Heute war ein besonderer Tag. Es war der Geburtstag des neuen New Hollywood. Die gemeine, actiongeladene Comicverfilmung wird erwachsen und wagt den ersten Schritt auf neues Terrain.
„JOKER“ schickt sich an, den Mainstream umzukrempeln und bricht aus der eigenen DC-Flop-Misere aus. Düstere, schwere Töne beschreiben den Weg eines Arthur Fleck, seines Zeichens Werbeclown auf den Straßen des Gotham Anfang der 80er Jahre. Hier geht es nicht um schrille Farben, laute Szenen und die quietschende kurzfristige Unterhaltung – hier geht es um eine Charakterstudie, eine Charakterentwicklung, die Empathie mit einem Menschen, der Zeitlebens nur Qualen und Ablehnung erlitten hatte und nun ausbricht, um mit Gewalt und Zerstörung sein Heil zu suchen.
Hier kommt der neue Ernst. Kino vom Feinsten, wie wir es seit vielen Jahren nicht mehr erleben durften. Sicher, die vergnüglichen Stunden mit den Marvel-Helden der letzten 10 Jahre will ich keinesfalls missen. Ich liebe sie. Aber ich kann mich keinem neuen Hype in Richtung einer neuen Phase des MCU anschießen. Ich bin tatsächlich ein ganz klein wenig übersättigt.
Auch was DC und Warner in den letzten Jahren abgeliefert hatten, konnte nun wirklich niemanden wirklich begeistern. Und dann kam dieses Meisterwerk daher… still und leise. Ohne große Kampagne. Mit viel Risiko. Und einer gehörigen Portion Mut dazu. Chapeau DC!! Endlich hast Du es geschafft. Einen solchen Film hätte Disney niemals zustande gebracht. Da bin ich mir sicher.
JOKER ist reinste Kino-Magie. Ein Kunstwerk von A bis Z, ausgefeilt und ausgetüftelt bis ins allerletzte kleine Detail und erfüllt von Liebe zum Metier, wie man es seit langem nicht mehr gesehen hat. Joaquin Phoenix liefert eine unfaßbar geniale Vorstellung ab – und bitte verschont mich mit blöden Vergleichen zu Heath Ledger. Die beiden haben diesen Charakter auf unterschiedliche Weise interpretiert. Auch Leto tat dies. Und allesamt haben es gut gemacht. Diese Interpretation vergöttere ich jedoch tatsächlich geradezu.
Es gab lange keinen Film mehr, bei dem ich mir so sicher war, daß er mit Preisen überschüttet werden wird – und wehe, wenn nicht, dann ist irgendwas Seltsames im Gange.
Drehbuch, Regie, Darsteller, Kamera, Musik… das alles kommt in einer Perfektion daher, daß man über die gesamte Zeit ob des virtuosen Zusammenspiels aus dem Staunen nicht mehr herauskommt. Ich saß beim Abspann in meinem Kinosessel und dachte permanent nur: Krass. Wahnsinn. Irre. Alter Schwede. Was ein Brett.
So, und nun muß ich mich zügeln, da ich ansonsten vor lauter Erregung anfange, den Film nachzuerzählen.
Dieser Streifen ist für Filmfans ein absolutes Pflichtprogramm.
JOKER, ich liebe Dich.