Zeit seines Lebens war es Joseph Ratzingers Aufgabe, die Kirche und ihre Werte zu bewahren. Als Papst Benedikt XVI. führte er die katholische Kirche aber in die größte Krise, die sie je erlebte. In den 1960er Jahren galt Ratzinger kurze Zeit als Heilsbringer und Innovator, doch das änderte sich, als er in den Vatikan ging und dort für den Erhalt der rein konservativen katholischen Lehre kämpfte. Der Regisseur Christoph Röhl sprach mit Menschen, die alle im System des Vatikans tätig waren. Fast alle stellen das Bild Ratzingers als „bescheidenen Gelehrten“ infrage. Vielmehr noch machen sie deutlich, dass er einen großen Anteil daran hat, dass ein toxisches Machtsystem im Vatikan entstehen konnte. Während Röhl sich in seinem Film mit Ratzingers Vergangenheit auseinandersetzt, wird deutlich, dass viele der engsten Vertrauten und Berater des Papstes in die Verschleierung der globalen Missbrauchskrise und Korruptionsskandale der katholischen Kirche beteiligt waren. Christoph Röhl sprach für seinen Film mit Insidern, Vertrauten, Wegbegleitern, Kirchenkennern und -kritikern, nichts ahnend, dass Joseph Ratzinger kurze Zeit später als Papst Benedikt XVI. zurücktreten würde.
Wir waren Papst! Und haben es versaut
Von Thomas Lassonczyk