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Isabelle D.
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4,5
Veröffentlicht am 29. September 2018
"Mirai - das Mädchen aus der Zukunft" von Mamoru Hosoda ist ein wunderschön, detailreich animierter und virtuos gezeichneter Film, dem man ansieht, dass er mit viel Liebe und Hingabe gemacht wurde. Die Handlung ist im Prinzip unterkomplex: Ein kleiner Junge bekommt ein Schwesterchen und wird eifersüchtig, als seine Eltern dem Baby ihre ganze Aufmerksamkeit schenken. Er fühlt sich vernachlässigt, langweilt sich, weil seine Schwester noch viel zu klein ist, um mit ihr zu spielen, und plötzlich ist nicht mehr er der Niedlichste in der Familie, sondern sie. Gemeinheit.
Diese einfache Handlung wird jedoch mit Fantasyelementen kombiniert. Kun, so heißt der kleine Junge, begibt sich auf mehrere Zeitreisen und lernt dabei seine Schwester als Teenager, seine Mutter als Kind und seinen Urgroßvater als jungen Mann kennen. Dabei wird ihm klar, dass er sich mit seinem Trotz und seinem Schmollen selbst im Weg stand, er lernt Toleranz und die Liebe zu seiner Familie. Gut, es ist ein bisschen sentimental und vielleicht ein wenig bieder, aber trotzdem geht einem dabei das Herz auf.
Was ich außerdem spannend fand, war, dass man merkt, wie viel Menschen im Kern eigentlich gemeinsam haben, egal, woher und aus welcher Kultur sie kommen. Überall auf der Welt gibt es Familien, die mit der Vereinbarkeit von Kindern, Beruf und Beziehung kämpfen, gibt es Geschwister, die sich erst nicht ausstehen können, und später doch einen versöhnlichen, friedlichen Umgang miteinander lernen. Ich persönlich fand es außerdem interessant, mal die Perspektive des Erstgeborenen zu sehen und nachvollziehen zu können. Als Nesthäkchen in der Familie weiß man ja nicht, wie das ist, wenn man erst lernen muss, die Fürsorge und Aufmerksamkeit der Eltern mit einem Geschwisterchen zu teilen.
Fazit: Unbedingt sehenswert! Vor allem, wenn man selbst Geschwister, Kinder, Nichten und Neffen hat, dürfte man sich in der Geschichte wiederfinden.
Bezüglich Stimmung und Atmosphäre ein sehr beeindruckender Film: Man fühlt sich förmlich in die Gedanken- und Gefühlswelt des kleinen Kun hineinversetzt. Man freut sich mir ihm und leidet mit ihm. Die visuelle Gestaltung, vor allem die Steigerung im Finale, verstärkt dies noch. Aber an Handlung und Botschaft - spoiler: letzlich ist der Film "nur" eine Hommage ans Familienleben - gab es mir zu wenig.