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Kinobengel
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4,5
Veröffentlicht am 31. August 2019
Regisseurin Isabella Eklöf ist mit Ihrem ersten abendfüllenden Spielfilm in den deutschen Kinos.
Bodrum, Türkei: Der dänische Gangsterboss Michael (Lai Yde) bestraft Fehler gnadenlos und belohnt gute Arbeit großzügig. Als sich seine Gespielin Sascha (Victoria Carmen Sonne) mit dem Niederländer Thomas (Thijs Römer) anfreundet, hat das Folgen.
Isabella Eklöf überrascht und spaltet das Publikum mit einem Geniestreich. Sie hat am Drehbuch von „Border“ mitgearbeitet und den Kameramann dieser außergewöhnlichen Produktion, Nadim Carlsen, für das eigene Projekt gleich mitgenommen.
Es muss nicht immer Italien sein: Ein typisches Problem bei Filmen, die in der Unterwelt spielen, ist die Darstellung des Anführers der Bösen. Der verbringt mit Kumpanen und Familienmitgliedern eine Art Arbeitsurlaub an der schönen Südwestküste der Türkei. Michael strahlt Ruhe aus. Er verhält sich überwiegend zurückhaltend, auch genießerisch und reagiert zuweilen extrem, wenn es die Situation aus seiner Sicht erfordert. Dieser Charakter ist straight, wirkt in den Dialogen und der visuellen Erfassung nie aufgesetzt oder klischeehaft und entwickelt eine schier unglaubliche Aura der Macht, die mit seinem Auftauchen ein Kribbeln auslöst. Hut ab! Eklöf hält sich nie zurück und unterstreicht die Effektivität ihrer Szenen auch mal mit Bildern, die sonst im pornografischen Bereich zu Hause sind.
Dennoch ist Sascha die stets im Fokus stehende Hauptfigur, welche sich gerne in der Obhut von Michael aufhält, sich ebenso vor ihm fürchtet und ihren Arm in Richtung heile Welt ausstreckt. Das Publikum findet die junge Dänin in einem Selbstfindungsprozess verortet. Das ist von der Regisseurin in vielen Szenen brillant herausgearbeitet. Wenn Sascha gegen Ende diesen Entwicklungsgang beendet und ihr Zuhause gefunden hat, strahlt sie Glück aus.
Die Kamera behält, passend zu den Situationen, eher den Überblick und geht sparsam mit Nahaufnahmen um. Dagegen verspricht das Kinoplakat einen bunt blutigen Style und lockt vielleicht den falschen Fan an. Auch für den Mainstreamkonsumenten ist "Holiday" wohl das falsche Ferienziel. Wer eine mehr als gelungene Milieustudie sehen möchte, die nicht mit Schauwerten und coolen Sprüchen protzt, dafür aber herausragend gestaltete, schlüssige Hauptfiguren bietet, sitzt im richtigen Kino.
Isabella Eklöf hat mit ihrem Debüt einen Volltreffer gelandet.