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Cursha
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3,5
Veröffentlicht am 16. Juni 2019
Es folgen minimalistische Spoiler im Text, die aber am Ende auf die Sehfreude wohl wenig Auswirkung haben werden. Sebastian Shipper hat mit dem großartigen "Victoria" meinen Lieblingsfilm aus Deutschland produziert und gedreht, dementsprechend hoch waren meine Erwartungen an seinen neuen Film "Roads", der aber leider nicht an die Qualität von "Victoria" herankommt, dennoch bleibt ein guter Film. Der Film dreht sich um Gyllen der das Wohnmobil seines Stiefvaters stiehlt und gemeinsam mit dem aus dem Kongo stammenden Flüchtling William versucht zu seinem Vater nach Frankreich zu kommen. Was zunächst beginnt wie eine Komödie oder ein Buddyfilm, wandelt sich zur Hälfte des Filmes. Aber zunächst ist die erste Hälfte wirklich unterhaltsam komisch, weil die Chemie zwischen den beiden Hauptfiguren einfach passt und beide Figuren auch schon erste schöne Charakterzeichnungen bekommen, die Laufe der Handlung immer weiter aufgegriffen werden und ausgebaut werden. Daher kann man dem Film auch gut folgen. Der Fokus liegt nur auf Gyllen und William und das ist gut so. Interessant ist aber, das der Film am Ende eben kein Roadmovie ist, sondern ein Beitrag zur Flüchtlingskrise. Gerade mit der Ankunft in Europa und je tiefer man nach Frankreich kommt, desto ernster wird der Ton des Filmes. Es werden plötzlich die Missstände aufgegriffen, die in Europa im Umgang mit Flüchtlingen herrschen, gerade wenn sie an einer Imbissbude sind, wird dies besonders deutlich, aber auch die Zustände, in denen Flüchtlinge leben müssen werden hier schonungslos gezeigt. Der Weg dort hin, ist zwar zu Beginn eine Komödie doch schlägt dies später in puren Ernst um und auch hier wird schnell klar, was es für ein Aufwand ist überhaupt soweit zu kommen und was Menschen dazu bewegt diese lange Reise auf sich zu nehmen. Gerade bei Williams Bruder werden die Folgen klar. Am schönsten ist aber am Ende die Freundschaft, die zwischen Gyllen und William entsteht und die aufzeigt, dass der kulturelle Hintergrund eines Menschen vollkommen egal ist, wenn es darum geht Freundschaften zu schließen. Um so berührender ist das Ende des Filmes, wenn Freunde zu Familie werden.
Ein Roadmovie in seiner eigensten Form: zwei junge Menschen treffen in der Fremde unter sehr ungünstigen Umständen aufeinander, haben direkt eine gute Chemie miteinander und schließen sich zusammen um die gemeinsame Reise und die damit verbundenen Strapazen und Probleme gemeinsam zu lösen. Mehr braucht es eigentlich nicht wenn alles Komponenten so gut vorgegeben sind wie hier: zwei sympathische Darsteller die doch auf ihre eigene Weise unauffällig sind, diverse chaotische Zwischenfälle (etwa einen Kurzauftritt von Moritz Bleibtreu) und ein sehr emotionaler Grundton sowie eine realistische, hochglanzfreie Sicht auf die Ereignisse. Damit ist das zwar wieder ein Tiel der klein, leise und unauffällig bleibt, aber eben einer der Filme die ein entsprechendes Publikum dankbar annimmt. Erst recht wenn man in den diversen Ländern in denen er spielt mal war.
Fazit: Kleines, leises Roadmovie mit toller Chemie zwischen den Hauptfiguren!
Er ist einer der vielseitigsten deutschen Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur. NAME – Sebastian Schipper. Schon während seines Schauspielstudiums (1992-1995) spielte er kleine Rollen. („Kleine Haie“, „Der englische Patient“). Sein erster Spielfilm – „Absolute Giganten“ drehte er 1999. Für „Viktoria“ (2015) erhielt den Deutschen Filmpreis für beste Regie und bester Spielfilm. Jetzt kommt sein neuester Film „Roads“ in die Kinos. Gyllen (Fionn Whitehead) macht Urlaub mit seiner Familie in Marokko. Aber es ist stinklangweilig für ihn und so klaut er einfach das Wohnmobil seines Stiefvaters und haut ab. Ziel ist seine Heimat London. Als das Wohnmobil nicht anspringt, hilft ihm William (Stephane Bak) aus dem Kongo. Er versucht irgendwie die Grenze nach Europa zu überwinden. William ist auf der Suche nach seinem verschollenen Bruder unterwegs. So beschließen die beiden 18jährigen, im Moment größter Verlorenheit, Verbündete zu werden. Die erste Schwierigkeit die es zu überwinden gibt, ist die spanische Grenze. Gyllen heuert einen zufällig am Straßenrand stehenden Hippie an, weil er im Besitz eines Führerscheins ist. Luttger (Moritz Bleibtreu) hat allerdings ganz andere Absichten. Er versucht das Wohnmobil zu stehlen, was allerdings misslingt. Danach fahren die Zwei, angetrieben von jugendlicher Abenteuerlust durch Spanien und Frankreich bis Calais. Dort hofft William seinen Bruder zu finden. Während die Freundschaft und das Vertrauen der beiden jungen Männer zueinander mit jedem Tag wächst, werden sie mit Entscheidungen konfrontiert, die nicht nur ihr eigenes Leben nachhaltig beeinflussen. „Es ist ein Film über Freundschaft, über Unterstützung und Solidarität. Es geht um zwei Teenager die zufällig aufeinander treffen und versuchen aus ihrem Leben das Beste zu machen“. So die Aussage des Regisseurs über seinen Film. Und das ist im wundervoll gelungen. Ein Roadmovie, der auch die politische Realität nicht auslässt. 100 Minuten – durchaus sehr ansehnlich und zu empfehlen.