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Kinobengel
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2,5
Veröffentlicht am 3. September 2023
alles auf einmal
1918 im Elsass: Luise (Luise Aschenbrenner) lebt allein auf einem kleinen Bauernhof, denn ihre Mutter ist drei Tage zuvor gestorben. Plötzlich erscheint Hélène (Christa Théret), verfolgt von einem verletzten deutschen Soldaten (Leonard Kunz).
Der Kurzroman „The Fox“ von D.H. Lawrence dient als Inspiration für das Kammerspiel von Matthias Ludhardt. Tatsächlich wird ein Fuchs zur weiteren Charakterisierung der Hauptfigur eingesetzt. Die Außenaufnahmen von Lotta Kilian zeigen vortrefflich ausgesuchte Bilder, die auf den Bauernhof begrenzt sind. Noch wesentlich intensiver wirken die Innen- und Nahaufnahmen durch Kameraführung sowie Strahlkraft des kleinen starken Ensembles. Ludhardt erzeugt eine beeindruckende Atmosphäre in einer gleich zu Beginn aufreibenden Situation mit unklarem Weitergang.
Luise handelt glaubwürdig entschlossen in der Auseinandersetzung. Dazu gehört nebenbei die Bewältigung der Sprachbarriere, die zwischen Hélène und dem Soldaten besteht, da Luise sowohl Deutsch als auch Französisch beherrscht. Anschließend ist eine Szene ohne Luise, in der über die Mimik zu unverstandenen Worten während einer Schachpartie kommuniziert wird, besonders interessant. Der Film „Western“ (2017 von Valeska Grisebach) visualisiert solche Situationen in ausführlicher Breite. Eine erschöpfende epische Ausführung wäre für Ludhardts Werk sicherlich nicht erforderlich gewesen. Es passiert jedoch genau das Gegenteil: Auf den Rest der Aufführung von insgesamt guten 1 ½ Stunden und in einer gefühlt irrwitzig kurzen Erzählzeit durchlebt die Protagonistin ihr Kennenlernen möglicher sexueller Neigungen in Konflikt mit Frömmigkeit inklusive der daraus abgeleiteten fragwürdigen Wendungen bzw. Entscheidungen. Verschenkt!
„Luise“ wird behutsam wie stimmungsvoll aufgebaut, hervorragend gespielt, aber rasant zerstört.