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    Blindspotting
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    Veröffentlicht am 25. Mai 2020
    Blindspotting – Ein Liebeslied an Oakland.

    Collin Hoskins wurde vor einem Jahr aus dem Gefängnis entlassen. Er absolviert die letzten drei Tage seiner Bewährung und plant danach ein neues Leben zu beginne. Er baut auf eine ausgewogene Ernährung, gesunde Beziehungen und einen geregelten Alltag. Doch was ist der erste Eindruck, den ein Fremder von einem verurteilten Afroamerikaner mit Dreadlocks hat? Es handelt sich um einen Blindspot, ein blinder Fleck. Der erste Eindruck zählt und es ist sehr schwierig ihn zu verwerfen.

    Der Film ist ein Herzensprojekt und das ist in jeder Szene ersichtlich. Die beiden Hauptdarsteller Daveed Diggs und Rafael Casal wuchsen gemeinsam im San Francisco Bay Area auf. Sie fingen Mitte der 2000er Jahre an das Drehbuch zu schreiben. Anfangs war das Ziel lediglich die Region, und vor allem Oakland, in einem anderen Licht zu präsentieren, als dies gewöhnlich getan wird. Während der neun Jahre Arbeit am Skript veränderte sich einiges in den USA und so wurden neben Gentrifizierung auch die Themen Polizeigewalt und Rassismus eingebaut.

    Oakland ist eine Stadt im Wandel. Ich bezeichne sie gerne als das Offenbach San Franciscos. Vor zwanzig Jahren handelte es sich noch um ein No-Go-Area. Die Kriminalität war hoch und die Mieten niedrig. Mittlerweile sind die Wohnungen im benachbarten San Francisco unbezahlbar, die Obdachlosigkeit steigt stetig und wer es sich leisten kann, zieht nach Oakland. Die Menschen, die dort seit Generationen gelebt haben, werden verdrängt. Oakland ist ein Sinnbild für so viele urbanen Regionen dieser Welt. Sollte man sich dagegen wehren, dass hippe Cafés und Urban Gardening Projekte die einstigen Kriminalitätshotspots ersetzen? Der Film wirft Fragen mithilfe von starken Bildern, wie abgesägten Eichenstämmen (Oaktrees) und zehn Dollar Smoothies, auf. „Von wo soll ich mich verpissen?“, schreit Casals Charakter Miles auf einer Party in der er als gebürtiger Oaklander fehl am Platz ist. Wer hat ein Recht auf bezahlbaren Wohnraum in der Heimatstadt, wenn es genauso viele Menschen gibt, die auch in der Lage sind einen höheren Preis zu zahlen?

    Die Buddykomödie wechselt ständig zwischen ernsten, lustigen und überdrehten Szenen und führt den Zuschauer durch das selbe Wechselbad der Gefühle, das der Protagonist erlebt. Das wird besonders mit den Spoken Word Segmenten, die an verschiedenen Punkten auftauchen, untermalt. Hier greifen Diggs und Casal auf ihre besonderen Stärken zurück. Diggs hat bereits für seine Rapkünste im Musical Hamilton einen Tony Award gewonnen und ist seit zehn Jahren in der experimentellen HipHop Gruppe Clipping aktiv. Casal ist als Poet beim Public Theater in New York angestellt.

    Mit seinem Debutfilm hat Regisseur Carlos López Estrada seinen Sprung von Musikvideos zu Spielfilmen geschafft. Letzten Oktober kündigte Disney an, dass er die Realverfilmung vom Trickfilmklassiker Robin Hood verfilmen wird. Obwohl die Reichweite hierbei wahrscheinlich viel höher sein wird als mit Blindspotting, ist davon auszugehen, dass die Qualität, wie bei fast allen Realverfilmungen, auf der Strecke bleiben wird.

    Da lohnt es sich doch eher Blindspotting zu schauen. Mit 90 Minuten Spielzeit gibt es keine unnötigen Längen. Auch nach mehrmaligem Schauen findet man neue Elemente und interessante Blickpunkte. Er ist derzeit auf Amazon Prime Video verfügbar, leider aber nur mit deutscher Tonspur. Die englische Tonspur kann für 0,99€ erworben werden. Einschalten lohnt sich. Der Film erhält die volle Punktzahl mit fünf von fünf Sternen.
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