"Der verlorene Sohn" gehört zu den Filmen, auf die ich mich dieses Jahr mit am meisten gefreut habe, da mich doch die Thematik anspricht und ich die Grundhandlung schon sehr bewegend fand. Regisseur und Schauspieler Joel Edgerton ist hier auch ein wirklich herausragender Film gelungen. Der Film dreht sich um Jared, der als Sohn eines Predigers aufwächst und selbst Homosexuell ist. Als seine Eltern dies erfahren kommt er in ein Camp, in dem ihm die Homosexualität ausgetrieben werden soll. "Der verlorene Sohn" beruht auf einer wahren Geschichte und der Biografie von Garrard Conley. Joel Edgerton, der bereits mit "The Gift" bewiesen hat, dass er ein großartiger Regisseur ist und sein schauspielerisches Talent schon mehrfach unter Beweis gestellt hat, schafft hier einen wirklich bewegenden und mitreisenden Film, der uns in erster Linie aufzeigen will, dass Homosexuelle noch heute unter Intoleranz leiden und oft noch von der Gesellschaft mit Füßen getreten werden. Schwul zu sein, lesbisch zu sein, transsexuell zu sein, wird auch heute noch verschmäht und teilweise mit angefeindeten Reaktionen abgestraft, weil unsere Gesellschaft eben noch immer nicht so tolerant ist wie sie es vorgibt zu sein. Daher ist der Film auch so wichtig. Homosexualität ist etwas normales, wozu sich Menschen nicht entscheiden, es ist von Geburt an in ihnen und daher auch nichts falsches oder verwerfliches, was man behandeln kann. Sie ist eine normale Form der Liebe, weshalb es auch heute noch absurd ist zu Denken, dass man Menschen vor der Liebe heilen kann. Edgerton greift das in dem Film sehr gut auf, der der ganze Prozess, der Reinigung durch den Herrn ist absoluter Humbug. Es bleibt eher die Frage wie krank Menschen sind, die anderen Menschen es nicht gönnen zu lieben wenn sie lieben. Der Film steht und fällt natürlich mit seinen Darstellern und genau hier hat Edgerton alles richtig gemacht. Lucas Hedges ist mit seinen zarten 23 Jahren schon eine Schauspielgewalt und spielt die Rolle des Jared absolut authentisch. Der Star aus "Manchester By The Sea" "Three Billbords Outside Ebbing, Missouri" oder "Ben Is Back", wie auch "Lady Bird", spielt ganz groß auf. Auch Nicole Kidman ist in der Rolle der Mutter umwerfend, für die die Homosexualität ihres Sohnes zu Beginn schwierig ist, aber sie die Liebe zu ihrem Sohn über alles stellt. Auch Russell Crowe ist gewohnt gut in seiner Rolle als Vater, was durch Edgerton selbst als Therapeut in der Anstalt ergänzt wird. In Nebenrollen glänzen dann auch noch Darsteller wie Xavier Dolan und der Sänger Troye Sivan, die beide wundervoll in den Film passen, toll spielen und die Intention des Filmes noch glaubhafter transportieren. Gerade Sivan steuert einen wundervollen Titelsong zum Film bei. Am Ende ist "Der verlorene Sohn" ein wunderbarer Film zum Thema Toleranz und Akzeptanz, der die Probleme von Schwulen und Lesben absolut authentisch aufgreift.