Nach dem eher mäßig bei der Presse angekommenen „The Open House“ erwartet uns mit „The Ritual“ der nächste von Netflix eigenproduzierte „Horrorfilm“ im Jahr 2018.
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Nachdem Rob bei einem brutalen Überfall auf ein Geschäft ums Leben kommt, wollen vier seiner besten Freunde die Wanderung für ihn machen, die er sich vor seinem Ableben gewünscht hatte: Eine Wanderung durch die Wildnis im hohen Norden Skandinaviens. Nachdem sich einer der Freunde am Knie verletzt und sie eine Abkürzung durch den Wald nehmen müssen, um schneller bei einer Basis anzukommen, wird schon in den ersten Momenten klar, dass irgendwas in diesem Wald nicht mit rechten Dingen zugeht und „sie wohl besser nach Las Vegas hätten gehen sollen.“
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(The Ritual beginnt wie soviele andere Horrorfilme ebenfalls mit einem Schicksalschlag. Luke gibt sich selbst eine Schuld am Tod seines Freundes und ihn verfolgt das Erlebnis aus dem Supermarkt.)
Drehbuch-technisch wurde hier durchaus solide Arbeit geleistet. Die Dialoge sind zwar nicht immer vollends überzeugend, was aber auch an der deutschen Synchro liegen mag. Dafür sind aber einige Passagen am Anfang mit Witz, aber sobald es ernster wird, verschwindet dieser Humor sinnvollerweise. Die Story hingegen weißt zwar ein paar Überraschungen auf, verläuft aber letztlich trotzdem ziemlich linear und manchmal auch vorhersehbar.
(SPOILER: Beispielsweiße war von Anfang an klar, dass Luke als einziger den Wald überleben wird, da seine Rolle enorm wichtig ist und er sich auch ungewolltermaßen zum Hauptprotagonisten entwickelt)
Dennoch sollten einige Ideen und Überraschungen nicht außer Acht gelassen werden und diese steigern das filmische Niveau im Vergleich zu anderen Genrevertretern schon nennenswert.
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Der Regisseur David Bruckner, der schon einige andere Genrevertreter gedreht hat (sind mir aber alle unbekannt bzw. hab ich noch nicht gesehen) leistet meiner Meinung nach gute Arbeit. Die Szenen wirken überzeugend und es wird sowohl inszenatorisch, als auch dramaturgisch eine durchwegs tolle Stimmung und Athmosphäre erzeugt. Allerdings sind die Horrorelemente bei weitem nicht so schockierend, wie bei anderen Horrorfilmen.
Der Film legt auch am Anfang einige tolle Fährten, die schon auf das Ende hinausdeuten könnten
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Schauspielerisch überzeugen alle Protagonisten, wobei Sam Troughton in seiner Rolle des Dom am meisten überzeugt und die Figur sehr authentisch spielt. Insgesamt sind aber alle Schauspieler in ihren Rollen toll und stimmig und schaffen es die Atmosphäre mit ihren Emotionen zu untermauern.
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Die Kameraarbeit gefällt mir auch überaus gut. Die Landschaftaufnahmen sind großartig und der Zoom der Kamera wird unfassbar gut in Szene gesetzt. Die Aufnahmen im Wald verdeutlichen die bedrückende Atmosphäre und die vielen Totalen Perspektiven sind sinnvoll gesetzt. Am besten gefiel mir der Shot, wo die Kamera auf die Bäume zielt, die den Wald unübersichtlich bzw. schier unendlich erscheinen lassen und man mit dem zunehmenden Zoom die vier Protagonisten aus dem Dickicht auftauchen sieht. Auch einige Übergänge sind kameratechnisch sehr stilvoll gelöst.
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Zum Szenenbild und Kostüm muss nicht viel gesagt werden, da sich der Hauptteil des Films in dem Wald abspielt. Die Hütten, die auftauchen sehen exakt gleich aus und unterscheiden sich nicht großartig. Kostüme der Protagonisten sind auch ziemlich basic und einfach normale Wanderkleidung.
(Verletzungen sind gut geschminkt und die Bewohner des Dorfes am Schluss schauen auch toll aus.)
Auf der Tonebene wird überraschend wenig für einen Horrorfilm gearbeitet. Klar hat man viele klassische Szenen, wie Stille und dann laute, schrille Töne, aber die Jumpscares halten sich wirklich in Grenzen. Allerdings sind die Horrorelemente, wie schon oben gesagt, nicht besonders gruselig, was es auch „Angsthasen“ erträglich macht den Film zu schauen.
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SPOILER: Animationstechnisch taucht nur das „Monster“ auf, dass ganz in Ordnung animiert ist. Es schaut etwas schräg aus, aber nicht so beängstigend, wie andere Monster
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Insgesamt halte ich „The Ritual“ für einen durchaus gelungenen Horrorfilm, wobei man als eingefleischter Horrorfetischist sich möglicherweise langweilen wird. Aber Genreeinsteiger bzw. kleine Angsthasen können mit dem Film ziemlich viel Spaß haben.Von mir gibt es trotz allem aus persönlicher Überzeugung starke 4 von 5 Sternen.