Morbius gehört zu der Sorte Film, der mich seit der Ankündigung vor drei Jahren ziemlich gecatcht hat. Jared Leto in der Hauptrolle, ein düsteres Setting mit einer interessanten Figur, die sich anscheinend ein wenig aus der bunten Marvel-Superheldenmasse abhebt...was kann da schon schief gehen?!
Anscheinend leider eine ganze Menge. Eventuell hätte man die Warnzeichen, die einem durch Venom vermittelt wurden, nicht gänzlich ignorieren dürfen. Marvel traut sich einfach nicht (mehr), einen harten, kompromisslosen Antiheldenfilm auf der Leinwand zu präsentieren. Mit Blut, mit Brutalität, mit ernstzunehmender Dramaturgie, die sich am Ende in der Katastrophe auflöst...aber Nein, wieder gibt es einen "Bösewicht" aus dem Spiderman-Universum, der mehr mit sich selbst zu kämpfen hat als mit dem Antagonisten (was bei Morbius sogar ein guter Ansatz wäre, wenn man den Konflikt mit dem Antagonisten nicht so in der Vordergrund stellen würde).
Was bekommt man also, wenn man sich für Morbius im Kino entscheidet? Eigentlich nicht viel mehr, als der Trailer ohnehin schon verraten hat. Dr. Michael Morbius ist ein genialer und gefeierter Wissenschaftler, der jedoch nicht viel mit der Welt zu tun haben will. Sein einziger Fokus liegt auf der Heilung einer scheinbar unheilbaren Krankheit, die sowohl ihn als auch seinen besten Freund aus Kindheitstagen heimsucht. Wie bereits bekannt, verleiht ihm das "Heilmittel" nicht nur die Heilung, sondern darüber hinaus übermenschliche, vampirähnliche Kräfte. Diese kann er jedoch nur aufrecht erhalten, wenn er regelmäßig eine größere Menge Blut zu sich nimmt.
Der sich daraus ergebene Konflikt, dass ein Arzt gezwungen ist, zu töten, um selbst zu überleben und so andere zu retten, ist das eigentlich Interessante an der Figur Morbius. Leider verpufft dieser Ansatz viel zu schnell in einer belanglosen Geschichte, die sich mehr wie ein Prolog als ein für sich stehender Film anfühlt. Natürlich erwartet man bei einem Marvel-Film keinen Arthouse-Streifen ala Almodóvar (wobei mir der Gedanke gefällt), aber ein wenig darf man seinem Publikum dann doch zutrauen. Dieser Verdacht wird dann leider auch mit der obligatorischen Abspannszene bestätigt. Andere mögen durch die darin enthaltende Ankündigung gehyped sein, bei mir machte sich leider nur Enttäuschung breit.
Ansonsten gab es ein paar nette, kleine Ideen im Film zu sehen wie die Vampirflüge über New York. Jared Leto spielt seinen Part solide herunter, obwohl man merkt, dass diese Rolle keine schauspielerische Herausforderung war wie seine Parts in zuletzt House of Gucci oder natürlich Dallas Buyers Club. Es liegt auch ehrlich gesagt nicht an ihm, dass der Film insgesamt leider durchfällt. Der Antagonist ist einfach uninteressant, weil zu vorhersehbar. Der Film traut sich leider viel zu wenig, damit man ja noch die nötige Altersfreigabe bekommt, das emotionale Potential der Figur wird aus meiner Sicht viel zu wenig abgerufen, und über die Vampirmasken muss man auch nochmal dringend reden. Das man darüber hinaus eine Szene aus Batman Begins (bzw. Batman Year One) beinahe 1:1 kopiert (Stichwort "Verstärkung"), war ebenso komplett unnötig wie unkreativ (wenigstens sah die Szene aber ordentlich aus).
Alles im allem ist "Morbius" für mich eine vertane Chance, denn die Figur Morbius würde ich gerne noch einmal wiedersehen wollen. Diesen Film allerdings nicht.