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Michael S.
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3,5
Veröffentlicht am 2. Juni 2022
Selbst wenn Mr Rogers hierzulande nicht ganz so bekannt sein mag wie in den USA weiß man nach dem Film fast alles über ihn und seine Sendung: Er meint es gut und zwar mit jedem. Die Szenen zwischen ihm, dem leidenschaftlichen Forscher und Unterhalter und dem zunächst recht überheblichen Vogel glänzen vor allem in der ersten Filmhälfte durch die Unterschiedlichkeit dieser beiden Typen, während sie sich im weiteren Verlauf aller Unterschiede zum Trotz annähern.
Da gibt es manche kuriose bis befremdliche Szene, etwa wenn Rogers mitten in einem ernsthaften Gespräch plötzlich zwei Handpuppen hervorholt, die das Geschehen kommentieren. Oder wenn sich Vogel im Traum plötzlich in einer skurrilen lebensgroßen Version der Puppenbühne von Rogers' Fernsehsendung wiederfindet. Doch diese Momente sind rar, es überwiegt das leise Melodram um Vogels Gefühlswelt, in der Rogers mit Charme aufräumt.
Es gilt sich zu versöhnen - mit dem unmöglichen, aber schwerkranken Vater und dem Leben an sich, das den frustrierten Reporter schon länger mehr anstrengt als nötig. Ein Biopic ist der Film nicht, auch wenn der deutsche Titel genau das suggeriert und Tom Hanks sich alle Mühe gibt, eine genaue Verkörperung des echten Frank Rogers zu liefern. Der rote Pulli sitzt, Frisur und Habitus gleichfalls und wüsste man nicht, dass hier ein Schauspieler am Werk ist, wäre die Illusion perfekt.
Am Ende weiß man über die Titelfigur ungefähr das, was sich schon am Anfang abzeichnet: Frank Rogers ist so ein herzensguter Mensch, dass er sogar einen grimmigen, überkritischen Sonderling wie Lloyd Vogel samt dessen komplizierter Vorgeschichte wieder auf den Pfad der Nächstenliebe und Vergebung zurückführen kann. Das verläuft allerdings so glatt, dass man den beiden fast noch ein paar mehr entschlossene Streitgespräche wünscht, denn gerade die Gegensätzlichkeit der beiden Figuren bietet noch mehr Potenzial, als der Film sich letztlich erlaubt.
Originaltitel: "A Beautiful Day in the Neighborhood"
Ein weiteres filmisches Opfer der Corona Pandemie, dieser Film wäre eigentlich im Frühling 2020 ins Kin gekommen, landet nun aber klein und unscheinbar im Homerelease. Schade, aber zumindest für die Optik nicht schlimm: dies ist kein bildgewaltiges Werk daß nach der großen Leinwand schreit. Sehr wohl ist dies aber ein Film dem die Sympathie der Hauptfigur anhängt: Tom Hanks als grundguter, an jedem interessierter Gutmensch verströmt Wärme, Wohlgefühl und ist wie eine filmische Umarmung. Dies kreuzt sich mit einem braven Standardplot rund um einen emotional belasteten Journalisten der durch die Begegnung mit Hanks ein paar Probleme in seinem Leben geregelt bekommt. Somit ist dieser kleine Film wie ein warmes Licht und ein wenig Optimismus der zwar nur daheim erscheint, aber seine Wirkung voll entfacht.
Fazit: Eine filmische Umarmung mit spezieller Optik!
DER MENSCHENVERSTEHER von Michael Grünwald / filmgenuss.com
Wie ist es wohl Tom Hanks und seiner Frau Rita Wilson während ihrer Corona-Quarantäne ergangen? Wie es aussieht, haben es die beiden ganz gut überstanden – Hanks ist ja bereits in einem neuen Western-Trailer gemeinsam mit Systemsprengerin Helena Zengel zu sehen. Ich mag Tom Hanks, ein großartiger Schauspieler und was man menschlich so mitbekommt, auch ein angenehmer Zeitgenosse. In diese ganzen Pandemie durfte er sich sogar noch die Academy-Nominierung für seine schauspielerische Leistung in Der wunderbare Mr. Rogers mit hineinnehmen. Bei manchen Nominierten haben wir Filmnerds erst relativ spät die Chance, sich von deren Können auch selbst zu überzeugen. Aber besser spät als nie, und Tom Hanks ist in seiner Qualität vor der Kamera sowieso zeitlos. Big funktioniert ja auch immer noch.
Also ist der gute Mensch von Hollywood diesmal ein anderer guter Mensch des Fernsehens geworden. Nämlich ein gewisser Fred Rogers. Natürlich hatte ich keinen blassen Schimmer, wer dieser Mann war. Marielle Hellers biographisches Selbstfindungsdrama ist ein Insider-Film für Amerikaner, bevorzugt für jene, die in Amerika aufgewachsen sind; für die Generation des Übersee-Am Dam Des und des Kinderfernsehens aus den 80ern. Ein sehr persönlicher Film, der uns hier in Europa thematisch überhaupt nicht tangiert, wäre es nicht eben Tom Hanks, der sich die rote Weste übergezogen und seine Straßenschuhe mit blauen Turnschuhen ausgetauscht hätte, um mit der jungen Mittelschicht-Generation in seiner TV-Sendung A Beautiful Day in the Neighborhood über Emotionen zu beraten. Zu Besuch in sein Kulissenheim kommen ab und an bereits etablierte Charaktere wie der Postmann oder – wie bei uns Rolf Rüdiger – dortzulande plüschige Handpuppen. Rogers streichelweiche Stimmlage und das entschleunigte Tempo seiner Tele-Sitzungen dürften wohl einen angenehm entreizten Kontrast zum übrigen Alltags-Overkill geboten haben.
In diesem Film aber geht’s nicht nur um diesen Mr. Rogers, der fast schon eine Yoda-ähnliche Funktion innehat, sondern um einen Journalisten, der ein Interview mit einem Helden des Alltags, in diesem Fall eben mit dem wunderbaren Mr. Rogers, führen muss, zeitgleich aber mit seinem Rabenvater über Kreuz liegt und zum Zyniker und Pessimisten allererster Güte geworden war. Seine vorerst eher skeptische Annäherung an diesen Fernsehtherapeuten wandelt sich natürlich zusehends in eine fast schon freundschaftliche Verbindung zwischen weisem Lehrer und ratsuchendem Schüler. Von da an nehmen die liebkosenden Wellen menschelnder Lebenshilfe kein Ende mehr. Hanks wird zum Dalai Lama im Cardigan, Journalist Lloyd Vogel beugt sich dem Faustlos-Konzept. Schön, zu sehen, wie verfahrene Situationen wie diese wieder glattgebügelt werden können. Glatter geht’s kaum.
Der wunderbare Mr. Rogers wird zur bauschigen, familienfördernden Selbsthilfe-Sendung, teils im Fernsehformat wie damals, teils in Breitbild. Hanks ist großartig und vermeidet es souverän, auch nur irgendeine seiner bisherigen Rollen zu kopieren. Was er darstellt, ist ein weiteres neues Spektrum seines Oeuvres. Als in sich ruhender, verträumter und verspielter Nachmittags-Performancer, der seine Emotionen routinemäßig und vorausschauend kanalisiert, strahlt er eine gewisse, durchaus realitätsferne Faszination aus. Dass Journalist Vogel dem erliegt, ist nachvollziehbar. Weniger nachvollziehbar aber ist der verschwurbelte Ratgeber-Charakter des Films, der unter dem allzu dick aufgetragenen Seelenbalsam kaum noch Luft zum Durchatmen hat. Ein wütender, befreiender Schrei, vielleicht sogar ein Quäntchen wohltuenden Sarkasmus wäre wie die Chilischote nach der gefällig-süßen Sahnetorte gewesen. __________________________________________ Mehr Reviews und Analysen gibt´s auf filmgenuss.com!
Langweilig ist wohl die am besten zutreffende Beschreibung für diesen Film. Der Zuschauer schleppt sich über die ganze Dauer des Filmes und erlebt eine relativ belanglose und flache Geschichte, die ohne viel Finesse vor dem Auge hin plätschert. Leider kann auch Tom Hanks sympathische Art nicht von der mangelnden Charakterentwicklung und dem fehlenden Spannungsbogen ablenken. Leider liegt die Vermutung nahe, das die meisten positiven Bewertungen aus der nostalgischen Erinnerung an die Serie entstanden sind. Ich für meinen Teil hätte gern mein Geld und die Lebenszeit zurück.