricht, wie ich sie mir immer vorgestellt habe (anders als Friedrich-Wilhelm und Otto von, die viel zu alt sind). Und schließlich, weil gerade die ersten Filmminuten dann halt doch echtes Känguru-Gefühl vermitteln.
Da findet ein wunderbares Spiel mit Erzählebenen statt, das mir den Eindruck vermittelt: Es wäre mehr drin gewesen. Auch gegen Ende gibt es so eine Szene, wo das Känguru und der Erzähler Marc-Uwe (nicht die Filmfigur) in das Geschehen eingreifen. Schick! Man fragt sich, warum Dani Levy die vorhandenen Ideen nicht konsequent durchgeführt hat, sondern sich mit einer weitgehend standardisierten Erzählweise begnügt. Es hätte ein ganz anderer Film werde können.