Gestern war es endlich soweit: Ich konnte mir die langersehnte Buchverfilung von "Gut gegen Nordwind" im Kino ansehen und wurde nicht enttäuscht. Vorab muss ich dazu sagen, dass ich die Geschichte um Emmi Rothner und Leo Leike in- und auswendig kenne, da ich das Buch gelesen und das Hörbuch bestimmt 20x gehört habe. Ich wusste also, worum es geht und wie die Geschichte aufgebaut sein wird. Dennoch hat mich das nicht davon abgehalten, direkt in die Preview des Films zu gehen.
Ich fand, dass der Film ganz anders war als vieles, was ich in letzter Zeit im Fernsehen und im Kino gesehen habe. Heutzutage geht es meiner Meinung nach in der Mehrzahl aller Filme nur noch darum, möglichst viele Spannungs-Hoch- und -Tiefs einzubauen, möglichst oft "unvorhersehbares" reinzupacken, was im Endeffekt meistens gar nicht mal so unvorhersehbar ist, und den Zuschauer generell mit so vielem wie möglich zu unterhalten. Gut gegen Nordwind hat das alles außenvor gelassen und sich stattdessen auf die emotionale Ebene der Charaktere konzentriert.
Der Film ist unfassbar tiefsinnig und emotional und man muss sich richtig darauf einlassen, um ihn zu verstehen und ihn auch zu fühlen. Es geht, um es mal ganz "einfach" auszudrücken, im Film um den Aufbau und den Austausch von Emotionen - und zwar über E-Mails. Die beiden Hauptcharaktere haben sich noch nie gesehen, bauen aber langsam durch ihre gegenseitige Kommunikation Gefühle zueinander auf. Sie leben ihre "realen" Leben weiter, kommen aber immer wieder auf der virtuellen Ebene zusammen.
Obwohl ich, wie gesagt, die Geschichte von Emmi und Leo kenne, hatte ich überhaupt keine Probleme damit, dass Nora Tschirner und Alexander Fehling den beiden Charkteren plötzlich Gesichter gegeben haben. Beide haben ihre Rollen super gespielt und die Emotionen durch Gestiken und Mimiken, um die es in diesem Film und dem Buch überwiegend geht, super rübergebracht. Auch wenn ich bei beiden Charakteren im Vorfeld nie gedacht hätte "Genau so müssen sie aussehen", haben Fehling und Tschirner Leo und Emmi perfekt verkörpert.
Ich kann für den Film Gut gegen Nordwind definitiv nur eine Empfehlung aussprechen. Man sollte sich aber bewusst sein, dass der Film nicht eine weitere, völlig überdrehte Version der momentanen - besonders deutschen - Filmproduktionen ist, sondern sich wirklich auf das Wesentliche konzentriert: das Gefühl. Für mich ist Gut gegen Nordwind eine der besten Buchverfilmungen, die ich je gesehen habe. 5 Sterne dafür!