Die Buchvorlage habe ich ca. 24 Stunden bevor ich den Film gesehen habe gelesen. Ich habe es kaum ausgehalten, die Verfilmung der großartigen Geschichte zu sehen. Mir war zwar bewusst, dass es unmöglich sein wird, ein Buch, in dem die Sprache im Vordergrund steht, so auf die Leinwand zu bringen. Dennoch bin ich enttäuscht aus dem Kino gegangen.
Gleich vorweg: Dies liegt weder an der Leistung der Schauspieler noch an der visuellen Umsetzung. Viel mehr wirkt der Film, sowohl für mich, die das Buch gelesen hat, als auch für meinen Partner, der es nicht gelesen hat: Unverständlich.
Ich wollte erst "leer" schreiben, doch leer ist dieser Film nicht. Nora Tschirner und Alexander Fehling haben sehr gute Arbeit geleistet und bringen die Emotionen visuell sehr authentisch und nachvollziehbar rüber. Doch auch genau das ist der Punkt, der mich so sehr enttäuscht hat und was vermutlich auch die größte Herausforderung bei der Verfilmung war. Er wird visuell. Als diejenige, die die Dialoge im Buch gelesen hat, erschienen sie mir hier sehr dünn. Ich konnte keine Dialoge heraussehen, die mich haben nachvollziehen lassen, warum Emmi und Leo nun so sehr zusammenwachsen. Die kostbare Sendezeit wird mit Smalltalkdialogen gefüllt, "Tja", "Stimmt", "Vielleicht". Und gerade als jemand, der das Buch nicht kennt, wird überhaupt nicht ersichtlich, aus welchem Grund die definitiv visuell dargestellten Gefühle füreinander so quälend für die Hauptdarsteller sind. Aus "Du musst nur ein Blatt mit zum Baumarkt nehmen" und einzelnen Sätzen wie "Hallo Leo Leike, wie geht es dir heute" lässt sich für mich, und anscheinend auch für viele andere, die den Film als Zeitverschwendung sehen, die innige Verbindung und Abhängigkeit der beiden einfach nicht nachfühlen.
Es ist schön, wenn sich in Filmen auch Zeit für Pausen genommen wird, gerade, wenn tiefe Emotionen herausgearbeitet werden sollen. Aber an vielen Stellen, die dann doch sinnvoll hätten gefüllt werden können, wurde sich für eher wenig aussagekräftige Dialoge entschieden, die der Emmi und dem Leo aus dem Buch so überhaupt nicht ähnlich sind.
Deswegen kann ich sowohl die Enttäuschung derjenigen, die das Buch nie gelesen haben als auch die derjenigen, die es gelesen und geliebt haben, sehr gut nachvollziehen.