WIR SIND JUNG UND BRAUCHEN DEN KICK
von Michael Grünwald / filmgenuss.com
Wie oft nur muss man das diesen jungen Leuten denn noch verklickern? So ähnliches lernt der Mensch doch schon als Kind: Messer, Gabel, Scher´ und Licht…. Später dann die Baderegeln beim Schulschwimmkurs: Springe niemals in unbekannt Gewässer, nebst vollem Magen und all das übrige. Später dann beim Tauchschein: Unerforschte Höhlen sind tabu. Zumindest haben sie das Buddy-Prinzip berücksichtigt, diese vier Girlies, die sich im brütend heißen Tropensommer auf Yucatan in einem Waterhole mitten im Dschungel vergnügen. Und da ist da noch die Taucherausrüstung eines Forscherteams, das gerne gehabt hätte, dass Bikinischönheiten sich nicht an den bereits fein säuberlich arrangierten Gegenständen vergreifen. Kinder, das kostet alles Geld! Aber wo kein Kläger, da kein Richter. Und wo augenscheinlich keine Gefahr, lässt sich durchaus auch mit dem Adrenalinspiegel die Sonne reflektieren. Ganz in der Nähe gibt’s nämlich eine versunkene Maya-Nekropole. Eine kleine Ehrenrunde ziehen in diesem völlig unerforschten Areal kann ja niemanden schaden? Nein, natürlich nicht, niemanden außer euch ;-). Denn was haben wir gelernt: Unbekanntes Terrain, Höhlentauchen…? Das Ganze ohne Flossen natürlich, wer braucht die schon?
Man lernt nur aus Erfahrung, also schmeissen sich unsere Galgenvögel in die Tarierjackets und los geht’s. Wir wissen schon angesichts des Titels 47 Meters Down: Uncaged, dass dieser dreiste Abstecher zum Verhängnis werden wird. Denn die vier sind nicht allein. Monströse Höhlenhaie treiben ihr Unwesen. Und wie das mit dem blinden Huhn und dem Korn eben so ist, schafft es auch ein Knorpel wie dieser hier im Film, sein Frühstück zu organisieren.
Johannes Roberts, Alptraummärchenerzähler für Taucher und Hai-Phobiker, hat es wieder getan. Nach seinem raffinierten Erstling 47 Meters Down, in dem es tatsächlich so viele Meter nach unten ging, dümpeln nun seine schadenfroh belächelten Opfer nicht ganz so tief in der Salzsuppe. Taucherkrankheiten sind diesmal nicht das große Übel, wenigstens ist die Nullzeit auf der Habenseite. Das Übel resultiert diesmal aus der vollkommenen Desorientierung in unbekanntem Gebiet. Klaustrophobie und Leute, die beim Tauchen bereits so ihre Panikmomente hatten, seien vielleicht vor einem Flashback gewarnt. Dazwischen fiese Fische und auch so manche Strömung, die natürlich frei nach dem Bernoulli-Effekt stärker wird, je schmäler die Durchgänge sind. Sauerstoff wird logischerweise auch ziemlich knapp, und interessanterweise nimmt Roberts das mit der kontinuierlichen Abnahme selbigem trotz luftverzehrendem Wimmern hinter den Atemmasken nicht ganz so genau. Im Film lässt sich das ja machen, doch man sollte aufpassen, den Zuseher nicht ganz so sehr für dumm zu verkaufen. Nach allen Gesetzen der Logik wäre der Film womöglich ein kurzer Spaß. Oder aber es wäre gar nichts passiert, denn Haie verhalten sich normalerweise auch nicht so wie diese hier. Das sind aber auch zugegeben erschreckende Biester, da gewinnt Spielbergs Weißer Hai ja geradezu einen Schönheitswettbewerb.
Doch allen Meckereien und der fehlenden psychologischen Raffinesse zum Trotz ist 47 Meters Down: Uncaged womöglich einer der Filme, die man zum unterhaltsamen Zerstreuungs-Thrill kurz vor dem bevorstehenden Urlaub, wenn alles schon gepackt ist, auf die Liste setzen kann. Dazu vielleicht einen oder zwei Tequila.
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